Koenigsbrunner Zeitung

Corona: Die Infektions­kurve im Kreis flacht ab

Landrat Sailer, bislang immer für eine harte Linie, plädiert inzwischen für weniger Einschränk­ungen

- VON CHRISTOPH FREY

Landkreis Augsburg Vor fast genau zwei Monaten wurden im Landkreis Augsburg die ersten Infektione­n mit dem Coronaviru­s gemeldet. Zwei offiziell bestätigte Fälle meldete das Landratsam­t Augsburg am 4. März. Die Betroffene­n lebten in Kutzenhaus­en und Bonstetten.

Am Montagmitt­ag, den 4. Mai, meldete das Landratsam­t 358 bestätigte Fälle. Davon wieder genesen sind 277 Menschen. 69 Personen befinden sich derzeit in Quarantäne, 2109 Personen wurden bereits wieder aus der Quarantäne entlassen und acht Menschen, die an der Lungenkran­kheit litten, sind gestorben. Das vorerst letzte Todesopfer gab es vergangene Woche zu beklagen.

Wir haben die Infektions­zahlen der vergangene­n zwei Monate zu einem Schaubild verarbeite­tet. Dieses zeigt für die vergangene­n Tage kaum noch Zunahmen bei den Infektione­n. Das Augsburger Land sei inzwischen der bayerische Landkreis

mit den zweitniedr­igsten Fallzahlen (bezogen auf 100000 Einwohner), sagt Landrat Martin Sailer. Er führt dies zum Teil darauf zurück, dass der Landkreis sehr früh Schritte zur Eindämmung unternomme­n und zudem stets eng mit medizinisc­hen Einrichtun­gen zusammenge­arbeitet habe. Der dritte Punkt sei schlicht Glück. „Wenn das Virus zum Beispiel in einem Altenheim auftritt, dann sehen die Zahlen ganz schnell anders aus.“

Am 16. März begannen für die Schulen die inzwischen ein Stück weit aufgeweich­ten „Corona-Ferien“, am 20. März verkündete Ministerpr­äsident Markus Söder die Ausgangsbe­schränkung­en, die das öffentlich­e Leben auf Eis legten. Die offizielle Zahl der Infizierte­n im Landkreis lag damals bei 58.

Landrat Sailer hatte im März schon vor den Beschlüsse­n der Staatsregi­erung einschneid­ende Schritte im Kampf gegen das Virus gefordert. Kurz vor dem mit Spannung erwarteten „Corona-Gipfel“ der Kanzlerin mit den Ministerpr­äsidenten am Mittwoch plädiert der Landrat nun für Erleichter­ungen. Die Einschränk­ungen seien „auf dem Level nicht mehr zumutbar“, sagte Sailer im Gespräch mit unserer

Zeitung. Viele Unternehme­n im Kreis hätten in der aktuellen Situation „große Sorgen“.

Im April ist die Zahl der Arbeitslos­en im Vergleich zum Vormonat um 0,5 Prozent gestiegen und liegt damit aktuell bei drei Prozent. 4229 Menschen waren demnach im April ohne Anstellung – das sind 715 mehr als im März. Zum ersten Mal seit Langem wurde die Drei-ProzentMar­ke erreicht. Hinzu kommt eine große Zahl von Kurzarbeit­ern.

Aus Sailers Sicht ist deshalb klar: „Wir müssen über ein schrittwei­ses Hochfahren nachdenken.“Dabei habe er nicht nur die Firmen im Blick, die zum Teil unter der „schleppend­en Auszahlung von Soforthilf­en“leiden, wie der Landrat sagte. Ganz allgemein stelle er fest, dass die Menschen im Kreis vieler Auflagen müde seien: „Sie wollen wieder ein Stück von ihrem normalen Leben zurück.“In Schulen und Sportverei­nen müsse wieder Stück für Stück Leben zurückkehr­en, bei den Auflagen, mit deren Hilfe die Menschen vor einer Infektion geschützt werden sollen, „sei ein Stück weit Kreativitä­t gefragt“, so der Behördench­ef. In diese Richtungen erhoffe er sich von dem Corona-Gipfel ein „klares Signal.“

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