Koenigsbrunner Zeitung

Ein Mini-Maibaum zum Abschied

Nach 18 Jahren ist für Oberottmar­shausens Bürgermeis­ter Gerhard Mößner Schluss. Er hält den Rekord auf die schnellste Sitzung

- VON HIERONYMUS SCHNEIDER

Oberottmar­shausen 23 Minuten für eine Gemeindera­tssitzung – das hat außer ihm noch kein Bürgermeis­ter geschafft. Und es ging noch schneller. Für eine Haushaltss­itzung des Abwasserzw­eckverband­s Lechfeld benötigte Gerhard Mößner einmal ganze elf Minuten. Auch seine Amtszeit ist rekordverd­ächtig.

18 Jahre war Mößner ehrenamtli­cher Erster Bürgermeis­ter von Oberottmar­shausen. Davor gehörte er zwölf Jahre lang dem Gemeindera­t unter seinem Amtsvorgän­ger Siegfried Theimer an. Nach dessen Abschied entschloss sich Mößner zur Kandidatur und die „Abertshaus­er“wählten ihn zum Bürgermeis­ter.

Obwohl das Amt keine Vollzeitpl­anstelle, sondern ein Ehrenamt mit Aufwandsen­tschädigun­g beinhaltet­e, ließ der gelernte Maurer bis heute seinen Arbeitsver­trag bei der Standortve­rwaltung der Bundeswehr Lechfeld ruhen und widmete sich seiner Heimatgeme­inde. „Ich habe diesen Schritt nie bereut“, sagt Mößner, der aus einer alteingese­ssenen Familie stammt.

Mit Ideenreich­tum und Tatkraft brachte er in seiner zupackende­n, bisweilen hemdsärmel­igen Art in der Gemeinde auf dem Lechfeld so einiges zuwege. Den Ausbau der Kindertage­sstätte St. Vitus, die heute von etwa 100 Buben und Mädchen im Kindergart­en und der Krippe besucht wird, zählt Mößner zu einer der größten Errungensc­haften. „Dadurch konnten wir auch die Grundschul­e im Dorf stärken, was mir und dem Gemeindera­t sehr wichtig ist“, sagt er.

Die Ausweisung von Baugebiete­n sowie die Schaffung von Arbeitsplä­tzen durch Gewerbegeb­iete und die Ansiedlung von Unternehme­n wie Siegmund oder Renk trugen zum Wachstum der Gemeinde bei. Auch den kommunalen Wohnungsba­u, der kurz vor der Fertigstel­lung steht, brachte Mößner auf den Weg. Ein Vorzeigeob­jekt wurde der Generation­enpark als Freizeitan­lage für alle Bürger. Eine besondere Herausford­erung war die Aufnahme von Flüchtling­sfamilien aus Syrien und Afghanista­n in den Jahren 2015 und 2016 in einem gemeindeei­genen, früheren Bauernhof. Durch das Engagement ehrenamtli­cher Helfer gelang die Integratio­n der Familien in Oberottmar­shausen. Der Großteil von ihnen lebt immer noch hier.

Dass Mößner in den letzten Wochen seiner Amtszeit mit solch einschneid­enden Veränderun­gen im Zuge der Corona-Pandemie zu kämpfen hatte, damit hatte er nicht gerechnet. Wie viele Gemeinden musste auch er auf die Schnelle Stoff für Mund-Nasen-Bedeckunge­n beschaffen. Trotz der aktuellen Herausford­erungen überließ Mößner seinem Nachfolger Andreas Reiter mit dem neuen Haushaltsp­lan ein wohlbestel­ltes Haus mit stattliche­n Rücklagen. „Aber das Leben in der Gemeinde steht niemals still, es werden neue Herausford­erungen kommen“, sagt Mößner. Er habe sich bereits mehrmals mit seinem Nachfolger

getroffen, um die Übergabe zu regeln und laufende Projekte zu besprechen. „Dem neuen Bürgermeis­ter in irgendeine­r Weise dreinreden werde ich in Zukunft jedoch nicht“, betont er.

Schmerzlic­h vermisst wird Mößner sicherlich von Bruder Barnabas, dem er wegen seiner humorvolle­n und originelle­n Art immer genug Stoff für seine Rede beim jährlichen Starkbierf­est der CSU geliefert hatte.

Die Fastenpred­igt fiel heuer ebenso der Corona-Krise zum Opfer wie die geplante Reise nach Danzig, die Mößner mit seiner Ehefrau im Mai unternehme­n wollte. „Ohne meine Frau Finni und meine Familie wären die 18 Jahre Bürgermeis­teramt in dieser Form nicht möglich gewesen“, sagt Mößner. Sein besonderer Dank gilt auch den Mitglieder­n des Gemeindera­ts, allen Gemeindear­beitern, Verwaltung­sangestell­ten sowie Vereinsvor­ständen für die konstrukti­ve Zusammenar­beit.

Nun will sich Mößner erst einmal zu Hause erholen und sich dann mit Maurer- und Gartenarbe­iten beschäftig­en. Seine Rekorde der kürzesten Sitzungen wird wohl noch lange bestehen bleiben.

Trotz der aktuellen Herausford­erungen findet der Nachfolger stattliche Rücklagen vor

 ?? Foto: Ronny Schneider ?? In der Freinacht hat jemand einen Maibaum vor dem Haus von Gerhard Mößner aufgestell­t. Auf den Zunfttafel­n werden auf der Vorderseit­e seine Verdienste für den Ort und auf der Rückseite seine zukünftige­n Aktivitäte­n aufgezeigt. In seiner letzten Amtshandlu­ng hat Gerhard Mößner seinen Nachfolger Andreas Reiter standesamt­lich getraut.
Foto: Ronny Schneider In der Freinacht hat jemand einen Maibaum vor dem Haus von Gerhard Mößner aufgestell­t. Auf den Zunfttafel­n werden auf der Vorderseit­e seine Verdienste für den Ort und auf der Rückseite seine zukünftige­n Aktivitäte­n aufgezeigt. In seiner letzten Amtshandlu­ng hat Gerhard Mößner seinen Nachfolger Andreas Reiter standesamt­lich getraut.
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Gerhard Mößner

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