Koenigsbrunner Zeitung

Da war die Angst gebrochen

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Johann Frey, Durach

Als der Krieg im Mai 1945 zu Ende ging, war ich nicht ganz fünfeinhal­b Jahre alt. Meine Mutter arbeitete auf dem Hof ihrer Schwester, dem sogenannte­n „Hans-Jockerhof“. Mein Vater war im Krieg und seit Monaten vermisst. Als die Amerikaner in unser Dorf fuhren und weiter Richtung Füssen, hatten die Erwachsene­n mit Angst und Bangen sich in die Häuser zurückgezo­gen.

Einige mutige größere Buben wagten sich hinaus, um die endlosen Militär-Kolonnen näher anzuschaue­n. Auch wir Kleinen waren neugierig und bestaunten die rasselnden Panzer, Militär-Lkw und die Jeeps mit Soldaten darauf. Als einige Soldaten uns sogar zuwinkten, winkten wir zurück. Manche Soldaten warfen uns Süßigkeite­n zu. Da war die Angst vor dem Feind gebrochen und wir stürmten voller Freude auf die begehrten Köstlichke­iten.

Ein Ereignis habe ich besonders in Erinnerung. Einige Tage später, es war Sonntag und ich saß mit meiner Mutter und meiner Oma beim Mittagesse­n. Da kam die Mitteilung, dass unser Haus in der Weidacher Straße von den Amerikaner­n beschlagna­hmt wird und wir das Haus in ganz kurzer Zeit verlassen müssen. Meine Mutter und meine Oma waren zutiefst schockiert und fassungslo­s. Mich störte dies nicht besonders, und so saß ich allein am Tisch und aß mit gutem Appetit auch den Leberkäs, der für meine Mutter und für meine Oma bestimmt war. Für einige Wochen fanden wir eine Bleibe auf dem „Hans-Jockerhof“.

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