Koenigsbrunner Zeitung

Droht das Aus für Münzen und Scheine?

Immer mehr Geschäfte bitten ihre Kunden, in der Corona-Krise bargeldlos zu bezahlen. Eine aktuelle Studie zeigt, dass viele Menschen die Möglichkei­t gerne nutzen

- VON TANJA FERRARI

Augsburg In Deutschlan­d wird gerne mit Münzen und Scheinen bezahlt. Möglichst passend. Doch an vielen Kassen befindet sich inzwischen der Hinweis: „Bitte bargeldlos zahlen“. Egal ob Supermärkt­e, Restaurant­s, Bäcker oder Tankstelle­n – viele Geschäfte wünschen sich von ihren Kunden in der CoronaKris­e, dass sie auf Barzahlung verzichten.

Viele Menschen kommen dieser Bitte bereitwill­ig nach, wie eine aktuelle Studie der Beratungsf­irma Oliver Wyman zeigt, die sich auf Zahlen der Bundesbank stützt. Zahlungsex­perten glauben, dass die Pandemie die Nutzung von kontaktlos­en Bezahlverf­ahren wie Giro-, Kreditkart­en oder mobilem Zahlen auf dem Smartphone hierzuland­e zusätzlich beschleuni­gen werde. Ihren Angaben zufolge könnte der Anteil an Barzahlung­en in den nächsten fünf Jahren um bis zu 20 Prozent sinken.

Der Trend zum bargeldlos­en Zahlen ist auch in der Region Schwaben längst angekommen. Wolfgang Puff, Hauptgesch­äftsführer beim Bayerische­n Handelsver­band in Schwaben erklärt: „Im vergangene­n Jahr wurde das Bargeld

knapp von der Kartenzahl­ung überholt.“Jeder zweite Einkauf wurde demnach bereits 2019 bargeldlos an einem der rund 100000 Terminals in Bayern bezahlt.

Durch die Corona-Pandemie, schätzt er, hat der Wert noch einmal um 10 bis 20 Prozent zugenommen. Überrascht ist Puff darüber allerdings nicht: „Die Entwicklun­g hat sich in der jüngsten Zeit bereits so abgezeichn­et – auch wenn das Coronaviru­s

eine zusätzlich­e Vitaminspr­itze für das bargeldlos­e Bezahlen ist.“In keinem anderen Land sind die Bedenken hinsichtli­ch des kontaktlos­en Zahlens allerdings so groß. „Die Deutschen sind sehr sicherheit­sorientier­t und fragen sich, was mit ihren Daten passiert, wenn sie mit Karte zahlen.“

Sollten die Auflagen für den Handel und die allgemeine­n Hygienevor­schriften irgendwann gelockert werden, glaubt Puff dennoch, dass sich das bargeldlos­e Zahlen durchsetze­n wird. Besonders für Bezahlmeth­oden auf dem Smartphone sieht der Geschäftsf­ührer eine Chance: „Bislang sind gerade kontaktlos­e Optionen noch nicht so stark gefragt.“

Egal ob Giro-, Kreditkart­e oder Smartphone – eine spezielle Technologi­e macht es seit einigen Jahren sogar möglich, komplett ohne Kontakt zum Terminal zu bezahlen. Wenige Zentimeter zum Lesegerät reichen bereits aus, damit der Beitrag abgebucht wird. Bisher ging das in Deutschlan­d allerdings nur bis zu einem Wert von 25 Euro. Überstieg der Einkauf diese Summe, musste weiterhin eine Authentifi­zierung stattfinde­n. Die Deutsche Kreditwirt­schaft, weiß Puff, hat allerdings inzwischen vor, das Limit auf die EU-Vorgabe aufgrund der CoronaKris­e von 50 Euro zu erhöhen.

Die Vorteile von bargeldlos­em Zahlungsve­rkehr, so der Hauptgesch­äftsführer, lägen auf der Hand. Kunden müssten nicht länger in ihrem Portemonna­ie nach den passenden Münzen oder Scheinen kramen. Außerdem sei das kontaktlos­e Zahlen hygienisch­er. Falsch herausgege­benes Wechselgel­d gehöre damit ebenfalls der Vergangenh­eit an. Auch die Gebühren für Wechselgel­drollen, die Geschäfte entrichten müssen. „Das bedeutet, dass es für den Handel sogar günstiger wird.“Dennoch würden weiterhin beide Zahlungsme­thoden angeboten. Beganz sonders kleinere Beträge, weiß Puff, werden in Deutschlan­d noch immer bevorzugt in bar bezahlt.

Um sich zu schützen, sollten Kunden auch beim kontaktlos­en Bezahlen einige Regeln beachten, rät David Riechmann, Finanzexpe­rte der Verbrauche­rzentrale Nordrhein-Westfalen. Eine beruhigend­e Nachricht gibt es allerdings: Wird das Konto fälschlich­erweise belastet, übernimmt die Bank den Schaden.

Schwaben: Jeder zweite Einkauf bargeldlos

Wie Kunden ihre Daten schützen können

Bei einer PIN-Eingabe – egal ob am Smartphone zur Entsperrun­g oder am Terminal – sollte dies immer verdeckt geschehen.

Außerdem rät Riechmann, regelmäßig die Kontoauszü­ge zu überprüfen. Bei unregelmäß­igen Buchungen sollte sofort die Bank kontaktier­t und die Karte gesperrt werden. Gemeldet werden sollten unbedingt auch verlorene Karten. Bei Girokarten empfiehlt die Verbrauche­rzentrale, zusätzlich das elektronis­che Lastschrif­tverfahren bei der Polizei sperren zu lassen. Für ein verlorenes Smartphone, auf dem Zahlungsda­ten hinterlegt seien, gelte dasselbe.

 ?? Foto: Karl-Josef Hildenbran­d, dpa ?? In der Corona-Krise bezahlen nach Angaben der Bundesbank immer mehr Menschen in Deutschlan­d ihre Einkäufe kontaktlos – mit Giro- oder Kreditkart­e. Und das, obwohl die Deutschen als Bargeld-Liebhaber gelten.
Foto: Karl-Josef Hildenbran­d, dpa In der Corona-Krise bezahlen nach Angaben der Bundesbank immer mehr Menschen in Deutschlan­d ihre Einkäufe kontaktlos – mit Giro- oder Kreditkart­e. Und das, obwohl die Deutschen als Bargeld-Liebhaber gelten.

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