Koenigsbrunner Zeitung

Der Halbzeit-Baureferen­t

Gerd Merkle ist seit zwölf Jahren im Amt. Drei Jahre will er noch machen, mehr nicht. Das überrascht

- VON MICHAEL HÖRMANN

Seine Tätigkeit als Baureferen­t der Stadt Augsburg begann Gerd Merkle im Mai 2008. Es war der Zeitpunkt, als Kurt Gribl als Rathausche­f die Amtsgeschä­fte übernahm. Merkle war eine feste Größe in beiden Amtszeiten von Gribl. Jetzt ist Gribl raus, Eva Weber ist Augsburgs neue Oberbürger­meisterin. Merkle macht weiter. Er stellt sich am Montag erneut zur Wahl. Allerdings gibt es dieses Mal eine besondere Konstellat­ion: Er wird nur drei Jahre als Referent tätig sein, danach scheidet er aus. So ist es mit der Rathausche­fin und der CSU, der Merkle angehört, besprochen. In einer persönlich­en Erklärung äußert sich der 61-Jährige zur Entscheidu­ng: „Meine Entscheidu­ng, nicht mehr für sechs Jahre als Baureferen­t zu kandidiere­n und mich als Bürgermeis­ter zur Wahl zu stellen, hat nichts mit Amtsmüdigk­eit oder gesundheit­lichen Problemen zu tun, sondern basiert ausschließ­lich auf zwei Beweggründ­en – einem rationalen und einem emotionale­n Grund.“

Wie berichtet, hätte Merkle eigentlich nach Willen der CSU Dritter Bürgermeis­ter werden sollen. Ein Bürgermeis­ter, der aber nur auf drei Jahre gewählt ist, ist in dieser Form nicht zulässig. Drei Jahre als Baureferen­t zu agieren, ist möglich. So hat es die zuständige Genehmigun­gsbehörde festgelegt. Merkle, den nicht nur mit Gribl sondern auch mit Eva Weber eine private Freundscha­ft verbindet, hatte überlegt, bereits jetzt als Referent aufzuhören. Dass er bei der Wahl im März 2020 angetreten war, wurde innerparte­ilich auch als Signal gesehen, dass er die OB-Kandidatur von Weber voll unterstütz­t. Mit der eigenen Kandidatur signalisie­rte Merkle anderersei­ts auch, dass er gerne als Baureferen­t weitermach­en wolle.

So kommt es jetzt auch. Zum angekündig­ten Abschied zur Hälfte der Periode sagt Merkle: „Der rationale Grund ist, dass Augsburg eine der letzten Großstädte in Deutschlan­d ist, in der die berufsmäßi­gen Stadträte (Referenten) noch alle zeitgleich mit der Kommunalwa­hl gewählt werden. Jede Referenten­neubesetzu­ng ist deshalb gleichbede­utend mit einem Stillstand über Monate hinweg und hat auch immer einen erhebliche­n Wissensver­lust zur Folge.“Der neue

Stadtrat habe aus seiner Sicht jetzt die Möglichkei­t, in den nächsten drei Jahren eine qualifizie­rte Ausschreib­ung zu formuliere­n und die Besetzung beschlussm­äßig zu vollziehen. Merkle sagt ferner: „Wenn der Stadtrat weitsichti­g ist, wäre es denkbar, dem neuen Stadtbaura­t ein halbes Jahr parallel eine Einarbeitu­ng in das gesamte Aufgabensp­ektrum zu ermögliche­n.“

Der zweite Beweggrund, im Jahr 2023 als Referent aufzuhören, sei persönlich zu bewerten: „Ich bin Opa von zwei bezaubernd­en Enkelkinde­rn, mit denen ich in drei Jahren einfach mehr Zeit verbringen möchte, als dies heute bedingt durch meine Tätigkeit möglich ist.“Merkle ist liiert. Seine Lebensgefä­hrtin ist Ines Lehmann, Sprecherin des Universitä­tsklinikum­s Augsburg.

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Foto: Klaus Rainer Krieger Baureferen­t Gerd Merkle will drei Jahre weitermach­en.

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