Koenigsbrunner Zeitung

Lehrmeiste­r aus Haunstette­n

Rolf Heinrich trainiert die U16 der Münchener Löwen. In sechs Jahren möchte er Cheftraine­r eines Bayernligi­sten sein. Warum ihn seine Bekannten einen „positiv Verrückten“nennen

- VON CHRISTOF PAULUS

Rolf Heinrich ist nicht ganz normal. Das finden zumindest die, die ihn am besten kennen. „Mein Freundeskr­eis sagt, dass ich ein Verrückter bin“, sagt der Haunstette­r. Vor rund zwei Jahren begann er sein erstes Engagement als Trainer im Jugendfußb­all, stieg beim SV Heimstette­n und später beim TSV Rain gleich in semiprofes­sionellen Vereinen ein. Zu Beginn des Jahres hat er den Aufstieg zu einem der großen Namen des deutschen Vereinsfuß­balls geschafft, allerdings nicht in seiner Heimatstad­t. Er trainiert jetzt die U16 des TSV 1860 München. Doch Heinrich hat höhere Ziele.

„In sechs Jahren möchte ich eine Bayernliga-Mannschaft trainieren“, sagt er. Dann wäre er 40, so alt wie aktuell viele Trainer in der Klasse sind, und hätte es ohne eine Karriere als Aktiver in höheren Ligen dorthin geschafft. Heinrich weiß, dass er dafür viele Opfer bringen muss. Und das tut er bereits.

Zwar ruht die Saison aktuell. Doch vorgesehen ist, dass er als Trainer drei- bis viermal pro Woche nach München unterwegs ist, um mit seiner Mannschaft zu arbeiten. Zudem ist Heinrich schon länger für die Spielerbeo­bachtung des Vereins in der Region Schwaben zuständig, reist deshalb manchmal auch über die Grenzen des Freistaats hinaus.

Und das alles neben seinem eigentlich­en Beruf, er ist Polizist. Freizeit unter der Woche hat er oft keine. Und auch das Wochenende ist meist rund um die Uhr verplant. „Das ist kein Ehrenamt mehr“, sagt Heinrich. „Das ist eine Nebentätig­keit.“

Der Deutsche Fußball-Bund hat kürzlich seine Traineraus­bildung umgestellt. Der Verband hatte festgestel­lt, dass die Ausbildung sowohl für Spieler als auch für Trainer kaum Raum für Individual­isten ließ. Heinrich sieht das genauso. Seit zwei Jahren besitzt er eine Trainerliz­enz der Klasse B. „Sich mit Tempo im direkten Duell durchzuset­zen, ist ein Schlüssel zum Erfolg“, sagt er. Der Spielstil, den er trainieren will, ähnelt dem von Jürgen Klopp. Doch nicht nur sportlich muss er Einfluss auf seine Spieler nehmen. „Ich sage ihnen immer, die Schule muss mindestens genauso wichtig sein wie der Fußball“, schildert er die Gespräche mit seinen Spielern. Für sie will er wie ein Kumpel sein, nicht wie eine Vaterfigur. „Ich will sie mit in die Verantwort­ung nehmen, dann kämpfen die Spieler auch ein Stück mehr für einen.“Deshalb wundert es nicht, dass er seine Trainingse­inheiten als außergewöh­nlich hart bezeichnet.

Dass er im Winter aus Rain nach München gewechselt ist, hatte mehrere Gründe. Einer sei gewesen, dass er nicht als Trainer für einen der älteren Jahrgänge vorgesehen gewesen sei. „Eine unterklass­ige Jugendmann­schaft zu trainieren, das ist nicht mein Anspruch“, sagt er. Um es in die Bayernliga oder höher zu schaffen, brauche er aber Kontakte – die er sich aktuell aufbauen kann. „Schauen Sie, wer den TSV Schwaben trainiert.“Beim Augsburger Bayernligi­sten steht aktuell Ex-FCA-Star Halil Altintop an der Seitenlini­e. „Da kommt ein Rolf Heinrich nicht so einfach hin.“

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Rolf Heinrich

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