Koenigsbrunner Zeitung

Weshalb Arnie doch nicht auf Kreuzzug ging

„Crusade“sollte Anfang der 90er ein weiterer Schwarzene­gger-Hit werden. Doch der Film kam nie zustande. Dafür ging ein Studio pleite

- VON DENIS DWORATSCHE­K

Brutale Schwertkäm­pfe, viel Sex, epische Musik und ein Hüne von einem Helden. Nein, die Rede ist nicht von „Conan der Barbar“, sondern von einem Film, der nie gedreht wurde, dessen Drehbuch aber im Internet herumgeist­ert und als eines der besten aller Zeiten gilt: „Crusade“. Hinter der (Nicht-)Produktion dieses Films verbirgt sich eine Geschichte, wie sie eigentlich nur Hollywood schreiben kann. Es geht um Geld, einen arroganten Filmproduz­enten, einen größenwahn­sinnigen Regisseur und um Arnold Schwarzene­ggers Bein.

1982: „Conan der Barbar“kommt weltweit in die Kinos und damit auch ein österreich­ischer Bodybuilde­r aus der Steiermark, der im ganzen Film nur wenige Sätze sagt, dafür großteils seine Muskelberg­e zur Schau stellt. Arnold Schwarzene­gger wird mit dem brachialen Action-Fantasy-Film weltberühm­t. Es folgen Hits wie „Terminator“, „Predator“und „Terminator 2“. Schwarzene­gger wird neben Sylvester Stallone zum ActionHeld­en der 1980er Jahre.

Und wie das im Filmbusine­ss so ist, sucht sich auch der Schauspiel­er mal den Regisseur aus. In diesem Fall sah Schwarzene­gger „RoboCop“von dem Niederländ­er Paul Verhoeven und fragte, ob er auch einmal in einem seiner nächsten Filme mitspielen könnte. Gesagt, getan. 1990 erschien „Total Recall“. Bei einem Budget von knapp 60 Millionen Dollar spielte er 260 Millionen Dollar ein. Und auch während der schwierige­n Dreharbeit­en in Mexiko stellten Schwarzene­gger und Verhoeven fest, dass sie beide auf einer Wellenläng­e lagen.

Über diese gegenseiti­ge Wertschätz­ung war noch jemand froh: Mario Kassar, Chef der Produktion­sfirma Carolco Pictures. Sein Unternehme­n hatte in der Vergangenh­eit einen Hit nach dem anderen produSchwa­rzenegger ziert. Nicht nur „Total Recall“, auch beide „Terminator“und die „Rambo“-Filme – Carolco war eine Gelddruckm­aschine. Filmproduz­ent Kassar freute sich also über eine weitere Zusammenar­beit seiner Hitgarante­n Schwarzene­gger und Verhoeven. Und die planten Großes: einen monumental­en Mittelalte­r-Film über die Kreuzzüge und mit Christen, die die Bösewichte sein sollten.

Darin sollte Schauspiel-Legende Charlton Heston einen raffgierig­en Papst Urban II. spielen, der den ersten Kreuzzug in

Gang brachte. würde als Dieb Hagen in den Mahlstrom dieses Weltereign­isses gezogen werden. Im Heiligen Land angekommen, würde Hagen aber nach der ersten Schlacht ein Sklave der Sarazenen und nach Jerusalem gebracht werden, wo er erkennt, dass die Muslime viel gemäßigter sind als die fanatische­n Kreuzzügle­r. Also ganz anders als in den üblichen Hollywood-Filmen. Und wie in einem Verhoeven-Film üblich, sollte das Ganze mit Folter- und Sexszenen garniert werden: Kastration­en von Männern, Vergewalti­gungen, der Held Hagen sollte sogar in einen Esel eingenäht werden. Ziemlich verrückt.

Woher all das bekannt ist: Das „Crusade“-Drehbuch von Walon Green findet sich im Internet, hat 133 Seiten und ist auf den 24. Januar 1993 datiert. Neben Charlton Heston sollten noch Jennifer Connelly und Gary Sinise mitspielen. In Spanien wurden schon erste Mittelalte­r-Sets gebaut. Also warum wurde der Film nie gedreht? Am Ende war alles eine Frage des Geldes.

Kurz vor Beginn der Dreharbeit­en trafen sich alle Beteiligte­n bei Carolco. Verhoeven sitzt neben Schwarzene­gger, vor ihnen Filmproduz­ent Kassar. Der fragt den Regisseur frei heraus: „Das Budget beträgt 100 Millionen Dollar. Das ist eine Menge Geld. Bekommen wir den Film für 100 Millionen oder kostet er uns am Ende vielleicht 130 Millionen?“

Daraufhin antwortet Verhoeven: „Sie wollen also eine Garantie? Es gibt keine Garantie! Es wird keine geben und wenn jemand Ihnen Garantien verspricht, dann lügt er!“

Dabei schlägt Schwarzene­gger mit seinem Bein immer wieder gegen das des Regisseurs. Ohne Erfolg. Der redet weiter: „Ich weiß nicht, was Gott macht. Ich glaube noch nicht einmal an Gott. Warum spreche ich überhaupt über ihn? Die Natur zum Beispiel. Es könnte drei Monate regnen und was dann? Wie soll ich eine Garantie geben?“Damit war „Crusade“gestorben. Besagte Szene hat Schwarzene­gger in mehreren Interviews Jahre später immer wieder beschriebe­n.

Der Film war vom Tisch und ein Großteil des 100-Millionen-DollarBudg­ets und der Sets in Spanien gingen in die Produktion von „Die Piratenbra­ut“– einem der größten Flops der Filmgeschi­chte. Carolco ging dadurch pleite. Verhoeven drehte später „Starship Troopers“, und Arnold Schwarzene­gger machte „True Lies“. Ob „Crusade“das Meisterwer­k geworden wäre, wie alle glaubten? Man wird es nie erfahren.

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Foto: dpa

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