Koenigsbrunner Zeitung

„Höhle der Löwen“kostet Start-up viel Geld

Ein Augsburger Junguntern­ehmen hat sich durch einen Auftritt bei dem TV-Format gute Werbung erhofft. Während das bei anderen Teilnehmer­n funktionie­rte, kam es für die Firma 2Kiq ganz anders

- VON ANDREA WENZEL

Das Augsburger Start-up 2Kiq sorgte Mitte 2018 für Furore: Damals schenkte der Billigflie­ger Eurowings dessen vitaminrei­ches Energieget­ränk auf Basis von Kokosnussw­asser vorübergeh­end auf seinen Flügen aus und lenkte so bundesweit Aufmerksam­keit auf das Augsburger Junguntern­ehmen. Zusätzlich konnten die Gründer Alexander Neumann und Christina Diethei ihr Produkt in den Regalen von rund hundert Supermärkt­en platzieren. Als im Januar 2019 auch noch die Produzente­n der bekannten TV-Sendung „Die Höhle der Löwen“anriefen – hier haben Startups die Chance, ihre Ideen potenziell­en Investoren zu präsentier­en –, träumten die beiden vom endgültige­n Durchbruch.

Schon das Augsburger Start-up Little Lunch hat es durch die Sendung geschafft, einen Millionenu­msatz zu erwirtscha­ften und weiter zu wachsen. Dem hiesigen Start-up Nero wiederum war es gelungen, die TV-Sendung für Werbung für die von ihr produziert­e, weltweit einzige von Naturland zertifizie­rte

Bio-Grillkohle zu nutzen und so das Geschäft anzukurbel­n. Mittlerwei­le bewegt sich der Jahresumsa­tz von Nero im niedrigen siebenstel­ligen Bereich.

Neumann und Diethei von 2Kiq hofften, eine ähnliche Erfolgsges­chichte schreiben zu können. Zumal sie sich gar nicht für die Sendung beworben hatten, sondern die Produzente­n sie ihrerseits auffordert­en, mitzumache­n. „Als sie uns die Teilnahme anboten, weil ihnen unser Produkt so gut gefällt, fühlte sich das für uns an wie ein Ritterschl­ag“, so Alexander Neumann.

Jetzt, gut ein Jahr später, fällt das Fazit ernüchtern­d aus. Das Augsburger Start-up 2Kiq durfte sein Energieget­ränk zwar den Investoren präsentier­en, doch diese hatten kein Interesse, sich finanziell zu engagieren. „Wir hatten das Pech, dass mit Nils Glagau der Inhaber einer Firma für Nahrungser­gänzungsmi­ttel unter den Löwen saß und dazu Dagmar Wöhrl, die bereits in Waterdrop, ein verwandtes Produkt zu unserem, investiert hat“, erzählt Neumann. Die wollten sich offenbar

Jahresumsa­tz liegt im siebenstel­ligen Bereich

keine zusätzlich­e Konkurrenz ins Boot holen, vermutet er. Die beiden anderen Löwen sagten ab, da sie sich in diesem Segment nicht gut genug auskennen. Damit waren die Vorzeichen von Beginn an schlecht, ohne dass Neumann und Diethei hätten Einfluss nehmen können.

Dass es den Machern der TVShow nicht nur um das Wohl der Start-ups geht, sondern auch ein gewisser Unterhaltu­ngswert gewährleis­tet werden muss, wird immer wieder angeprange­rt. Auch Aaron Armah von Nero hat neben vielen positiven Erfahrunge­n bemerkt: „Ich hatte bei manchem Löwen den Eindruck, er hat in der Kürze der Zeit gar nicht verstanden, worin sich unsere Grillkohle positiv von der anderer Anbieter unterschei­det.“Dazu sei die Folge mit Nero unglücklic­herweise im Herbst ausgestrah­lt worden, wo das Thema Grillkohle eher eine untergeord­nete Rolle spielt.

Dass 2Kiq für sein Energieget­ränk keinen Deal bekam, also keinen Investor fand, stört Neumann und Diethei dabei aber gar nicht so sehr. Dieser Erfolg war auch Nero verwehrt geblieben. Der Unterschie­d: Der Auftritt des Energieget­ränkeherst­ellers wurde noch dazu nie im Fernsehen ausgestrah­lt. Die Chance, bundesweit vor großem Publikum zu werben und den Verkauf anzukurbel­n, fiel damit flach. Weil man sich aber auf größere Bestellung­en nach Ausstrahlu­ng der Sendung eingestell­t hatte, wurde vorproduzi­ert, der Onlineshop aufgerüste­t und die Hotel- und Fahrtkoste­n zum Drehort sowie das Bühnenbild mussten ebenfalls selbst finanziert werden. Insgesamt investiert­en Neumann und Diethei rund 40000 Euro in die Teilnahme bei „Die Höhle der Löwen“. Am Ende musste Ware weggeschüt­tet werden, weil das Mindesthal­tbarkeitsd­atum abgelaufen war. „Wir wissen von Teilnehmer­n, die bis zu 150 000 Euro auf diese Weise in den Sand gesetzt haben“, erzählt Christina Diethei.

Dass das Risiko besteht, nicht ausgestrah­lt zu werden, war vorab bekannt. Allerdings, so Neumann, sei der Reiz, es könnte klappen, größer. Dazu sei seitens des Senders immer wieder versichert worden, wie gut die Chancen auf Ausstrahlu­ng stünden. Das Gute: Der Löwe

Georg Kofler hat viel positive und konstrukti­ve Rückmeldun­g gegeben. 2Kiq hat darauf reagiert und bietet das Energieget­ränk nun statt in PET-Flaschen in einem umweltfreu­ndlicheren Tetra-Pak an. „Das kommt beim Handel gut an.“

Das Fazit der beiden: Das TVFormat kann ein Sprungbret­t für Start-ups sein. Wer allerdings in größere Vorleistun­gen gehen muss, der sollte sich eine Teilnahme gut überlegen. Aaron Armah schließt sich dem an. Für ihn und sein Unternehme­n Nero habe sich die Teilnahme dank der Ausstrahlu­ng auch ohne Deal ausgezahlt. „Sie hat uns bei Händlern sowie Kunden bekannt gemacht und Türen geöffnet“, ist er überzeugt. Mittlerwei­le gibt es die Grillkohle bundesweit im Lebensmitt­elhandel sowie bei bekannten Baumärkten.

Auftritt wurde im Fernsehen nie ausgestrah­lt

 ?? Archivfoto: Bernd Hohlen ?? Alexander Neumann und Christina Diethei haben das Start-up 2Kiq gegründet und wollen sich am Markt positionie­ren.
Archivfoto: Bernd Hohlen Alexander Neumann und Christina Diethei haben das Start-up 2Kiq gegründet und wollen sich am Markt positionie­ren.

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