Corona: Die Infektionskurve im Kreis flacht ab
Landrat Sailer, bislang immer für eine harte Linie, plädiert inzwischen für weniger Einschränkungen
Landkreis Augsburg Vor fast genau zwei Monaten wurden im Landkreis Augsburg die ersten Infektionen mit dem Coronavirus gemeldet. Zwei offiziell bestätigte Fälle meldete das Landratsamt Augsburg am 4. März. Die Betroffenen lebten in Kutzenhausen und Bonstetten.
Am Montagmittag, den 4. Mai, meldete das Landratsamt 358 bestätigte Fälle. Davon wieder genesen sind 277 Menschen. 69 Personen befinden sich derzeit in Quarantäne, 2109 Personen wurden bereits wieder aus der Quarantäne entlassen und acht Menschen, die an der Lungenkrankheit litten, sind gestorben. Das vorerst letzte Todesopfer gab es vergangene Woche zu beklagen.
Wir haben die Infektionszahlen der vergangenen zwei Monate zu einem Schaubild verarbeitetet. Dieses zeigt für die vergangenen Tage kaum noch Zunahmen bei den Infektionen. Das Augsburger Land sei inzwischen der bayerische Landkreis
mit den zweitniedrigsten Fallzahlen (bezogen auf 100000 Einwohner), sagt Landrat Martin Sailer. Er führt dies zum Teil darauf zurück, dass der Landkreis sehr früh Schritte zur Eindämmung unternommen und zudem stets eng mit medizinischen Einrichtungen zusammengearbeitet habe. Der dritte Punkt sei schlicht Glück. „Wenn das Virus zum Beispiel in einem Altenheim auftritt, dann sehen die Zahlen ganz schnell anders aus.“
Am 16. März begannen für die Schulen die inzwischen ein Stück weit aufgeweichten „Corona-Ferien“, am 20. März verkündete Ministerpräsident Markus Söder die Ausgangsbeschränkungen, die das öffentliche Leben auf Eis legten. Die offizielle Zahl der Infizierten im Landkreis lag damals bei 58.
Landrat Sailer hatte im März schon vor den Beschlüssen der Staatsregierung einschneidende Schritte im Kampf gegen das Virus gefordert. Kurz vor dem mit Spannung erwarteten „Corona-Gipfel“ der Kanzlerin mit den Ministerpräsidenten am Mittwoch plädiert der Landrat nun für Erleichterungen. Die Einschränkungen seien „auf dem Level nicht mehr zumutbar“, sagte Sailer im Gespräch mit unserer
Zeitung. Viele Unternehmen im Kreis hätten in der aktuellen Situation „große Sorgen“.
Im April ist die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zum Vormonat um 0,5 Prozent gestiegen und liegt damit aktuell bei drei Prozent. 4229 Menschen waren demnach im April ohne Anstellung – das sind 715 mehr als im März. Zum ersten Mal seit Langem wurde die Drei-ProzentMarke erreicht. Hinzu kommt eine große Zahl von Kurzarbeitern.
Aus Sailers Sicht ist deshalb klar: „Wir müssen über ein schrittweises Hochfahren nachdenken.“Dabei habe er nicht nur die Firmen im Blick, die zum Teil unter der „schleppenden Auszahlung von Soforthilfen“leiden, wie der Landrat sagte. Ganz allgemein stelle er fest, dass die Menschen im Kreis vieler Auflagen müde seien: „Sie wollen wieder ein Stück von ihrem normalen Leben zurück.“In Schulen und Sportvereinen müsse wieder Stück für Stück Leben zurückkehren, bei den Auflagen, mit deren Hilfe die Menschen vor einer Infektion geschützt werden sollen, „sei ein Stück weit Kreativität gefragt“, so der Behördenchef. In diese Richtungen erhoffe er sich von dem Corona-Gipfel ein „klares Signal.“