Vermummt Kisten schleppen
Umziehen in Zeiten von Corona ist erlaubt, wird aber schnell zur Herausforderung, vor allem finanziell. Wie ein ansteckungsfreier Umzug – auch mit fremden Helfern – gelingen kann
Was braucht jemand, der in Zeiten von Corona umziehen muss? Entweder viel Muskelkraft oder genug Geld auf der hohen Kante. Erste Lockerungen des Kontaktverbots haben daran nichts geändert. Normalerweise packen ja viele Freunde und Verwandte unentgeltlich mit an. Momentan ist das verboten. Ein Umzug lässt sich deshalb nur wuppen, indem man seine Kisten weitgehend allein schleppt. Oder man engagiert fremde Umzugshelfer vom Studentenservice respektive Möbelspeditionen. Die Profis dürfen ran, Umzüge sind bundesweit erlaubt. Ihre Auftragsbücher sind inzwischen richtig gut gefüllt, wie Daniel Waldschik erklärt, Sprecher des Bundesverbandes Möbelspedition und Logistik (AMÖ).
Ohne Händewaschen, Desinfektion, Abstand, Handschuhe und Schutzmaske geht allerdings gar nichts. Wir geben einen Überblick, wie es mit dem ansteckungsfreien Wohnungswechsel klappt. Dazu eine kurze Anmerkung: Bund und Länder beraten regelmäßig über das weitere Vorgehen in der CoronaKrise. Im Zuge der bevorstehenden Lockerungen lohnt es sich deshalb, sich auf den Webseiten des jeweiligen Bundeslandes schlau zu machen, ob Änderungen anstehen – sei es beim Freistaat Bayern oder einem anderen Bundesland.
●
Neuer Job, neue Wohnung, neue Stadt: Private Umzüge lassen sich auch in Corona-Zeiten meist nicht verschieben, so Waldschik. Auf die unentgeltliche Unterstützung von Nachbarn, Bekannten und Familie müssen Betroffene aber nach wie vor verzichten. Normalerweise sind gerade sie die beliebtesten Umzugshelfer, wie eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Yougov im Auftrag des Online-Portals Check24 ergab. Aktuell gilt: Wer sich die Profis der Umzugsfirmen nicht leisten kann, darf lediglich Familienmitglieder um Unterstützung bitten, die zum eigenen Haushalt gehören. Außerdem maximal noch einen Bekannten. Mehr private Hilfe von außen ist nicht erlaubt. „Jeder ist angehalten, die Kontakte zu anderen Menschen außerhalb der Angehörigen des eigenen Hausstandes auf ein absolutes Minimum zu reduzieren“, mahnt etwa das bayerische Innenministerium zur Vorsicht. Es sei daher grundsätzlich geboten, die Zahl der Umzugshelfer so klein wie möglich zu halten.
●
Für Umzugswillige mit kleinem Budget ist es möglich, etwa über das Online-Portal „Studenten-Vermittlung.com“bundesweit auf die Suche nach Unterstützung zu gehen. Der gewerbliche Anbieter von Dienstleistungen rund um den Haushalt verspricht, Studierende als Umzugshelfer zur Verfügung zu stellen. Notfalls auch kurzfristig, bis zu zwei Tage vor dem geplanten Umzugstermin. „In diesen Krisenzeiten rufen zwar weniger Kunden als sonst an, aber die Anfragen sind weiter da“, betont eine Hotline-Mitarbeiterin. Wer über die Plattform einen Vertrag abschließt und Studenten engagiert, wird aufgefordert, beim Umzug darauf zu achten, dass alle Beteiligten die vorgeschriebenen Hygieneregeln, den Mindestabstand von 1,5 Metern sowie das Tragen von Mundschutz und Handschuhen einhalten.
●
Auch das hat das Coronavirus geschafft: Bis vor kurzem engagierte laut Yougov nur etwa jeder sechste Umzugswillige ein professionelles Umzugsunternehmen. Inzwischen hat die Nachfrage deutlich zugenommen. Wer es sich leisten kann, holt sich aktuell Unterstützung von Profis. „Weil die privaten Helfer wegfallen, ist bei Inlandsumzügen eine erhöhte Auslastung zu verzeichnen“, sagt Verbandssprecher Waldschik. Die Unternehmen seien gut vorbereitet, um Angestellte wie Kunden vor Ansteckung zu schützen. Ein erster Besuch bei Kunden fällt in der Regel weg, der Kontakt läuft meist telefonisch. Preiskalkulationen aus der Ferne werden häufig auf Basis von Handyfotos aus der Wohnung sowie Kundeneinschätzungen des Arbeitsaufwands gemacht. Das heißt zugleich: Wer zu gering kalkuliert, muss am Ende mit Mehrkosten rechnen. Je nach Aufwand kostet ein Umzug mit Profis viele hundert Euro. Verlangt ein Unternehmen Risikozulagen, sei das
„unseriös“, mahnt Waldschik zur Vorsicht. Kein Kunde müsse Corona-Aufschläge akzeptieren.
●
Der Verband der Umzugsunternehmen rät dazu, die Oberflächen der Möbel und sonstigen Umzugsgegenstände feucht mit einem Haushaltsreiniger zu wischen. Wer anpackt oder die Helfer dirigiert, sollte immer Handschuhe und Mundschutz tragen, auch wenn die Arbeit schweißtreibend ist. Regelmäßig Hände waschen respektive desinfizieren ist für alle Beteiligten ein Muss, ebenso der körperliche Abstand von mindestens 1,5 Metern. Ein handgezeichneter Plan, wo die Kisten, Bücher und Möbel in der neuen Wohnung hingehören, hilft, den Kontakt zu den Umzugshelfern auf ein Minimum zu reduzieren. Wer während des Umzugs ausgiebig lüftet und auch in Arbeitspausen auf Abstand ist, macht alles richtig – sowohl in der alten als auch in der neuen Wohnung.
●
Große Umzugswagen brauchen Platz. Aktuell sind die Straßen aber noch stärker zugeparkt als sonst. Viele Bürger arbeiten zu Hause und bewegen ihre Autos oft tagelang nicht weg. Normalerweise ist es möglich, bei den Kommunen spezielle
Atemschutzmaske und Handschuhe – das sind normalerweise nicht die Utensilien, die man für einen Umzug benötigt, in CoronaZeiten allerdings schon. Es gibt aber noch mehr zu beachten.
●
Deutschlandweit umziehen ist schon nicht einfach. An Umzüge über die Grenze ist momentan meist nicht einmal zu denken, sagt Waldschik. In viele europäische Länder seien Umzüge derzeit nicht möglich. Das gilt vor allem für einen Umzug nach Übersee. Wer einen Wohnungswechsel in die Ferne plant, sollte sich so früh wie möglich an eine Möbelspedition wenden.