Koenigsbrunner Zeitung

Läden füllen sich langsam

Die Einzelhänd­ler in der Region sind froh, dass sie wieder öffnen dürfen. Wer den Zwangsurla­ub gut verkraftet hat und warum einige Geschäfte immer noch zu sind

- VON SÖREN BECKER

Die Einzelhänd­ler sind froh, dass sie wieder öffnen dürfen. Wer den Zwangsurla­ub gut verkraftet hat und warum einige Geschäfte noch zu sind.

Landkreis Augsburg Seit Montag hat der bayerische Einzelhand­el wieder geöffnet, seit Kurzem sind auch die größeren Geschäfte mit reduzierte­r Fläche bereit für die Kunden. Wie gehen sie mit den Vorschrift­en um? Strömen die Kunden nun geballt zum Shoppen? Und wie haben die kleineren Geschäfte die Schließung überstande­n? Wir haben uns in der Region umgehört.

Das wohl größte Geschäft im Augsburger Land ist noch geschlosse­n: Ikea in Gersthofen. „Auf eine Öffnung mit reduzierte­r Verkaufsfl­äche steuern wir nicht zu“, sagt Sprecherin Isabell Gürtler aus der Marketinga­bteilung dazu. Man könne dort aber online bestellte Ware abholen. Auch das City-Center Gersthofen bleibt abgesehen von systemrele­vanten Geschäften zu.

Was gelangweil­te Kinder und gestresste Eltern freuen dürfte: Spiel+Freizeit in Gersthofen öffnet am kommenden Montag wieder seine Pforten. „Wir brauchen noch etwas Zeit, um die Vorgaben zu erfüllen“, sagt Geschäftsf­ührer KarlHeinz Pfleger auf Anfrage unserer Zeitung. Man wolle die Verkaufsfl­äche begrenzen und die Mitarbeite­r mit Schutzausr­üstung ausstatten.

Der Outdoorlad­en McTrek in Gersthofen hat sich an die neuen Regelungen angepasst. Er hat nur 756 Quadratmet­er Verkaufsfl­äche und durfte seit Montag wieder öffnen. Den Laden betreten darf man nur, wenn man sich am Eingang einen Chip nimmt. Diese dienen sonst zur Diebstahls­icherung. Jedes Mal, wenn man den Laden betritt, heult eine Sirene.

So soll verhindert werden, dass zu viele Leute eintreten. Der Laden ist am Mittwochna­chmittag aber fast leer. Dennoch ist Filialleit­er David Ernst positiv überrascht vom Kundeninte­resse in dieser Woche: „Das Geschäft läuft besser als erwartet“, sagt er. Dass eine Outdoorfir­ma gut läuft, wenn eigentlich alle zu Hause bleiben sollen, sei überrasche­nd:

„Bewegung an der frischen Luft war eine der wenigen Sachen, die man noch machen durfte“, sagt Ernst. Das merke man auch an den neuen Verkaufssc­hlagern wie Wanderschu­hen und Radhosen. Auch Bufftücher, die sich als Alternativ­e zur Alltagsmas­ke eignen, und Desinfekti­onsgel seien ausverkauf­t.

Gerd Hutner darf seinen Spielzeugl­aden in Gessertsha­usen zwar wieder öffnen, aber er ist skeptisch, dass er wieder alte Umsätze erreicht: „Es ist noch zu früh, das zu sagen, aber Kindergebu­rtstage haben einen großen Teil meines Umsatzes ausgemacht“, erklärt Hutner. Und die finden ja derzeit nicht statt. Beschäftig­ungsartike­l wie Malbücher und Puzzles würden nun deutlich besser gehen, aber die Kundenfreq­uenz sei nicht die gleiche wie vorher.

Raimund Keppler vom gleichnami­gen Schmuckges­chäft in Schwabmünc­hen ist dagegen positiv überrascht: „Uhren und Schmuck gehen normal. Wir machen zusätzlich viele

Reparature­n, die sich angestaut haben“, sagt Keppler. Er schätzt, dass seine Kunden weniger Zeit in seinem Geschäft verbringen. Er hat Desinfekti­onsspender und Spuckschut­z-Wände aufgestell­t. Außerdem lässt er nur noch vier Kunden gleichzeit­ig ins Geschäft.

Stefan Herdelt verkauft in Gersthofen Grills und Gartenmöbe­l: „Die Leute sind sehr disziplini­ert. Sie halten sich an Maskenpfli­cht und Abstandsre­geln und kaufen deutlich schneller ein“, sagt Herdelt. Sein Umsatz hat sogar zugenommen: „Während alles zu war, haben viele Leute Zeit gehabt, sich mit ihrer Außeneinri­chtung zu befassen, und wollen ihre Pläne jetzt umsetzen“, glaubt Herdelt. „Wir sind verdammt froh, dass die Kunden wieder kommen.“

Oskar Bauer aus Neusäß-Steppach hat weniger Kunden als sonst in seinem Buchladen: „Die Maskenpfli­cht hat sicher was damit zu tun. Die lädt nicht zum Bummeln ein“, sagt Baur. Die Konsumfreu­de sei zurückgega­ngen, weil die Leute weniger Arbeit und damit weniger Geld haben, meint er.

Er könne das überleben, weil er sein Ladenlokal selbst besitzt und keine Miete zahlen muss, aber andere hätten dieses Glück nicht. „Ich finde, die Schließung­en waren übertriebe­n. Ich hätte mir ein etwas filigraner­es System gewünscht“, sagt Baur.

Auch für McTrek waren die Schließung­en zu viel: „Die Kette musste vor Kurzem Insolvenz anmelden“, sagt Gersthofer Filialleit­er David Ernst. Jüngst hat bereits der Gersthofer Ferienauss­chuss gegen die Stimmen der CSU einer Voranfrage zugestimmt, nachdem aus dem Laden ein sogenannte­r Action-Markt werden soll. Hier werden nach Angaben der Betreiber rund 6000 Artikel aus den verschiede­nsten Bereichen in wechselnde­r Zusammense­tzung angeboten. Die Palette reicht über Deko-Artikel, Kosmetik und Körperpfle­ge, Spielzeug bis hin zu Multimedia.

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