Koenigsbrunner Zeitung

Ein Liter Diesel kostet weniger als einen Euro

Nach dem historisch­en Öl-Crash macht sich die Corona-Krise nun auch an den Zapfsäulen bemerkbar. Zum Wochenstar­t zeigen viele Preistafel­n an den Tankstelle­n in der Region zweistelli­ge Zahlen – aber bleibt das so?

- VON CHRISTOPH LOTTER

Augsburg Kaum zwei Wochen ist es her, als der Ölpreis tief in den Keller rauschte. So tief gar, dass Verkäufer Geld zahlen mussten, um das schwarze Gold loszubekom­men – einmalig in der Geschichte des Ölhandels. Fürs Tanken wurden die Autofahrer – analog dazu – bislang zwar nicht bezahlt, das Chaos am Ölmarkt ist nun aber an den Zapfsäulen angekommen. Zum Wochenstar­t kostet ein Liter Diesel an vielen Tankstelle­n nicht mal mehr einen Euro. Auch Benzin ist aktuell so günstig wie lange nicht. Können sich Autofahrer in den schwierige­n Zeiten der Corona-Krise nun zumindest langfristi­g über sagenhafte Spritpreis­e freuen?

Hoffnung macht jedenfalls der Blick auf den aktuellen Trend. So war der Sprit im April im Schnitt um über acht Cent günstiger als noch im März. Zu diesem Ergebnis kommt die monatliche Marktauswe­rtung des ADAC. Benzin sei im Monatsmitt­el sogar so billig wie zuletzt vor elf Jahren. Ein Liter Super E 10 kostete im Bundesmitt­el 1,17 Euro und damit über elf Cent weniger als im Vormonat. Bei Diesel war der Rückgang dem ADAC zufolge mit 7,2 Cent auf 1,08 Euro je Liter etwas moderater. Sprecherin Katharina Lucà erklärt diesen Umstand wie folgt: „Der Dieselprei­s ist nicht ganz so stark gefallen wie der Benzinprei­s, da derzeit ungewöhnli­ch viel Heizöl gekauft wird.“Denn der Preissturz beim Rohöl schlägt sich auch auf den Wert des Heizöls nieder. So kosteten 100 Liter zeitweise im Schnitt nur noch knapp 50 Euro – der niedrigste Stand seit 2017. Zu Beginn des Jahres waren es noch rund 70 Euro gewesen.

Und das Rohöl wird nach wie vor in kaum für möglich gehaltenen Sphären gehandelt. Ein Fass der Sorte Brent kostet derzeit gut 25 Dollar – zwei Drittel weniger als im Januar. Davon profitiere­n nun auch die Autofahrer. Gerade zu Monatsbegi­nn sei der Sprit aktuell besonders günstig, berichtet die ADACSprech­erin. So war der teuerste Tanktag bei Super E 10 der 1. April mit 1,21 Euro pro Liter. Am günstigste­n wiederum war Benzin am vergangene­n Donnerstag, dem 30. April, mit 1,13 Euro je Liter. Der Benzinprei­s fiel demnach im Monatsverl­auf um 8,5 Cent für Super E10 – und um 8,1 Cent bei Diesel.

In Augsburg bot gestern dennoch keine der gemeldeten Tankstelle­n den Treibstoff für weniger als einen Euro an. In der Region konnten Sparfüchse allerdings durchaus fündig werden. Zum Beispiel an der „Starkstell­e“in Wertingen. Hier kostete ein Liter Diesel den ganzen Tag über 97 Cent. Für einen Liter Super E10 verlangte die Tankstelle 1,02 Euro. Erfreut ist Stefan Wagner, der Geschäftsf­ührende Gesellscha­fter, darüber nicht: „Der Realpreis ohne Steuern wäre für einen Liter Benzin gerade mal 25 Cent – da kostet sogar das Wasser im Supermarkt mehr.“Denn auf Diesel fallen netto 47,34 Cent und auf Benzin 65,72 Cent Steuer an – dazu kommt noch die Mehrwertst­euer. Wagner: „Ich denke, man kann die Lage schon als dramatisch bezeichnen – sie ist auf jeden Fall anders als sonst um diese Zeit.“

Den außergewöh­nlich niedrigen Spritpreis erklärt Wagner anhand mehrerer Faktoren. Wegen der Corona-Krise sei die Nachfrage nach Öl aktuell sehr gering, der Luftverkeh­r und die Wirtschaft stünden still und wegen der Ausgangsbe­schränkung­en seien sehr viel weniger Autos unterwegs, sagt der Tankstelle­nleiter: „Die Öllager sind voll und die Raffinerie­n haben mit der Produktion­sumstellun­g von Kerosin auf Benzin und Diesel zu kämpfen.“

Die „Starkstell­e“in Wertingen liegt an einer Umgehungss­traße, deshalb würden dort zumindest viele Pendler vorbeikomm­en. In den vergangene­n Tagen sei auch schon wieder etwas mehr getankt worden und die Situation sei nun nicht mehr so akut wie noch zu Beginn der Ausgangsbe­schränkung­en. „Aber bei uns ist schon immer noch deutlich weniger los“, berichtet Wagner.

Was den Spritpreis angeht, wagt er einen Blick in die Glaskugel: „Meine persönlich­e Einschätzu­ng ist, dass wir auch das gesamte zweite Quartal über günstige Spritpreis­e sehen werden.“Es könne natürlich moderate Schwankung­en geben, sagt Wagner: „Aber ich denke, im Großen und Ganzen werden die Preise vorerst stabil bleiben.“Das hänge längerfris­tig aber auch davon ab, ob und wie die Wirtschaft wieder hochgefahr­en wird: „Man darf da auch nicht nur den kleinen deutschen Markt betrachten, sondern muss den weltweiten Markt im Blick behalten.“

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Foto: Stefan Puchner, dpa In vielen deutschen Städten ist der Preis für Diesel zum Wochenstar­t unter einen Euro pro Liter gefallen.

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