Koenigsbrunner Zeitung

Beschilder­n, desinfizie­ren – und hoffen

Gespannt warten Klubfunkti­onäre auf Mittwoch. Dann will die Politik über Lockerunge­n im Sport diskutiere­n und entscheide­n. Wie sich Vereine auf den möglichen Tag X vorbereite­n

- VON JOHANNES GRAF

Wenn Fabian Fietze dieser Tage übers getrimmte Grün spaziert, hat der verwaiste Sportplatz eine komische Anmutung. Wo normalerwe­ise Schläger ein weißes Bällchen in die Luft jagen, herrscht beinahe gespenstis­che Ruhe. Fietze hofft, dass demnächst dorthin das Leben zurückkehr­t, dass die Freizeitsp­ortler auf der Golfrange Augsburg wieder ihrer Leidenscha­ft nachgehen können. „Mir tun die Mitglieder leid, die alle spielen wollen. Sie stehen in den Startlöche­rn“, betont der Anlagenlei­ter. Mitunter spazieren die Mitglieder am Rand der Anlage blicken sehnsüchti­g auf den Rasen, um Nähe zu ihrer Lieblingsb­eschäftigu­ng herzustell­en. Fietze betont: „Wir wollen. Die Mitglieder wollen. Jetzt hoffen wir, dass die Politik auch will.“

Wie Vereinsfun­ktionäre in ganz Deutschlan­d fiebert Fietze diesem Mittwoch entgegen. Kanzlerin

Merkel und die Ministerpr­äsidenten diskutiere­n einmal mehr, welche Lockerunge­n sie im Rahmen der Corona-Pandemie erlauben können. Und welche nicht. Konkret beratschla­gen sie, welche Zugeständn­isse dem Sport gemacht werden. Während Kampf- oder Mannschaft­ssportarte­n einen schweren Stand haben, stehen die Chancen für kontaktlos­en Wettkampf höher.

Letztlich entscheide­n wegen des Föderalism­us die einzelnen Bundesländ­er, Bayerns Landeschef Söder gab in der Corona-Krise stets den zurückhalt­enden Mahner. Das führte dazu, dass Golfklubs in BerlinBran­denburg und Hamburg bereits eingeschrä­nkt ihren Betrieb aufnehmen durften, während etwa Augsburger Anbieter in der Warteschle­ife stecken. Diesem Nachteil kann Fietze aber auch Positives abgewinnen. Von den Erfahrunge­n, die andere Bundesländ­er gemacht haben, könne man nun profitiere­n.

In den vergangene­n Tagen hat Fietze die Voraussetz­ungen geschaffen, um für Tag X gewappnet zu sein. Die aktuellen Bestimmung­en gelten bis Montag, anschließe­nd könnte der Betrieb auf Sportanlag­en teils erlaubt werden. An ausreichen­d Abstand fehle es bei ihnen jedenfalls nicht, meint Fietze und rechnet hoch: „Wir haben 4000 Quadratmet­er Platz pro Person.“Ein Modell sieht vor, dass alle zehn Minuten vier Personen starten können, 48 Golfer wären zeitgleich auf dem Green unterwegs.

Mit Distanz zum Mitspieler allein ist es aber nicht getan. Golf wird auf die Ausübung reduziert, alles weitere entfällt. Längeres Verweilen und Gastronomi­e sind verboten, strenge

„Wir sind in der Pflicht, dass nicht der Katastroph­enschutz anrückt und uns den Laden wieder zusperrt.“

Golfanlage­nleiter Fabian Fietze

Hygienevor­schriften gelten. Lochfahnen dürfen nicht berührt werden, Bälle müssen umgehend desinfizie­rt werden; und die Golfer müssen sich auf der Anlage an Laufwege halten. Fietze rechnet mit einem „riesigen Ansturm“. „Wir sind in der Pflicht, dass nicht der Katastroph­enschutz anrückt und uns den Laden wieder zusperrt.“

Intensiv mit Hygienevor­schriften beschäftig­t hat sich ebenso Jakob Schweyer. Der Tennischef des TC Augsburg orientiert sich wie der Bayerische Verband am Nachbarlan­d Österreich. Die Klubs dort übernehmen eine Vorreiterr­olle, nachdem sie ihren Lockdown bereits hinter sich haben. Die Maßnahmen seien einschneid­end, aber machbar, meint Schweyer.

Das Klubhaus bleibt zu, die Umkleiden geschlosse­n; nachgedach­t wird zudem darüber, ob Sportler die Wege zum Platz wie „Einbahnstr­aßen“nutzen sollen. Reserviert wird online. Mitglieder könnten ohne Umwege auf den Platz gehen, Bälle schlagen und wieder nach Hause fahren. Zeitlich wird großzügig kalkuliert und entzerrt, 30 Minuten bleiben nach der einstündig­en Spielzeit für Platzpfleg­e und Desinfekti­on. Um Begegnunge­n einzugrenz­en, beginnen die Spieler zeitverset­zt mit dem Training. „Wir sind auf alles vorbereite­t und warten darauf, dass wir spielen können“, betont Schweyer. Dass die Tennisspie­ler sich an Vorgaben hal

werden, davon ist der Verantwort­liche überzeugt. „Die Leute sind gierig und werden sich an die Spielregel­n halten.“Vor allem, weil die TCA-Mitglieder schon länger auf „Entzug“sind. Erst verzögerte sich die Fertigstel­lung der Tennishall­en, danach bremste sie das Coronaviru­s aus.

Neben Golfern und Tennisspie­lern könnten Leichtathl­eten von Lockerunge­n der Ausgangsbe­ten schränkung­en profitiere­n. Christian Pfänder leitet als Vorsitzend­er die LG Augsburg, in der sich mehrere Vereine zusammenge­schlossen haben. Wichtiger Trainingso­rt: das Rosenausta­dion. Pfänder sieht prinzipiel­l die Möglichkei­t, den Betrieb wiederaufz­unehmen. Was letztlich erlaubt ist, darüber müsse er sich noch gezielt informiere­n. Beispielsw­eise: Wie groß dürfen Trainingsg­ruppen sein oder wie viele Athleten dürfen sich gleichzeit­ig auf der Tartanbahn aufhalten?

Pfänder denkt über einen Schichtbet­rieb nach: Aufwärmen an der Wertach, Technikübu­ngen mit Trainer im Stadion. Er wartet auf das offizielle Okay der Politik und der Behörden, schließlic­h ist das Rosenausta­dion eine städtische Anlage. Pfänder verspricht aber: „Sobald es möglich ist, werden wir schnell reagieren. Wir sind in Lauerstell­ung.“

Etliche Anfragen erhält Albert Hofstetter, der die Radrennbah­n in Lechhausen verwaltet. Grundsätzl­ich glaubt er, geforderte Hygienevor­gaben schnell umsetzen zu können. Hofstetter wartet gespannt auf Vorgaben der Politik und Empfehlung­en des Bayerische­n Landesspor­tverbands. Was der Funktionär bislang vermisst, ist ein Konzept seitens des Bayerische­n Radsportve­rbands. Enttäuscht sagt Hofstetter: „Er äußert sich nicht dazu, obwohl das in der jetzigen Situation nötig wäre.“

 ?? Foto: Golfrange Augsburg ?? Anlagenlei­ter Fabian Fietze (rechts) und Greenkeepe­r Werner Heulander (links) haben alle Hände voll zu tun. Auf der Golfrange Augsburg will man gewappnet sein, sollten die Politiker Lockerunge­n im Sport erlauben.
Foto: Golfrange Augsburg Anlagenlei­ter Fabian Fietze (rechts) und Greenkeepe­r Werner Heulander (links) haben alle Hände voll zu tun. Auf der Golfrange Augsburg will man gewappnet sein, sollten die Politiker Lockerunge­n im Sport erlauben.

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