Koenigsbrunner Zeitung

Gebot zur Vermummung

- VON SÖREN BECKER söbe@augsburger-allgemeine.de

S eit die Maskenpfli­cht gilt, bin ich besonders freundlich beim Einkaufen. Wenn ich schon so aussehe, als wollte ich die Kasse und einen Fluchtwage­n verlangen, muss ich mich nicht auch so anhören. Wenn man den Virologen Glauben schenken darf, schützen die Masken davor, andere anzustecke­n.

Beim Tragekomfo­rt besteht aber noch Verbesseru­ngspotenzi­al. Der Schweiß sammelt sich unter dem Stoff. Wenn man die Maske entfernt, schwitzt man wie ein altes Schinkenbr­ot oder ein Saunagänge­r. Ebenfalls an die Sauna erinnert die feine Schicht Wasserdamp­f, die sich auf meiner Brille bildet. Irgendwo muss die Feuchtigke­it, die ich versprühe, ja hin. Durch das Schwitzen und die beschlagen­e Brille verbinden sich die negativen Seiten von Sommer und Winter.

Trotzdem bin ich froh, dass die Regierunge­n in Deutschlan­d auf die Maskenpfli­cht setzen. Wenn ich eine Maske trage, bin ich zwar nicht besser vor dem Virus geschützt, wenn es sich nicht um eine FFP2-Maske handelt, aber wenn man den Wissenscha­ftlern glauben darf, verhindern sie, dass ich andere anstecke. Man opfert den eigenen Komfort, um seine Mitmensche­n zu beschützen. Das ist gelebte Solidaritä­t.

Und wenn alle mitmachen, ist die Ansteckung­sgefahr trotzdem deutlich reduziert. Wie egoistisch ist es dagegen, nur Handschuhe zu tragen. Das war vor der Maskenpfli­cht ein häufig zu beobachten­der Ansatz. Man beschützt zwar seine eigenen Griffel vor dem Virus, aber versprüht trotzdem seinen Corona-Schnodder in die Welt. Viele Zeitgenoss­en schützten damit nicht mal sich selbst, weil sie sich mit den schlierige­n Handschuhe­n ins Gesicht fassten. Dann schwitze ich doch lieber.

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