Sitzungsgeld ist wie Schmerzensgeld
Versöhnliche und aufmunternde Worte bei der Verabschiedung der scheidenden Stadträte in Bobingen. Auch Bürgermeister Bernd Müller wird verabschiedet
Die Krisenbeschränkungen während der Pandemie machen auch vor Kommunalpolitikern nicht halt. So konnte die Verabschiedung der scheidenden Stadtratsmitglieder nur im kleinen Rahmen durchgeführt werden. Ein letztes Mal trafen sie sich im Sitzungssaal des Rathauses, um eine Urkunde und ein kleines Präsent für die geleistete Arbeit entgegenzunehmen.
Bernd Müller, der, wie er selbst betonte, zu dieser kleinen Feier den Anstoß gegeben hatte, hielt eine kurze Ansprache. Er bedankte sich für die gute Arbeit und lobte, dass man sich trotz aller nötigen Differenzen und Meinungsverschiedenheiten immer wieder geeinigt habe. Und vor allem, dass man stets respektvoll und fair miteinander umgegangen sei. „Ich bin noch etwa vier Stunden lang Bürgermeister. Daher bedanke ich mich für die geleistete Arbeit.“Er merkte aber an, dass Stadtrat nicht unbedingt ein Traumjob sei. Man könne dadurch zwar Einblicke in das Funktionieren einer Kommune erlangen. Aber es sei auch mit viel Zeitaufwand und Arbeit verbunden. Zusätzlich zeige sich auch in Bobingen eine neue Schwierigkeit. Stadträte und auch der Bürgermeister selbst würden immer weniger respektiert. Die unschönen Begegnungen, bei denen man sich beleidigen lassen muss oder gar Schlimmeres, würden immer mehr zunehmen. „Ich fürchte, dass sich daran auf absehbare Zeit nichts ändern wird“, bedauerte Müller. So könne man das Sitzungsgeld, das in Bobingen sowieso meist geringer ausfalle als in anderen Gemeinden, durchaus als eine Art Schmerzensgeld betrachten.
Anschließend übergab Müller Urkunden und Präsente an diejenigen Stadträte, die dem neuen Gremium nicht mehr angehören. Christian Burkhart (SPD), Marco Di Santo (Grüne), Thomas Hauser (CSU) und Johanna Kretschmer (SPD) nahmen den Dank des Bürgermeisters persönlich entgegen. Nicht anwesend waren Arif Diri, Stefanie Schleich, Otto Schurr und Werner Wildegger (alle SPD). Auch sie werden dem neuen Stadtparlament nicht mehr angehören.
Als letzte Amtshandlung schließlich übergab Bernd Müller die Amtskette des Bürgermeisters an das älteste anwesende Stadtratsmitglied. Johanna Kretschmer wurde diese Ehre zuteil. Nachdem sie selbst 23 Jahre in Bobingen Verantwortung getragen hatte, oblag es nun ihr, mit der symbolischen Übergabe der Amtskette die Ära Müller in Bobingen zu beenden. Die Kette wird verwahrt, bevor sie am 12. Mai nach der Vereidigung des neuen Bürgermeisters an Klaus Förster übergeben werden wird.
Dieser ließ es sich nicht nehmen, quasi als Vorverabschiedung auch Bernd Müller ein kleines Präsent zu überreichen. Verbunden mit dem Dank für 24 Jahre Arbeit, die der scheidende Bürgermeister für Bobingen geleistet habe. Förster betonte dabei, dass es, wenn alles wieder in normalen Bahnen laufen würde, eine richtige und würdige Abschiedsfeier für Bernd Müller geben werde. Danach versammelte man sich auf der Rathaustreppe zu einem letzten gemeinsamen Foto. Da es im Freien gemacht wurde, konnten so alle ihre Masken abnehmen und noch einmal in die Kamera lächeln.