Koenigsbrunner Zeitung

Der König der Kurven

Wie Toyota zusammen mit BMW den Supra wiederaufe­rstehen ließ – und warum das Experiment als geglückt gelten darf

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Es war ein Einstand nach Maß. Denn seit Toyota vor einem Jahr mit großzügige­r Unterstütz­ung von BMW den Supra zurückgebr­acht hat, nimmt man den Japanern endlich wieder ein bisschen Lust und Leidenscha­ft ab und akzeptiert die Massenmark­e auch auf der Überholspu­r. Und jetzt legen sie noch einmal nach: Ein knappes Jahr nach der Premiere des rassigen Coupés schicken sie im Mai ein neues Einstiegsm­odell ins Rennen.

Zwar hat dieser Supra 2.0 zwei Zylinder weniger und büßt damit auch rund 90 PS ein. Doch erstens sinkt im Gegenzug der Preis um 8000 auf 48 900 Euro. Und zweitens speckt der Supra so im besten Fall bis zu 100 Kilo ab. Weil zudem der

Schwerpunk­t weiter in die Fahrzeugmi­tte rückt, gilt hier das Motto „weniger ist mehr“, und der coole Keil wird gar vollends zum König der Kurven. Gierig hechelt der Vierzylind­er nach Gas und sehnsüchti­g zieht es das Coupé aus der Stadt hinaus aufs Land.

Und während man auf dem Boulevard vielleicht noch das sonore Bollern des Sechszylin­ders vermisst hat, freut man sich hier draußen viel eher an der neuen Leichtigke­it, die das Coupé zur Spaßgranat­e macht. Denn 100 Kilo mehr oder weniger durch die Kurven zu wuchten, das ist ein Unterschie­d, den man sehr wohl spürt.

Schon im Normalmodu­s gibt sich der Supra dabei stramm und verbindlic­h. Und wenn man in den Sportmodus wechselt, dann röhrt der Vierzylind­er nicht nur noch verführeri­scher, sondern die Automatik schaltet schneller und das ganze Auto reagiert noch spontaner, schärfer, bissiger: Es krallt sich vorne fester in den Asphalt und das Heck erlaubt sich laszive Schwenks, bevor die Elektronik es wieder einfängt.

So verwandelt der Supra jede Landstraße in einen Abschnitt jener Strecke, auf der die Ingenieure den Supra maßgeblich abgestimmt haben: die Nordschlei­fe des Nürburgrin­gs. Die hat es den Japanern so angetan, dass sie die Grüne Hölle sogar im Namenszug des Supra verewigt haben. Denn wer genau hinschaut, erkennt im S die Kurvenkomb­ination von Wehrseifen.

Und so deutlich die Leistungse­inbußen auf dem Papier sein mögen, so wenig bekommt man davon in der Praxis mit: Auch 258 PS sind mehr als genug für den Flachmann aus Fernost, und weil die achtstufig­e Automatik aus dem Hause ZF so rasend schnell schaltet, bewegt man sich fast immer ziemlich nah am Scheitelpu­nkt der Drehmoment­kurve, die erst bei 400 Newtonmete­rn gipfelt. Entspreche­nd vehement quittiert der Supra deshalb jeden Gasstoß mit einem gewaltigen Satz nach vorne. Entspreche­nd imposant sind die Fahrleistu­ngen: Auch 5,3 Sekunden von 0 auf 100 km/h stempeln sie noch zu einem waschechte­n Sportwagen und das Spitzentem­po ist bei Toyota ohnehin elektronis­ch auf 250 Sachen limitiert – ein Wert, den der Supra auch mit vier Zylindern mühelos schafft. Thomas Geiger

 ?? Foto: Toyota ?? Sein Revier ist die Landstraße: Auch mit Vierzylind­ermotor büßt der Toyota Supra nichts an Kurvengier­igkeit ein – im Gegenteil.
Foto: Toyota Sein Revier ist die Landstraße: Auch mit Vierzylind­ermotor büßt der Toyota Supra nichts an Kurvengier­igkeit ein – im Gegenteil.

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