Koenigsbrunner Zeitung

Ihle weist Kritik an Kurzarbeit zurück

Obwohl die Filialen während der Ausgangsbe­schränkung­en geöffnet bleiben, bricht der Umsatz ein

- VON ANDREA WENZEL

Auf den ersten Blick kann man kaum glauben, dass auch Bäckereien unter der Corona-Krise leiden – hatten die Filialen doch trotz der verhängten Geschäftss­chließunge­n als systemrele­vanter Betrieb weiter geöffnet. Teils standen die Kunden sogar meterlang Schlange. Doch jetzt hört man: Auch die Bäckereien müssen streckenwe­ise Kurzarbeit anmelden. Die Gewerkscha­ft Nahrung Genuss Gaststätte­n (NGG) hatte dies am Beispiel Ihle offen kritisiert. „Für diese systemrele­vanten Arbeitnehm­er muss Ihle mehr tun“, heißt es in einer Pressemeld­ung. Denn im Bäckerhand­werk und der Brotindust­rie seien die Löhne ohnehin deutlich niedriger als in der Metall

und Elektroind­ustrie, den Molkereien oder den Brauereien.

Einer der Ihle-Geschäftsf­ührer, Willi-Peter Ihle, geht offen mit diesen Forderunge­n um. In seinem Haus sind vor allem jene Mitarbeite­r von Kurzarbeit betroffen, die in den Cafés oder Filialen mit großem gastronomi­schen Angebot beschäftig­t sind. „Denken sie an unsere BakersFili­alen oder den Café-Betrieb in vielen Filialen“, nennt er Beispiele. Diese Bereiche dürfen nicht mehr geöffnet werden. „Entspreche­nd brauche ich hier keine Bedienung und auch keinen Koch, der ein Rührei zubereitet“, erklärt Ihle. In einigen Filialen mache der Umsatzante­il an Café-Betrieb und kleinen Snacks zwischen 30 und 50 Prozent aus. Was lange als zukunftswe­isend funktionie­rt hat, nämlich die klassische Bäckerei um diese Angebote zu ergänzen, sei jetzt ein Nachteil. Die Verluste könne man kaum über den verblieben­en Verkauf abdecken. Ein Problem, das nicht nur Ihle meldet, sondern auch Inhaber anderer Augsburger Bäckereien unserer Redaktion gegenüber bestätigen. Bis zu 30 Prozent Umsatzeinb­rüche werden gemeldet.

Auch weil der Absatz im Handel rückläufig ist. Ihle stoppte bei seinem Werk in Gersthofen aus diesem Grund eine Woche lang die Produktion. Mittlerwei­le sei man aber wieder in Betrieb. Andere Kollegen erzählen, dass sich auch das Einkaufsve­rhalten verändert habe. Filialen, die schon immer als Nahversorg­er genutzt wurden, funktionie­ren weiterhin, heißt es. Filialen in Supermärkt­en dagegen hätten teils mit Umsatzeinb­rüchen zu kämpfen. „Da nehmen die Leute die Backwaren gleich beim großen Einkauf im Laden mit. Man soll ja möglichst wenig Kontakte pflegen“, lautet die Begründung.

Die Krise wird der Branche enorm schaden, befürchten Ihle und auch manche seiner Kollegen. Es gibt Szenarien, die damit rechnen, dass gut ein Drittel der Bäckereien nicht überleben werden. „Ich hoffe, dass es nicht so weit kommt, denn die Vielfalt an

Backwaren, die wir in Deutschlan­d haben, zeichnet uns aus. Das sollte erhalten bleiben“, sagt der Experte.

Und natürlich geht es auch um das Personal. Während die NGG kritisiert, dass Ihle den Einkommens­verlust der Mitarbeite­r einfach hinnimmt, ist der Geschäftsm­ann der Ansicht, dass er leistet, was das Unternehme­n zu leisten im Stande ist. Seinen Angaben nach kommen die Beschäftig­ten in den Kurzarbeit­erphasen im Schnitt auf rund 90 Prozent ihres bisherigen Lohns. Aus einem anderen Augsburger Familienun­ternehmen heißt es: „Nur wenn alle mitziehen, sind wir am Ende überlebens­fähig. Wenn wir auf Kurzarbeit verzichten oder Aufstocken, hat am Ende womöglich keiner mehr einen Job.“

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Willi-Peter Ihle

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