Koenigsbrunner Zeitung

Corona schlägt auf dem Arbeitsmar­kt durch

Im April lag die Zahl der Arbeitslos­en in Augsburg bei rund 10 000 – das sind 30 Prozent mehr als noch vor einem Jahr. Die Arbeitlose­nquote liegt bei 6,1 Prozent. Und es könnte noch schlimmer kommen

- VON STEFAN KROG UND JONAS VOSS

Die Zahl der Arbeitslos­en im April in Augsburg ist im Vergleich zum Vergleichs­zeitraum vor einem Jahr um 30 Prozent gestiegen. Aktuell liegt die Zahl der Arbeitslos­en im Augsburger Stadtgebie­t bei rund 10 000, also 2360 mehr als vor einem Jahr. „Die Corona-Krise ist auf dem Arbeitsmar­kt angekommen, die übliche Frühjahrsb­elebung ist ausgefalle­n“, so Elsa Koller-Knedlik, Vorsitzend­e der Geschäftsf­ührung der Arbeitsage­ntur, am Donnerstag bei der Vorstellun­g der aktuellen Zahlen. Die Arbeitslos­enquote im April lag bei 6,1 Prozent (vor einem Jahr waren es 4,8 Prozent).

„Die Arbeitslos­en kommen aus nahezu allen Branchen – vor allem aus dem Gastgewerb­e, der Zeitarbeit und der Metall- und Elektroind­ustrie“, sagt Koller-Knedlik. Firmen würden Mitarbeite­r nicht mehr weiterbesc­häftigen, gleichzeit­ig ließen sich auch immer weniger Arbeitslos­e aus dem Bestand an Firmen vermitteln. Die Zahl der neu gemeldeten Stellen bei der Arbeitsage­ntur ging für den ganzen Wirtschaft­sraum demnach um 67 Prozent zurück.

Koller-Knedlik sagt, sie rechne für die kommenden Monate „weiter mit steigenden Arbeitslos­enzahlen“. Eine Trendwende sei frühestens Mitte des Jahres denkbar. Betroffen vom Zuwachs der Arbeitslos­igkeit sind vor allem junge Menschen unEinkomme­n ter 25 Jahren. Hier hat die Zahl im Vergleich zum Vorjahres-April um 50 Prozent zugenommen.

Die steigenden Arbeitslos­enzahlen machen sich bei den Anträgen auf Arbeitslos­engeld II bemerkbar. Sozialrefe­rent Stefan Kiefer (SPD) erläutert, „in diesem Jahr wurden im März 2020 711 Neuanträge auf Arbeitslos­engeld II gestellt, im April 2020 wurden in den ersten drei Wochen im Durchschni­tt rund 300 Anträge wöchentlic­h gestellt, der gesamte Monatswert liegt aktuell noch nicht vor.“Im Vergleich dazu die Zahlen aus den Monaten März und April 2019: 440 respektive 420 Anträge waren es damals. Die Mehrausgab­en im Vergleich zu Vorjahr schätzt das Sozialrefe­rat auf aktuell mindestens eine Million Euro für den Monat April. Im April 2019 wurden 8,6 Millionen Euro ALG II (umgangsspr­achlich Hartz IV) ausgezahlt.

Auch beim Wohngeld, das die Stadt an Haushalte mit geringem auszahlt, gibt es Steigerung­en. Nach Ansicht der zuständige­n Fachabteil­ung im Amt für Soziale Leistungen ist der Einfluss der Corona-Krise auf die Zahlen noch gering; Kiefer erklärt, der Hauptgrund seien seit dem 1. Januar geltende gesetzlich­e Bestimmung­en. Vom 1. bis zum 27. April zahlte die Stadt insgesamt 505000 Euro aus. Im März gingen 281 Erstanträg­e ein, im April waren es 268. Auch andernorts laufen die Prognosen.

Die Arbeitsage­ntur-Vorsitzend­e Koller-Knedlik erklärt, „außerdem gehen wir davon aus, dass übers Jahr gesehen mehr Menschen in die Kurzarbeit gehen, als noch in der Finanz- und Wirtschaft­skrise der Jahre 2008/2009“. Das Instrument federe momentan noch relativ ab. Im März und April beantragte­n im Agenturbez­irk (Stadt Augsburg und Landkreise Augsburg und Aichach-Friedberg) 5818 Betriebe Kurzarbeit, also 32,9 Prozent aller Betriebe. Betroffen sind davon 70700 Beschäftig­te. Allerdings werde nicht jede angezeigte Kurzarbeit auch in voller Höhe tatsächlic­h umgesetzt.

Man bemühe sich bei der Agentur, Anträge auf Kurzarbeit­ergeld zügig abzuarbeit­en. Dies sei inzwischen innerhalb weniger Tage möglich. Kurzarbeit sei eine gute Möglichkei­t, um durch die Krise zu kommen, weil die Beschäftig­ten ihren Job behalten können und nach dem Ende der Krise sofort wieder mit anpacken können, so Koller-Knedlik. Firmen sollten sich auch überlegen, die Zeit der Kurzarbeit für Qualifizie­rungen zu nutzen, die von der Agentur gefördert werden. „Gerade Geringqual­ifizierte können dadurch zur benötigten Fachkraft werden. Jetzt ist die Zeit dazu da. Wenn der Betrieb wieder hochgefahr­en wird, dann wird jede helfende Hand benötigt und Weiterqual­ifizierung­en sind nicht mehr in diesem Maß wie derzeit möglich.“

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Archivfoto: Tom Trilges Die Zahl der Arbeitslos­en ist corona-bedingt im Vergleich zum Vorjahr deutlich angestiege­n.

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