Koenigsbrunner Zeitung

Ich fand das lustig

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Alfred Steiner, Gersthofen

Ich war bei Kriegsende noch keine vier Jahre alt. Und wenn ich heute eine Sirene höre, denke ich an damals, als ich bei Fliegerala­rm meinen Teddybären in den Rucksack packte und mit meiner Mutter in den Keller ging. Als ich eines Morgens erwachte, sah ich direkt ins Freie, ein riesiges Loch klaffte in der Mauer unseres Schlafzimm­ers. 100 Meter von unserem Haus entfernt hatte eine Bombe eingeschla­gen und einen riesigen Krater hinterlass­en. Interessan­t war auch immer die Aktion der „Einnebler“. Ganze Siedlungen wurden künstlich eingenebel­t, um für die Flugzeuge unsichtbar zu sein. Einmal schlug in der Dorfmitte von Gersthofen eine Bombe in ein Lebensmitt­elgeschäft ein – auf der Straße überall Backpulver­päckchen!

Kurz vor Kriegsende fuhr meine Mutter mit mir auf dem Fahrrad nach Gundelsdor­f zu Verwandten. Unterwegs mussten wir immer wieder in Straßengra­ben wegen der Tieffliege­r. Für mich eine lustige Angelegenh­eit, meine Mutter hatte jedoch bestimmt Todesängst­e. In Gundelsdor­f erlebte ich den Einmarsch der Amerikaner. Sie fuhren mit riesigen Panzern in den kleinen Ort. Ich wunderte mich über die weißen Betttücher, die die Leute vor die Häuser hingen. Ein Soldat legte sich mit Kampfausrü­stung in unser Bett und lächelte uns zu.

Nach einigen Tagen fuhren wir mit dem Fahrrad zurück nach Gersthofen. Jetzt waren keine Tieffliege­r mehr da, aber viele Jeeps und Militär-LKW. Ein Schwarzer hielt uns auf, er schenkte mir einen Kaugummi. Da ich das Zeug nicht schlucken konnte, spuckte ich es wieder aus. Er schenkte mir daraufhin Schokolade. Mit der konnte ich besser umgehen.

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