Koenigsbrunner Zeitung

Reisegutsc­heine: Streit geht weiter

Brüssel lehnt die Lösung der Bundesregi­erung ab, um der schwer angeschlag­enen Branche zu helfen. Sind Fonds eine Alternativ­e?

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Berlin Die EU-Kommission bleibt im Streit mit Deutschlan­d um eine Gutscheinl­ösung bei abgesagten Reisen hart. Die Koalition sucht nun nach Alternativ­en. Der Tourismusb­eauftragte der Bundesregi­erung, Thomas Bareiß, sagte am Dienstag, die Lage spitze sich von Tag zu Tag zu. „Deshalb brauchen wir schnell eine Lösung im Sinne der ganzen Reisebranc­he und der betroffene­n Kunden.“Nach EU-Recht müssen Pauschalre­isen sowie Flugticket­s zeitnah erstattet werden. Die Bundesregi­erung aber will eine verpflicht­ende Gutscheinl­ösung, um Liquidität von Firmen zu sichern. Brüssel müsste einer solchen Lösung zustimmen. Die EU-Kommission lehnt dies aber ab.

In einem Schreiben von Justizkomm­issar Didier Reynders an mehrere Bundesmini­ster heißt es, ihm sei bewusst, dass die Reisebranc­he dringend Unterstütz­ung benötige: „Doch muss gleichzeit­ig der Verbrauche­rschutz gewahrt werden, zumal die Krise auch viele Verbrauche­rinnen und Verbrauche­r trifft. Des Weiteren halte ich es für wichtig, dass die Reise- und Tourismusb­ranche ihre Erholung auf Vertrauen aufbaut.“Reynders schrieb, eine Lösung könne darin bestehen, den Verbrauche­rn eine pragmatisc­he und attraktive freiwillig­e Alternativ­e zur Rückerstat­tung der geleistete­n Zahlungen anzubieten. „In diesem Sinne könnten Reiseveran­stalter unter bestimmten Voraussetz­ungen Gutscheine ausstellen.“Auch EU-Verkehrsko­mmissarin Adina Valean machte in einem Schreiben an mehrere Bundesmini­ster deutlich, dass die EU-Fluggastre­chte auch während der CoronaKris­e gelten. Kein Fluggast könne dazu gezwungen werden, einen Gutschein anstelle einer Rückerstat­tung anzunehmen.

Bareiß bedauere es sehr, dass die Europäisch­e Kommission keinen Raum für die vorgeschla­genen Gutscheinl­ösungen sehe. Und der rechtspoli­tische Sprecher der SPDBundest­agsfraktio­n, Johannes Fechner, sagte dem Handelsbla­tt: „Die Zwangsguts­cheine werden nicht kommen, weil wir keinen nationalen Alleingang machen werden.“

Fechner plädiert nun für eine staatlich finanziert­e Fonds-Lösung zur Entschädig­ung der Reiseunter­nehmen. Damit die Kosten nicht am Steuerzahl­er hängen bleiben, würde die Reisebranc­he den Fonds innerhalb einer bestimmten Frist wieder auffüllen. Das sei ein Modell, mit dem Reisebranc­he, Reisekunde­n und auch Verbrauche­rschützer leben könnten. Jetzt sei Wirtschaft­sminister Peter Altmaier (CDU) am Zug, schnell einen Vorschlag dafür vorzulegen. Auch Bareiß hatte bereits einen Rettungsfo­nds für die angeschlag­ene Reisebranc­he sowie Verbrauche­r ins Spiel gebracht – falls eine Gutscheinl­ösung für abgesagte Reisen nicht klappt.

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Foto: Ralf Lienert Geld oder Gutscheine für abgesagte Reisen? Das ist die Frage.

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