Koenigsbrunner Zeitung

Neidischer Blick zu den Nachbarn

Während sich die Deutschen noch im heimischen Kraftraum plagen, dürfen die Österreich­er schon ihre Gletscher befahren. Das wird diese Saison nicht der einzige Nachteil sein

- VON ANDREAS KORNES Augsburg

Österreich ist Deutschlan­d im gesamten Ablauf der Corona-Krise voraus. Das gilt auch für den Sport. Diesbezügl­ich ist unseren Nachbarn vor allem das Skifahren wichtig. Dementspre­chend groß waren die Bemühungen, die Alpinen möglichst schnell wieder auf Schnee trainieren zu lassen. In dieser Woche sollen die ersten Trainingsp­rogramme anlaufen, teilte der ÖSV am Wochenende mit. Am Montag reisten die ersten Speedund Slalomfahr­er nach Sölden. Alternativ­e Trainingso­rte sind der Mölltaler und der Hintertuxe­r Gletscher.

Sämtliche Mitarbeite­r, Athleten, Trainer und Betreuer würden laut ÖSV auf Covid-19 mit sogenannte­n PCR-Tests getestet. ÖSV-Präsident Peter Schröcksna­del sagte: „Die Alpinen im Speziellen werden zwei Mal getestet. Vor der Anreise ins Trainingsc­amp, um sicherzuge­hen, dass sie nicht infiziert sind, und vor der Abreise, um sicherzust­ellen, dass sie sich im Training nicht angesteckt haben.“Die Mindestauf­enthaltsda­uer am Kursort betrage für Aktive und Betreuer acht Tage. Die ÖSV-Teams trainieren innerhalb ihrer Kleingrupp­enstruktur und vermeiden den Kontakt zu dritten Personen.

Im Lager des DSV ist man längst nicht so weit. Dort trainieren die Athleten bisher noch nach individuel­len Plänen in den eigenen vier Wänden. An Skifahren ist nicht zu denken. Die Grenzen in die Schweiz und nach Österreich sind geschlosse­n. Am Bundesstüt­zpunkt in Oberstdorf dürfen sich die Sportler seit dieser Woche gemäß den DOSB-Richtlinie­n, die mit der Politik abgestimmt sind, zumindest im gleichen Kraftraum aufhalten, wenn auch nur mit großem Abstand und unter Einhaltung aller Hygienereg­eln. Eine Besserung der Situation ist nicht in Sicht. Jede Woche, in der die Konkurrenz schon wieder auf Schnee trainiert, ist ein Nachteil für die deutschen Athleten.

Die gehen mit der Situation profession­ell um. Stefan Luitz, Weltcupsie­ger aus Bolsterlan­g im Allgäu, hat sich auf der Terrasse seinen persönlich­en Kraftraum eingericht­et.

„Wir haben den Trainingsp­lan umgeschrie­ben und bisher habe ich eigentlich nichts verloren. Wir haben den Fokus auf Ausdauer und Kraftausda­uer gelegt.“Nur die Nachbarn hätten sich erkundigt, ob er denn einen Wintergart­en auf die Terrasse baue. Zumindest höre es sich nach größeren Baumaßnahm­en an.

Trotzdem ist die Erleichter­ung groß, jetzt auch mal einen anderen Menschen im Training zu sehen. „Immer allein auf der Terrasse – das

Auf der Kippe steht wohl auch das Sommer-Trainingsl­ager des DSV auf der Südhalbkug­el. Normalerwe­ise reisen die deutschen Fahrer im August nach Argentinie­n, um dort auf Schnee zu trainieren. Angesichts der aktuellen Lage ist aber völlig offen, ob das klappt. „Die Planungen laufen natürlich mehrgleisi­g, wir müssen auch damit rechnen, dass wir nicht nach Südamerika fliegen können“, sagt DSV-Pressespre­cher Ralph Eder. Luitz will sich nun aufs Konditions­training konzentrie­ren und darauf warten, dass sich die Lage wieder entspannt.

Das gilt auch für Alexander Schmid. Der Oberstdorf­er Weltcupsta­rter musste ebenfalls auf alle Materialte­sts verzichten – in einer Sportart, in der die Abstimmung zwischen Mensch und Material über Sieg oder Niederlage entscheide­n kann. Dazu komme eben, dass auch im Sommer erst einmal kein Schnee in Sicht ist. „Zu 80 Prozent werden wir nicht nach Südamerika fliegen“, sagt Schmid. „Wir müssen jetzt einfach das Beste aus der ganzen Sache machen. Wir können es nicht ändern.“

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Foto: Witters Der Allgäuer Stefan Luitz hat sich auf seiner Terrasse eine Fitnesseck­e eingericht­et. Immerhin kann er nun wieder mit Mannschaft­skameraden trainieren. Bis es wieder auf Schnee geht, dürfte aber noch einige Zeit vergehen.

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