Trotz Corona: Demos prägen am 1. Mai das Stadtbild
DGB-Chefin Silke Klos-Pöllinger fordert via Internet Visionen für eine „echte soziale Marktwirtschaft“nach der Corona-Krise. In der Innenstadt gibt es Demos für Tierschutz, Gerechtigkeit und Corona-Lockerungen
Die große Maikundgebung des Gewerkschaftsbundes fiel am Freitag zwar aus und wurde ins Internet verlagert. Auf dem Facebook-Auftritt des DGB Schwaben gab es aber Videobotschaften von Augsburger Gewerkschaftern. Gerade jetzt in der Krise zeige sich die Wichtigkeit von tariflicher Bindung in Firmen, so DGB-Kreisvorsitzende Silke Klos-Pöllinger. So sei es Betriebsräten mitunter gelungen, eine Erhöhung beim Kurzarbeitergeld auszuhandeln. Gerade für Geringverdiener werde es trotz der von der Großen Koalition beschlossenen mittelfristigen Erhöhungen aktuell eng. „Wir brauchen auch nach der Krise höhere Löhne für die Menschen, die uns jetzt beschützen und versorgen“, so Klos-Pöllinger. Jetzt sei die Chance, Vorstellungen für eine „echte soziale Marktwirtschaft nach der Krise“zu entwickeln.
Auch zahlreiche Gewerkschafter schickten Foto-Statements. Via Video-Botschaft sagte die neue Oberbürgermeisterin
Eva Weber (CSU), dass neben einer starken Unternehmerschaft starke Gewerkschaften für eine gute Tarifgemeinschaft nötig seien. Sie wolle auch Ansprechpartnerinnen von Arbeitnehmern und Gewerkschaften sein.
In der Augsburger Innenstadt gab es drei kleinere Demonstrationen. Die Stadt hatte die Teilnehmerzahl auf maximal 50 festgesetzt und Mundschutz sowie Mindestabstand der Teilnehmer von 1,5 Meter als Auflagen festgesetzt. Die Polizei war vor Ort, um die Einhaltung der Auflagen zu kontrollieren, wobei es zu keinen Problemen kam.
Auf dem Rathausplatz demonstrierte die V-Partei, die im kommenden Stadtrat erstmals mit Roland Wegner vertreten sein wird. Mit Klebezetteln auf dem Boden gaben die Organisatoren den Teilnehmern eine Orientierung zu den Mindestabständen.
Die Politik bekämpfe die Symptome, setze aber nicht an den Ursachen an, hieß es. Viele Pandemien der vergangenen Jahre hätten ihren Ursprung wie jetzt auch bei Corona darin gehabt, dass Viren von Tieren auf den Menschen übergesprungen sind. Begünstigt worden sei das durch enges Zusammenleben und die Ausbeutung von Tieren. Auch die europäische Massentierhaltung mit Antibiotikaresistenzen als Folge gefährde die Gesundheit. Insgesamt, so Wegner, werde gesunde Ernährung als Faktor zur Stärkung des Immunsystems unterschätzt. Man fordere die Politik auf, Restaurants wieder zu öffnen, wenn sie pflanzlich-vollwertige Nahrungsmittel in Bioqualität anbieten. Sie trügen zur Gesundheit bei.
Am Königsplatz war das Internationalistische Bündnis – ein Zusammenschluss antifaschistischer, klassenkämpferischer und ökologischer Organisationen – vertreten. Man dürfe nicht zulassen, dass die Lasten der Krise auf Arbeiter und Angestellte abgewälzt würden, während
Autokonzerne aufgrund von staatlicher Hilfe weiter Dividenden ausschütten, so Emil Bauer von der Marxistisch-Leninistischen Partei Deutschlands (MLPD). Die Corona-Krise sei auch eine Krise des Kapitalismus. Ein Thema war auch die Situation der Pflegeberufe. In einer verlesenen Stellungnahme eines Krankenpflegers an der Uniklinik hießt es, dass man den Applaus der Bevölkerung dankend annehme, aber die Situation der Pflege insgesamt schwierig sei.
Auf dem Moritzplatz protestierten Kosmetikerinnen, Visagisten, Nageldesigner und Fußpfleger. Die Studios seien seit acht Wochen geschlossen, ohne dass es eine Perspektive für eine Wiedereröffnung gebe, so Organisatorin Karin Ittlinger. Die staatliche Soforthilfe für Betriebe sei eine „schöne Geste“, fange die Verluste aber nicht auf. Die Hygieneverordnungen in diesen Berufen seien ohnehin streng, sodass man auch mit corona-bedingten Maßnahmen gut zurechtkommen werde.