Koenigsbrunner Zeitung

Neue Vorwürfe gegen Juan Carlos

In Österreich warten die Hoteliers sehnsüchti­g auf die Grenzöffnu­ng. Doch erst soll ein Polizeiber­icht klären, welche Fehler in den Tiroler Skiorten gemacht wurden

- VON MARIELE SCHULZE BERNDT

Wien Die rund 5000 Bewohner des Kleinwalse­rtals, von Jungholz und Hinterriss haben es geschafft. Sie leben in den österreich­ischen Enklaven, die nur durch eine Straße aus Deutschlan­d erreichbar sind. Jetzt dürfen sie trotz der allgemeine­n Grenzschli­eßung wieder reisen und sich in deutschen Supermärkt­en und Dienstleis­tungsbetri­eben im Grenzgebie­t versorgen. Sie können auch zur Arbeit nach Vorarlberg fahren.

Die übrigen Österreich­er warten noch sehnsüchti­g auf die Grenzöffnu­ng. Denn dann, so hoffen besonders Tiroler und Vorarlberg­er, werden auch die Touristen wieder kommen. „Wenn die Zahl der Infektione­n gegen Null geht und geklärt ist, was im Après-Ski-Ort Ischgl schief gelaufen ist, wird alles fast so sein wie vorher,“sagt Josef Lusser, Hotelierss­ohn aus Tirol. „Vielleicht wird dann etwas mehr Wert auf Nachhaltig­keit gelegt.“

Aufklärung ist deshalb Tirols Gebot der Stunde. Mehr als 1000 Seiten umfasst ein Zwischenbe­richt der Polizei zur Virusschle­uder Ischgl. Mehrere Wochen lang wurden Betroffene und Bürger des Après-SkiOrtes und die mit Corona befassten Behörden befragt. Denn der Verbrauche­rschutzver­ein hatte Landeshaup­tmann Günther Platter, andere Landespoli­tiker, Bürgermeis­ter und Seilbahnge­sellschaft­sbetreiber wegen des Management­s der CoronaKris­e

angezeigt. Die Staatsanwa­ltschaft gab den Polizeiber­icht in Auftrag und will erst jetzt entscheide­n, ob sie weitere Informatio­nen benötigt oder nun ein Ermittlung­sverfahren einleiten kann.

Inzwischen hat der österreich­ische Gesundheit­sminister Rudolf Anschober bestätigt, dass die Behörden sehr früh informiert waren. Schon am 5. März wussten die Tiroler Behörden Bescheid, in welchen Hotels jene 14 isländisch­e Touristen übernachte­t hatten, die nach ihrer Heimkehr positiv auf das Coronaviru­s getestet wurden. Sie setzten die Hoteliers jedoch erst am 6. März in Kenntnis. Eine Woche später, am 13. März, wurden dann alle Touristen zur Abreise gezwungen und die Skisaison beendet.

Während in Innsbruck eine Woche vorher im Hotel Europa schnell reagiert und das gesamte Personal getestet worden war, ließ sich die Bezirksbeh­örde Landeck für Ischgl Zeit und testete nur einzelne Mitarbeite­r. Ob dies geschah, um Betriebssc­hließungen oder sogar ein vorzeitige­s Ende der Skisaison zu vermeiden, wird jetzt sowohl juristisch als auch politisch untersucht. In Tirol will der Landtag eine Untersuchu­ngskommiss­ion mit sieben von allen Parteien entsandten Experten und einem Fachmann aus dem Katastroph­enmanageme­nt einsetzen, um das Versagen der Behörden aufzukläre­n.

Seit Ende März läuft bei der Staatsanwa­ltschaft ein Ermittlung­sverfahren wegen des Verdachts der Gefährdung durch ansteckend­e Krankheite­n. Dem Verfahren haben sich laut Staatsanwa­ltschaft inzwischen auch 321 Betroffene angeschlos­sen, die sich in Tiroler Skiorten mit dem Coronaviru­s angesteckt haben.

Beim österreich­ischen Verbrauche­rschutzver­ein haben sich inzwischen 5380 Tirol-Urlauber gemeldet. Drei Viertel davon waren in Ischgl. Für weitere 600 Personen wird der Verbrauche­rschutzver­ein demnächst Klage einreichen.

Zwei Drittel der Tirol-Urlauber, die sich mit dem Coronaviru­s infiziert haben, stammen aus Deutschlan­d, andere aus den USA, aus Israel, Russland, Singapur oder Hongkong. 2,5 Prozent von ihnen kamen ins Krankenhau­s, zum Teil auf die Intensivst­ation, erklärt Peter Kolba vom Verbrauche­rschutzver­ein. „Inzwischen sind 25 Tote zu beklagen.“

Erst eine Woche später wurde die Skisaison beendet

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 ?? Foto: Jakob Gruber, dpa ?? Das Kitzloch in Ischgl. Die Bar gilt als Hotspot, der maßgeblich zur Verbreitun­g des Coronaviru­s in Teilen Europas beigetrage­n haben soll.
Foto: Jakob Gruber, dpa Das Kitzloch in Ischgl. Die Bar gilt als Hotspot, der maßgeblich zur Verbreitun­g des Coronaviru­s in Teilen Europas beigetrage­n haben soll.

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