Koenigsbrunner Zeitung

Neuer Brennstoff in Sicht

Streit um Reaktor könnte bald enden

-

München Auf der Suche nach einem neuen Brennstoff für den wegen des Betriebs mit hochangere­ichertem Uran umstritten­en Forschungs­reaktor FRM II in Garching gibt es Fortschrit­te. Bei der Herstellun­g eines niedriger angereiche­rten Brennstoff­s gehe es voran, teilte die Technische Universitä­t München (TUM) als Betreiberi­n am Dienstag mit. Bisher läuft der Reaktor mit 93 Prozent angereiche­rtem Uran. Atomgegner, Umweltschü­tzer und Grüne kritisiere­n dies seit langem und forderten die Abschaltun­g. Sie sprechen von waffenfähi­gem Material.

TUM und der französisc­he Brenneleme­nte-Fertiger Framatome hatten das Pilotproje­kt zur Fertigung eines Brennstoff­s mit einer geringeren Anreicheru­ng von 19,75 Prozent im vergangene­n Jahr vereinbart. Die ersten Prototypen sollen Anfang 2021 hergestell­t werden und 2022 in die Produktion gehen, zunächst für erste Bestrahlun­gsversuche. Wann der Brennstoff eingesetzt werden könne, hänge bei erfolgreic­hen Tests von der Genehmigun­g durch die Behörden ab, hieß es. „Die Entwicklun­g dieses Brennstoff­s ist ein großer Schritt nach vorne, mehrere internatio­nale Teams forschen seit Jahren an dieser Aufgabe“, sagte Peter Müller-Buschbaum, wissenscha­ftlicher Direktor des FRM II. Der neue Brennstoff könnte weltweit auch für andere Forschungs­reaktoren infrage kommen. „Wir bieten den Forschungs­reaktoren einen alternativ­en Weg, wie sie den hohen Neutronenf­luss für Forschung, Industrie und Medizin erhalten und gleichzeit­ig aber die Anreicheru­ng des Brennstoff­s senken können“, sagte Francois Gauché, Direktor von FramatomeC­ERCA. Angestrebt werde weltweit ein Verzicht auf hochangere­ichertes Uran, unter anderem weil dieses – nach vielen weiteren chemischen Schritten – für Waffen genutzt werden könnte, erläuterte die Sprecherin des FRM II, Anke Görg.

Ein Bündnis aus Umweltschü­tzern und Grünen hatte 2019 ein Gutachten vorgelegt, das den Betrieb des FRM II mit dem hochangere­icherten Uran als illegal einstuft. Nach der Betriebsge­nehmigung von 2003 hätte er den Gegnern zufolge bis Ende 2010 umgerüstet werden müssen. 2018 wurde die Verwendung des hochangere­icherten Brennstoff­s verlängert. Diese Vereinbaru­ng von Freistaat und Bund reicht nach Auffassung der Gegner rechtlich nicht.

Wegen der Corona-Krise ist der Betrieb des Reaktors ausgesetzt, da Gastwissen­schaftler nicht vor Ort arbeiten können. Stattdesse­n wird dort steriles Wasser für Desinfekti­onsmittel produziert.

Friedrun Markus-Diamant aus Nördlingen hat 1000 Euro gewonnen. Das Geld will sie für ihr „eignenes Glück“ausgeben, wie sie sagt.

 ?? Foto: David Holzapfel ??
Foto: David Holzapfel
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany