Koenigsbrunner Zeitung

Bei den Friseuren herrscht großer Andrang

Nach rund sechs Wochen haben die Salons wieder geöffnet. An welche Vorgaben sie sich halten müssen

- VON INA MARKS

Vor allem auf den Köpfen vieler Frauen kam in den vergangene­n Tagen immer mehr die Wahrheit ans Licht. An den dunklen oder grauen Ansätzen wurde die Original-Haarfarbe schier unaufhalts­am sichtbarer. Rund sechs Wochen lang hatten die Friseure wegen der Corona-Pandemie ihre Läden schließen müssen. Kein Wunder, dass seit Montag in den Salons Hochbetrie­b herrscht. Für die Friseure ist die Wiedereröf­fnung jedoch mit strengen Auflagen verbunden.

Für die nächsten vier Wochen ist Markus Steber bereits komplett ausgebucht. Der Mitinhaber des Friseursal­ons Lockstoff in der Augsburger Innenstadt und das Team arbeiten nun sogar ausnahmswe­ise montags – und samstags länger als üblich. „Wir wollen unsere Stammkunde­n baldmöglic­hst bedienen und arbeiten jetzt deshalb mehr“, erklärt der 51-Jährige. Sein Telefon klingele am laufenden Band. „Die Kunden freuen sich wie Schnitzel.“Dass Haarschnit­te herausgewa­chsen seien, sei für die Menschen das geringere Problem. „Aber wenn der Haaransatz zwei Zentimeter grau ist, die restlichen Haare jedoch Farbe haben, ist das natürlich nicht mehr so schön.“Großartig umbauen musste Steber den Salon nicht. Da er mobile Bedienplät­ze auf Rollen habe und die Waschbecke­n weit genug auseinande­rstehen, könne er die 1,50-Meter-Abstandsre­gel einhalten. Es ist nicht die einzige Vorgabe, die Friseure beachten müssen.

Neben dem Mundschutz für alle dürfen unter anderem Kunden nicht mehr in den Salons warten. Die Haare müssen gewaschen, Werkzeug und Umhänge nach jedem Kunden gereinigt und Desinfekti­onsmittel bereitgest­ellt werden. Behandlung von Gesichtsha­aren wie Bartpflege ist untersagt, Getränke dürfen nicht gereicht werden. Für die Salonbetre­iber – und Kunden – bedeuten die Vorgaben nicht nur eine Umstellung, sie sind zum Teil auch mit Aufwand verbunden. Vor allem für so ein großes Unternehme­n wie Top Hair, das allein in Augsburg rund 30 Filialen betreibt.

Nur jeder zweite Platz wird in den Salons mit Kunden besetzt. Desinfekti­onsmittel, Masken, Spuckschut­zwände, Plakate mit Infos für Kunden und vieles mehr musste vorab in Mengen organisier­t werden, erzählt Anke Held, Mitglied der Geschäftsl­eitung. Allein zig Stoffumhän­ge wurden bestellt, da sie nach jedem Kunden gewechselt werden müssen. „Wir wollen Plastikumh­änge weitestgeh­end vermeiden, das wäre sonst eine Katastroph­e für die Umwelt.“Diese Investitio­nen kosten freilich auch. „Wir haben lange mit uns gerungen, ob wir deshalb unsere Preise erhöhen“, sagt Anke Held. Pro Person werde man bei einem Schnitt nun 1,50 Euro mehr verlangen.

Eine Herausford­erung, so Held, sei es vor allem gewesen, die rund 1000 Mitarbeite­r in den insgesamt 200 Geschäften vorab über die neuen Hygienesta­ndards zu informiere­n. Bei den Filialen von Top Hair, bei denen man ohne Termin zum Schneiden geht, war der Andrang am Montag groß. Wie Anke Held berichtet, seien Menschen zum Teil angestande­n. Auch bei Karin Nagler und Funda Yaman im Bismarckvi­ertel ist der Terminkale­nder erst mal voll. Die Friseurmei­sterinnen teilen sich einen Salon. Der Bereich von Karin Nagler ist nicht allzu groß. Wegen der Abstandsvo­rgaben kann sie deshalb nicht so viele Kunden zugleich bedienen wie üblich.

„Ich habe jetzt mehr Arbeitsstu­nden, dafür aber einen geringeren Umsatz, erklärt die 51-Jährige. Eine Mitarbeite­rin sei nun als Hygienebea­uftragte abgestellt. Sie sei nur für Reinigung und Desinfizie­ren zuständig. „Das alles müssen wir leider auf die Preise schlagen – ein Kunde muss drei bis vier Euro mehr zahlen.“Nach rund sechs Wochen Totalausfa­ll sind die Friseure froh, wieder Haare schneiden zu können. Auch wenn das Arbeiten mit Maske viele als nervig empfinden.

„Wenn man acht bis zehn Stunden mit so einem Ding arbeitet, wird man müde, weil man nicht genügend Sauerstoff bekommt“, findet Markus Steber von Lockstoff. Und das Unterhalte­n mit den Kunden funktionie­re so auch nicht mehr gut. Aber das ist im Moment wohl zweitrangi­g. Hauptsache Schnitt und Farbe passen wieder.

 ?? Foto: Peter Fastl ?? Joana Dahm ist glücklich, dass sie sich ihre Haare von Selina Ammer von Top Hair färben lassen kann. Jeder Kunde erhält einen frischen Stoffumhan­g – in Ausnahmefä­llen wird, wie hier, auf Plastik zurückgegr­iffen.
Foto: Peter Fastl Joana Dahm ist glücklich, dass sie sich ihre Haare von Selina Ammer von Top Hair färben lassen kann. Jeder Kunde erhält einen frischen Stoffumhan­g – in Ausnahmefä­llen wird, wie hier, auf Plastik zurückgegr­iffen.

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