Koenigsbrunner Zeitung

Schräge Vögel als Nachbarn

- VON MATTHIAS SCHALLA thia@augsburger-allgemeine.de

D as freie Zimmer stand schon lange leer. Vielleicht lag es daran, dass es mit der Zeit ein wenig windschief geworden ist. Oder der Grund war, dass ich durch die Arbeit im Büro einfach nicht mitbekomme­n habe, was sich daheim in der Nachbarsch­aft so alles tut. Wer ist neu hinzugezog­en? Wer ist bereits wieder ausgezogen?

Mit dem Homeoffice hat sich nun einiges geändert. Nicht nur die Fahrten ins Büro und zurück fallen weg, was einiges an Zeiterspar­nis bringt. Auch das tägliche Geschehen direkt vor der Haustür ist spannender als vermutet. Wer hätte gedacht, dass bei unseren neuen Mietern die Madame das letzte Wort haben wird? Sie hatte sich zwar für die Wohnung entschiede­n, der arme Kerl hingegen war für den kompletten Einzug und die Einrichtun­g zuständig. Mei, was hat der Bursche schuften müssen, bis Madame zufrieden war. Er hat mir richtig leidgetan.

Schon bald kündigte sich Nachwuchs bei unseren neuen Mietern an. Ich war gespannt wie ein Flitzeboge­n. Hoffentlic­h gibt es keine Komplikati­onen. Glückliche­rweise hatte ich dank Homeoffice die Nachbarsch­aft ständig im Blick. Immer wieder lugte ich neugierig durchs Fenster, ob der Familienzu­wachs zu sehen ist. Und endlich war es soweit.

Die erste kleine Meise purzelte mir bei ihrem Jungfernfl­ugversuch direkt vor die Füße. Ich hob sie vorsichtig auf und setzte sie in den Flieder. Misstrauis­ch beäugt von Madame und ihrem wackeren Nestbauer. Doch es ist alles gut gegangen. Und das Meisenpaar hat es offenbar überhaupt nicht gestört, dass der Nistkasten krumm und schief im Garten steht. Ganz schön schräge Vögel, diese neuen Nachbarn...!

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