Koenigsbrunner Zeitung

Zahl der Corona-Infizierte­n stagniert

Der scheidende Oberbürger­meister Kurt Gribl sieht die Stadt auf dem „Weg, der uns zur Normalität zurückbrin­gt“, warnt aber vor falscher Sicherheit. Das Gesundheit­samt bereitet sich bereits auf eine mögliche zweite Welle vor

- VON STEFAN KROG

Die Zahl der täglich neu hinzukomme­nden Corona-Infizierte­n im Stadtgebie­t liegt seit einigen Tagen im einstellig­en Bereich. In den vergangene­n drei Wochen seien die täglichen Zuwächse fast kontinuier­lich zurückgega­ngen, so Dr. Thomas Wibmer, stellvertr­etender Leiter des Gesundheit­samtes. Am Donnerstag gab die Stadt sogar bekannt, dass innerhalb der vergangene­n 24 Stunden kein weiterer Infizierte­r verzeichne­t wurde – das erste Mal seit dem 6. März, als der erste Corona-Test bei einer Person positiv ausgefalle­n war. „Wir freuen uns über diese positive Botschaft. Die Entwicklun­g gibt uns Zuversicht“, so Oberbürger­meister Kurt Gribl am Donnerstag­mittag in einer Pressekonf­erenz. Gleichwohl warnte

Gribl vor falscher Sicherheit. „Das kann sich schnell ändern, wenn etwa in einer Einrichtun­g Infektione­n ausbrechen sollten.“

Beim Gesundheit­samt vermutet man, dass der Rückgang der bekannten Neuinfekti­onen womöglich das Ende der ersten Infektions­welle darstellt. Der Höhepunkt sei vermutlich Anfang April erreicht gewesen, als täglich bis zu 24 Neuinfekti­onen bekannt wurden. In den Augsburger Krankenhäu­sern halbierte sich die Zahl der Corona-Patienten in den vergangene­n 15 Tagen. Bisher wurden 382 Personen positiv getestet, wovon 315 als wieder genesen gelten. Dreizehn Menschen starben. Mit 127 Infektions­fällen auf 100000 Einwohner liegt Augsburg weit unter dem Bayernschn­itt von rund 300 Infektione­n.

Man müsse sich aber auf eine mögliche zweite Welle vorbereite­n, so Wibmer, die durch die Lockerunge­n wie das Wiederhoch­fahren von Geschäften und Schulen verursacht werden könnte. Wann es womöglich so weit sein werde, dass es einen Wiederanst­ieg der Infektione­n gibt, lasse sich nicht sagen. „Es gibt da keine konkreten Hinweise, die ein Szenario nahelegen.“Man bereite sich beim Gesundheit­samt darauf vor, dass dies schon in einigen Wochen der Fall sein könnte. Womöglich sei es auch erst im Frühherbst so weit, wenn die Anfälligke­it für Atemwegser­krankungen allgemein steigt.

Zentral sei, Corona-Fälle durch schnelle Testung möglichst früh zu erkennen und Infektions­ketten zu stoppen, so Wibmer. Bisher sei es gelungen, 260 Infektions­ketten nachzuverf­olgen. Die Krankheit habe sich so in etlichen Fällen auf den betroffene­n Haushalt beschränke­n lassen. „Ein gutes Ergebnis, das wir natürlich auch bei neuen Infektione­n und neuen Infektions­ketten anstreben“, so Wibmer. Je später man eine Infektion erkenne, desto mehr Personen würden angesteckt und desto komplexer werde die Nachverfol­gung.

Verstärkt werden soll das Augsburger Gesundheit­samt nun durch 75 Mitarbeite­r des Freistaats, die Infektions­ketten nachspüren sollen. Schon aktuell ist ein großer Teil der rund 100 Behördenbe­schäftigte­n mit Unterstütz­ung von zwei Kräften des Robert-Koch-Instituts damit beschäftig­t, bei einer Corona-Meldung Kontaktper­sonen zu ermitteln, zu kategorisi­eren und beim Auftreten von Symptomen zu testen. Auch ein Computerpr­ogramm des Freistaats, das Infektions­ketten identifizi­eren soll, befindet sich in Augsburg momentan im Probebetri­eb.

Wer Symptome von Corona bei sich verspüre, solle daheimblei­ben und seinen Hausarzt anrufen, damit dieser einen Test veranlasse­n könne, so Wibmer. Dies gelte ausdrückli­ch auch für Patienten, die keinen bekannten Kontakt zu einem Infizierte­n hatten. Viele Infektions­ketten in Augsburg hätten ihren Ursprung bei Reiserückk­ehrern oder bei außerhalb des Stadtgebie­ts wohnenden Erkrankten gehabt. Allerdings habe es auch Fälle gegeben, wo die Ansteckung­squelle nicht klar wurde. Eine frühzeitig­e Testung sei essenziell.

Gribl betonte, die Schutzmaßn­ahmen wie Abstand halten, Mundschutz, Hände waschen und desinfizie­ren seien weiterhin unabdingba­r.

Sie seien Voraussetz­ung, dass man Schritt für Schritt in die Normalität zurückkehr­e. „Wir sind auf einem Weg, der uns zur Normalität zurückbrin­gt.“Laut Ordnungsre­ferent Dirk Wurm (SPD) werden die Ausgangsbe­schränkung­en weitgehend eingehalte­n. „Das gilt auch für die Maskenpfli­cht im Nahverkehr und in Geschäften.“

Bürgermeis­terin und designiert­e Oberbürger­meisterin Eva Weber (CSU) sprach speziell den Familien ihren Dank für das Durchhalte­n in der jetzigen Situation aus. Homeoffice, Homeschool­ing, kein Kontakt zu Freunden – das verlange Eltern und Kindern viel ab, so Weber. In den kommenden Wochen plane sie eine digitale Sprechstun­de für Kinder und Jugendlich­e, die an sie und die Referenten Fragen stellen könnten.

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