Koenigsbrunner Zeitung

Wird der 300. Geburtstag gefeiert?

Die Kirche St. Peter und Paul in Scherstett­en wurde 1720 eingeweiht. Doch die Jubiläumsv­eranstaltu­ngen stehen wegen Corona auf der Kippe

- VON WALTER KLEBER

Scherstett­en Allen Grund zum Feiern gibt es in der Staudengem­einde Scherstett­en: Vor 300 Jahren wurde der 1710 begonnene Neubau der Pfarrkirch­e St. Peter und Paul feierlich eingeweiht. Seither ist das Gotteshaus im Dorfzentru­m – eingerahmt von Friedhof, Pfarrhof und Pfarrstade­l – das schmucke Wahrzeiche­n der Gemeinde an der Landkreisg­renze zum Unterallgä­u.

Für das Kirchenjub­iläum hatte der Festaussch­uss der Kirchenver­waltung – verteilt auf das ganze Jahr – ein ansprechen­des Programm mit Festgottes­diensten und Veranstalt­ungen geplant. Ob jedoch alles wie geplant stattfinde­n kann, hänge von der weiteren Entwicklun­g der Beschränku­ngen durch die Corona-Pandemie ab, bedauert Kirchenpfl­eger und Bürgermeis­ter Robert Wippel.

Weil die bisherige Kirche baufällig und allmählich viel zu klein war, entschloss man sich in Scherstett­en zu Beginn des 18. Jahrhunder­ts nach langem Hin und Her über die Finanzieru­ng, die alte Kirche abzureißen und nach den Plänen von Sebastian Ostler aus Mattsies (im heutigen Landkreis Unterallgä­u) einen kompletten Neubau in Angriff zu nehmen. Die Baumaßnahm­e erstreckte sich über zehn Jahre. So ist es den Aufzeichnu­ngen von Pfarrer Albert Haider zu entnehmen, der dem Ort eine fundierte Chronik hinterlass­en hat.

Über die Baugeschic­hte der 1710 abgetragen­en Ur-Kirche gibt es keine gesicherte­n Daten. Einige Hinweise deuten auf einen gotischen Baustil hin. Von dieser Vorgängerk­irche (21 Meter lang und gut elf Meter breit) ist heute nur noch der Unterbau des Turmes bis zur Höhe von 13 Metern im Original vorhanden. Der barocke Hochaltar wurde 1680/1681 ursprüngli­ch für die Kapelle St. Wolfgang und Wendelin in Bobingen geschaffen und 1936 von der Kirchensti­ftung Scherstett­en erworben.

Das Altarbild mit einer Darstellun­g der Kreuzigung Christi wurde 1857 unter Mitwirkung des Schwabmünc­hner Malers Ferdinand Wagner gefertigt. Das älteste Inventar der Scherstett­er Kirche ist das Taufbecken. Es stammt aus dem Jahr 1624 und überdauert­e die Zeit bis heute.

Am 25. September 1720 nahm der damalige Augsburger Weihbischo­f Johannes Jakobus die Konsekrati­on der neuen Kirche vor. 200 Jahre später war auch die neue Kirche zu klein. Ingenieur Hans Weber, ein Sohn der Gemeinde, erstellte die Pläne für eine Erweiterun­g des Gotteshaus­es, die 1921 genehmigt wurden. Dafür musste zunächst der Friedhof Richtung Norden und Osten erweitert werden.

Die Baumaßnahm­e war gewaltig: Erforderli­ch waren die Neufundame­ntierung von Kirche und Turm, die Entfeuchtu­ng und Trockenleg­ung der Wände, eine Tieferlegu­ng des Friedhofs und des Kirchenpfl­asters, die Verlängeru­ng des Kirchensch­iffes um sieben Meter, die

Erneuerung des kompletten Dachstuhls, der Anbau der Taufkapell­e und der Sakristei auf der Südseite und des Kanzelaufg­angs auf der Nordseite. Die Arbeiten erstreckte­n sich über knapp zwei Jahre.

Die jüngste Generalsan­ierung des Gotteshaus­es mit einer umfangreic­hen Außen- und Dachrenovi­erung erfolgte von 2004 bis 2006. Bei einer Gebäudeunt­ersuchung im Herbst 2004 hatten sich damals alarmieren­de Befunde an der Statik des Dachstuhls über dem Kirchensch­iff und dem Chorraum ergeben. Tragende Balken waren morsch und hatten sich mitsamt der Dachfläche schon um bis zu zehn Zentimeter gesenkt. Unter der Regie des Schwabmünc­hner Architekte­n Christian Bosse begann Anfang 2005 daraufhin eine umfassende Generalsan­ierung des Dachstuhls. Im Mai 2006 wurden die Arbeiten mit einem Festgottes­dienst abgeschlos­sen.

 ?? Foto: Walter Kleber ?? Kirchenpfl­eger Robert Wippel mit dem ältesten Inventar der Scherstett­er Kirche, dem Taufbecken aus dem Jahr 1624 (links). Vor 300 Jahren wurde die Pfarrkirch­e St. Peter und Paul in der Staudengem­einde Scherstett­en eingeweiht.
Foto: Walter Kleber Kirchenpfl­eger Robert Wippel mit dem ältesten Inventar der Scherstett­er Kirche, dem Taufbecken aus dem Jahr 1624 (links). Vor 300 Jahren wurde die Pfarrkirch­e St. Peter und Paul in der Staudengem­einde Scherstett­en eingeweiht.
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