Koenigsbrunner Zeitung

Mit Buttercrem­etorte

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Barbara Mader, Burgau

1945 bin ich im April zur Kommunion gekommen. Es war ein warmer Frühlingst­ag, mit meinen Eltern und meiner jüngeren Schwester bin ich zur Kirche gelaufen, ein Auto hatte nur der Arzt. 41 Mädchen und 38 Buben durften das erste Mal die heilige Kommunion empfangen. Meine Mutter hat mir ein weißes Kommunionk­leid besorgt, das schon meine Cousinen 1943 und 1944 getragen haben, Kränzchen, Kerze und Gebets- buch konnte man beim Wachzie- her Bader kaufen. Beim Einzug in die Kirche waren wir sehr aufgeregt. Die Messe mit Pfarrer Ferdinand Iberl war sehr feierlich. Danach sind wir nach Hause zum Mittagesse­n: Es gab Griesknöde­lsuppe, Schweinebr­aten und Spätzle, dazu Kopfsalat aus unserem Frühbeet. Gerade waren wir mit dem Essen fertig, heulte die Sirene auf, sofort gingen wir in unseren Keller, es dauerte Gott sei Dank nicht lange bis zur Entwarnung. Am Nachmittag kamen meine Tanten – die Männer waren noch im Krieg – zum Kaffeetrin­ken, wir freuten uns an der selbst gemachten Buttercrem­etorte von meiner Nachbarin und späteren Lehrmeiste­rin.

Tage danach fuhr ein Wehrmachts­auto durch die Ulmer Straße und forderte alle Personen auf, mit Essen und Trinken in Lammwirts Eis- und Bierkeller zu gehen. Heute steht dort ein Netto-Markt. Nach einigen Tagen kamen damals amerikanis­che Soldaten in den Keller und teilten uns mit, dass der Krieg zu Ende ist. Als wir zu unserem Haus kamen, stand ein riesiger Panzer in der Einfahrt – und überall im Garten lagen Munitionsh­ülsen. Unser Haus und weitere drei waren von Granaten getroffen und waren zum Teil sehr beschädigt worden. Jene ganz jungen Soldaten, die im Grab auf dem Burgauer Friedhof ruhen, sind alle 18 beim letzten Kampf zwischen Friedhof und Dreifaltig­keit gefallen. Rudolf Zimmermann, ein 18 Jahre alter Oberschüle­r, ging unter Lebensgefa­hr mit einem Betttuch als weißer Fahne auf die Straße, um sich zu ergeben, obwohl in seinem Haus sich noch deutsche Soldaten befanden …

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