Gefährdete Kölner Geißböcke
Drei Corona-Fälle haben nicht nur beim 1. FC Köln für Unruhe gesorgt. Wie gefährlich die Situation ist, zeigt das Beispiel des Belgiers Birger Verstraete
Köln Für Birger Verstraete war die Nachricht, die am Freitagabend die Runde machte, ein Schock. Nicht nur, dass ein Physiotherapeut und zwei seiner Mitspieler beim 1. FC Köln positiv auf das Corona-Virus getestet wurden, die Kollegen gehörten auch noch der zwölfköpfigen Gruppe an, in der der belgische Mittelfeldspieler während der vorigen Woche trainierte.
„Der Physiotherapeut hat mich und andere Spieler wochenlang behandelt. Und mit einem der beiden fraglichen Spieler habe ich am Donnerstag im Kraftraum ein Duo gebildet“, berichtete Verstraete dem flämischen Fernsehsender VTM. Das mache ihm große Angst, denn die Lebensgefährtin des Bundesligaprofis leidet unter einer Vorerkrankung. Eine Infektion mit Covid-19 kann für sie lebensbedrohlich werden.
Es ist ein Fall, der beispielhaft zeigt, wie schnell selbst der unter strikten Sicherheitsvorkehrungen durchgeführte Trainingsbetrieb in der Fußball-Bundesliga zu Situationen führen kann, die Menschenleben gefährden. Trotz aller Vorsicht. „Das Virus zeigt einmal mehr, dass man es ernst nehmen muss“, sagte Verstraete, „es liegt nicht an mir, zu entscheiden, was mit der Bundesliga geschehen soll. Aber ich kann sagen, dass mir der Sinn nicht nach Fußball steht“. Der Trainingsalltag soll dennoch weitergehen beim 1. FC Köln. Die infizierten Personen, deren Namen aus Rücksicht auf die Privatsphäre der Betroffenen ungenannt blieben, begeben sich in eine zweiwöchige Quarantäne.
Die anderen sollen ab dem heutigen Montag weiterarbeiten und im Laufe dieser Woche nach dem wochenlangen Übungsbetrieb ohne Körperkontakt in verkleinerten
Gruppen wieder das übliche Mannschaftstraining aufnehmen.
Dazu wurden am Wochenende abermals Abstriche in der Mannschaft genommen, die Ergebnisse sollen am heutigen Montag vorliegen. Nur wer ein zweites Mal negativ getestet wird, darf dann weiter trainieren.
Die Verantwortlichen beim 1. FC Köln waren am Wochenende bemüht, beruhigende Signale an die aufgerüttelte Fußballgemeinde auszusenden. „Die bisherigen Maßnahmen sowie die Strategie regelmäßiger Tests haben sich dahingehend bewährt, dass wir jetzt mit individuellen Lösungen reagieren können“, teilte Geschäftsführer Horst Heldt mit. Finanzchef Alexander Wehrle, der dem Präsidium der Deutschen Fußball-Liga (DFL) angehört, erklärte: „Man sieht jetzt eben durch die Tests, dass wir im Alltag die Risiken erkennen und entsprechend minimieren können.“Erleichtert waren die Kölner, dass das Gesundheitsamt nach einer ausführlichen Untersuchung des Falles eine Fortsetzung des Trainingsbetriebes erlaubt. Grundsätzlich ordnen die Behörden in Verdachtsfällen nur dann eine zweiwöchige Quarantäne an, wenn ein Mensch als „Kontaktperson der Kategorie I“eingestuft wird. Dazu müssten Klubangehörige 15 Minuten oder länger engen Kontakt mit einem der infizierten Spieler oder dem Physio gehabt haben. Das ist offenbar nicht der Fall. Der Vorgang zeige, „dass das, was vorgesehen wurde, durch die Behörden anerkannt wurde“, sagte Wehrle in Anspielung auf das Hygienekonzept der DFL, auf dessen Grundlage die Saison Mitte Mai fortgesetzt werden soll.
Nur für Kontaktpersonen der Kategorie 1 empfiehlt das RKI eine Selbstisolation in häuslicher Quarantäne für 14 Tage. Für die Quarantäne sollten dann diese Regeln gelten: - Einzelunterbringung in einem gut belüftbaren Zimmer.
- Begrenzung der Kontakte zu anderen Menschen, insbesondere wenn sie einer Risikogruppe angehören. - Mitbewohner und Familienangehörige sollen sich in der Regel in anderen Räumen aufhalten oder einen Mindestabstand von mindestens ein bis zwei Metern einhalten. (dpa)