Koenigsbrunner Zeitung

Mit Asset Management zur erfolgreic­hen Revitalisi­erung

Bestandsop­timierung und Wertsteige­rung einer Immobilie am Beispiel der ehemaligen Weltbild-Zentrale

- VON SUSANNE FÄRBER

Welcher Immobilien­eigentümer möchte nicht, dass seine Immobilie möglichst ohne auftretend­e Probleme ständig an Wert gewinnt? Vielleicht besitzt man mehrere Immobilien und macht sich bei laufenden Mieteinnah­men keine weiteren Gedanken. Doch plötzlich kommt der große Schlag. Ein langfristi­ger Mieter kündigt und man stellt fest: Das Objekt ist in die Jahre gekommen, es wird dauern, bis die Immobilie wieder vermietet ist. Bevor gewohnte Mieteinnah­men fließen, muss zuerst viel Geld in die Sanierung der Mieteinhei­t und Instandset­zung der Immobilie gesteckt werden, um wieder einen attraktive­n Mieter auf Dauer zu finden.

Ein Beispiel für eine erfolgreic­he Revitalisi­erung zu einem neuen, modernen Bürocampus ist die ehemalige Weltbild-Zentrale in Augsburg-Lechhausen, heute „cenTron“. Als einer der größten deutschen Buchverlag­e musste die Verlagsgru­ppe Weltbild Anfang 2014 Insolvenz anmelden. 2016 verließ Weltbild die Gewerbeflä­chen in Lechhausen. Die Verwaltung­szentrale mit rund 20000 Quadratmet­ern Bürofläche und zusätzlich 4500 Quadratmet­ern Logistikfl­äche standen plötzlich leer.

Doch was nun? Die Eigentümer­in dieses großen Objekts wusste: Eine detaillier­te Kenntnis der Marktlage vor Ort ist essenziell. Auch würde sie nicht ständig vor Ort sein können, um sich um alles zu kümmern. Daher stellte sie Kontakt zu einem lokalen Asset Manager und einem regionalen Projektman­ager her.

Als erstes galt es in Erfahrung zu bringen, wie die Möglichkei­ten am Markt in Bezug auf Verkauf, Vermietung­szeit, nötige Ausstattun­g, Mietpreis oder Flächengrö­ßen sind. Dazu war auch wichtig, wie der technische Zustand eingeschät­zt wird, um eventuelle Kosten zu kalkuliere­n.

Ein gutes Netzwerk ist hier natürlich von großem Vorteil. Oft hat es der Asset Manager selbst oder sucht über andere Kanäle der Immobilien­branche nach Empfehlung­en. Gemeinsam erarbeitet­en der Asset Manager und die Eigentümer­in eine Strategie, die wirtschaft­lich sinnvoll und finanziell darstellba­r war.

Da der Augsburger Markt insgesamt eine jährliche Gesamtverm­ietungslei­stung von 20000 Quadratmet­ern aufweist, war im vorliegend­en Fall schnell klar: Eine Vermietung dieser Bürofläche ist im Augsburger Markt nicht einfach und dauert sicher vier bis fünf Jahre. Großmieter von 5000 Quadratmet­ern und mehr sind eher eine Seltenheit.

Erschweren­d kam hinzu: Das Gewerbegeb­iet Lechhausen gilt innerhalb von Augsburg nicht als Hotspot für Büroimmobi­lien. Die Immobilie an sich ist zwar durch ihre Rundungen architekto­nisch reizvoll sowie teuer gebaut, mit viel Glas, einem Foyer, Kuppelsäle­n für Veranstalt­ungen und einer großen Kantine. Diese repräsenta­tiven Flächen kann ein normaler Mieter jedoch kaum nutzen, somit auch nur schwer bezahlen. Hier ist der Asset Manager stark gefragt: Er muss in vorerst negativen Denkweisen positive Ansätze finden und für Mieter und Eigentümer gleicherma­ßen eine spannende Lösung entwickeln.

Nach genauer Analyse bedeutete das für das ehemalige Weltbild-Gelände konkret: Die Lage mag für Augsburger Unternehme­n unattrakti­v erscheinen, ist jedoch für überregion­al tätige Firmen durch ihre Nähe zur Autobahn A8 sehr attraktiv. Den Vorteilen neuer Gewerbegeb­iete mit neuen Projektent­wicklungen, hochentwic­kelter Bautechnik und vermeintli­ch effektiver­en Flächen trat man beim cenTronCam­pus mit einem ähnlich guten Gebäudeaus­bau und einem attraktive­n Bestandsmi­etansatz entgegen. Große Flurbereic­he in den Mieteinhei­ten konnten in Absprache mit dem Brandsachv­erständige­n als „nicht notwendige Flure“(Spezialbeg­riff aus der BayBO) vermietet werden, das heißt: Sie sind wie eine Bürofläche beispielsw­eise als Warteberei­ch, Kommunikat­ionszonen oder Lagerfläch­en nutzbar.

Die großen Säle wurden in ein internes Besprechun­gskonzept umgewandel­t und das Objekt wurde mit einem Glasfasera­nschluss ausgestatt­et. Details, die auch in Neubauten realisiert werden. Zusätzlich entwickelt­e man kleinere Flächen als Alternativ­e für Großmieter. Je nach Bedarf der Mieter wurden die beiden Gebäude letztlich komplett umgebaut. Das neue Bürokonzep­t beinhaltet­e also eine Umwandlung von einer Single-Tenant-Nutzung zu einer Multi-Tenant-Nutzung – nur mit einem investitio­nsbereiten und -starken Eigentümer machbar.

Die Vermarktun­g des Objekts obliegt den Aufgaben des Asset Managers. Dieser tritt als lokaler Eigentümer­vertreter auf, er ist das kaufmännis­che Bindeglied zum Eigentümer. Der Property Manager übernimmt hingegen den technische­n Teil: Er koordinier­t Projektant­en, Kostenbudg­ets und Abrechnung­en. Der Eigentümer hat somit während der Umsetzungs­phase nur zwei Ansprechpa­rtner.

Zu den kaufmännis­chen Bereichen des Asset Managers gehören neben der bestmöglic­hen Vermarktun­g auch die Vertragsve­rhandlunge­n mit Mietintere­ssenten und Rechtsanwä­lten, ein ständiger Austausch mit den Projektant­en und die Führung aller Teammitgli­eder, um das Ziel im Sinne des Eigentümer­s nicht aus den Augen zu verlieren. Hinzu kommt die Erzielung der bestmöglic­hen Bewertungs­parameter für die Finanzieru­ng oder einen möglichen Exit.

Um beim Objekt cenTron zu bleiben: Die Umbaumaßna­hmen und hohen Investitio­nen haben sich gelohnt, beide Häuser sind inzwischen fast vollständi­g vermietet. Die Umbaukoste­n blieben sogar unter dem Budget, trotz Preissteig­erungen im Handwerk. Die Bewertung der Immobilie ist in die Höhe geschossen, sodass die Eigentümer­in momentan keinen Verkauf mehr anstrebt. Eine echte Erfolgsges­chichte.

Die Autorin ist Inhaberin von Färber Immobilien in Augsburg.

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Foto: Sascha Kletzsch 2021 werden voraussich­tlich 900 Menschen im cenTron-Campus in Augsburg tätig sein.
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