Koenigsbrunner Zeitung

„Weil wir an den Momenten wachsen“

Vielen wird gerade bewusst, was ihnen das Reisen bedeutet. Wir haben unsere Leser gebeten, uns zu schreiben, warum sie sich immer wieder gerne auf den Weg machen. Hier sind ihre wunderschö­nen Antworten

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Ein Fieber treibt uns in die Welt Es gibt für uns verschiede­ne Gründe, die uns immer wieder fortfahren lassen. Wir spüren in uns ein Fieber, das uns in die Welt treibt. Wir lernen wundervoll­e Landschaft­en kennen. Wir kommen mit vielen unterschie­dlichen Menschen in Kontakt und ins Gespräch und lernten auf diese Weise, wieder grundsätzl­ich zu denken. Wir müssen nicht mehr sofort alles kaufen, wir können auch etwas reparieren, was wir häufig auf Märkten in Asien erfahren haben. So lernten wir, unsere soziale Sichtweise neu zu ordnen, indem wir uns mit dem Buddhismus oder Hinduismus beschäftig­ten. Aber auch das Miteinande­r der Menschen in Südamerika hat uns geprägt, indem wir die Nöte und Ängste unserer Mitmensche­n anders bewerten. Oder die vielen kulinarisc­hen Erlebnisse, die unseren Horizont erheblich erweitert haben. Wie oft haben unsere Augen unsere Zunge eines Besseren belehrt... Oder wie wird Kaffee gemacht? Kakao? Wie wird aus einer Pflanze wohlschmec­kender Tee? All solche Fragen bekommt man beantworte­t, wenn man mit allen Sinnen unsere wunderbare und erlebnisre­iche Erde befährt und, erwandert. Und nach jeder Reise, wenn wir wieder daheim sind, werden wir uns der Tatsache bewusst, erst wenn wir über den Tellerrand hinausblic­ken, erfahren wir, wie toll wir es haben. In was für einem wundervoll­en Land wir leben. Ohne Gefahren, wie Kriege oder willkürlic­he Diktaturen, die unsere Lebensweis­e beeinfluss­en und unsere Denkweise beeinträch­tigen. Gabriele und Manfred aus Wertingen

Unterwegs finde ich zu mir selbst Ich genieße die Freiheit, die ich beim Reisen fühle. Neue Kulturen und neue Menschen in vorzugswei­se fernen Ländern kennenzule­rnen, ist für mich das Größte. Die letzte Reise ging im November 2019 nach Costa Rica. Dieses Land hat eine so tolle Landschaft­s- und Tiervielfa­lt, die ich jetzt schon sehr vermisse, da dieses Jahr vermutlich „nur“die einheimisc­he Tier- und Pflanzenwe­lt erkundet werden kann. Mehrmals schon bin ich alleine mit einer Reisegrupp­e nach Afrika gereist. (Südafrika, Simbabwe, Botswana, Swasiland und Namibia). Beim alleine Reisen finde ich zu mir selbst, komme zur Basis zurück und finde so die größte Erholung. Am meisten hat mich in Afrika die Wüste beeindruck­t, da im „Nichts“doch so viel lebt und die Augen einfach in der Weite Erholung finden. In Afrika lernte ich, dass Konsum nicht wichtig ist.

Wichtig ist das Leben – und dieses zu genießen! Dieses Jahr wäre es nach Ägypten gegangen und ich hätte mir wieder eine Wüste angesehen und ich wollte etwas schnorchel­n gehen, aber leider wird das nichts. Aber sicherlich irgendwann. Verena aus Augsburg

Meine Reisen sind mir wichtig Ja, es gibt Wichtigere­s als Reisen, unter anderem die Gesundheit. Aber doch hilft Reisen manchmal, um gesund zu bleiben. Ich war in meinem Leben viel unterwegs: vielfach in Amerika, vor allem Miami, mit der Transsib nach Peking, Dubai… Ich komme immer wieder gerne zurück nach Hause, um mich dann auf den nächsten Urlaub zu freuen. Die erste Frage zu Hause ist dann: Und wo geht es als Nächstes hin? Daheim verzichte ich gerne auf vieles. Restaurant­besuch, Kino, Konzerte, aber meine Reisen sind mir wichtig. Ob in die weite Ferne oder in der Nähe. Im Moment verbringe ich meine Zeit zu Hause. Die nächste geplante Reise wird (ist) abgesagt. Aber sobald alles vorbei ist, geht’s wieder los. Karin aus Burgau

Uns zieht es zu den Naturvölke­rn Reisen bedeutet für mich vor allem das Kennenlern­en von Menschen anderer Kulturen. Mein Reisepartn­er Reinhard und ich reisen bevorzugt zu den letzten Naturvölke­rn dieser Erde. Von diesen Menschen können wir unglaublic­h viel lernen: die Dankbarkei­t über das, was man zur Verfügung hat. Ohne das Bestreben, immer mehr zu wollen. Das Leben mit der Natur und nicht gegen die Natur. Die wunderbare Gastfreund­schaft ohne die Erwartung einer Gegenleist­ung und die fröhliche Neugier auf uns exotische Fremde!

Im Herbst 2019 reisten wir knapp vier Wochen durch Papua-Neuguinea. Einem an Traditione­n unglaublic­h reichen, aber wirtschaft­lich extrem armen Land. Dort treffen Steinzeit (Jagd mit Pfeil und Bogen aus Holz) und das Mittelalte­r (Hexenverbr­ennungen) auch heute noch auf „unser“Handy-Zeitalter – eine wilde Mischung! Auf abenteuerl­ichen Pfaden besuchten wir Stämme in abgelegene­n Bergdörfer­n im Hochland von PNG und Küstenbewo­hner. Wir haben bei Menschen gewohnt, die teilweise noch nie Fremde aus einem anderen Kulturkrei­s oder Kontinent zu Gast hatten.

Ohne Komfort. Aber mit Begegnunge­n, die mich bis heute tief bewegen. Manuela aus Wiggensbac­h

Weil wir an den Momenten wachsen Nach unserem Studium die Welt zu entdecken, war unser großer Traum. Und den haben wir uns 2017/2018 erfüllt. Mit dem Rucksack auf dem Rücken ging unser großes Abenteuer durch acht verschiede­ne Länder, verteilt über die zwei amerikanis­chen Kontinente los. Mit im Gepäck: Mut und Unsicherhe­it. Aber am allerschwe­rsten wog die Vorfreude.

Aber was ist es genau, was das Reisen für uns ausmacht? Gleich mehrere Stichworte prasseln auf uns ein und doch ist es so schwer, unsere Begeisteru­ng für das Reisen auf den Punkt zu bringen. Erfahrunge­n. Freiheit. Glück. Begegnunge­n. Angst. Fesselnde Eindrücke. Komfortzon­e. Dankbarkei­t. Am meisten jedoch trifft es für uns, dass es uns auf Reisen gelingt, völlig im Hier und Jetzt zu leben. Innezuhalt­en. Den ansonsten meist hektischen Alltag völlig hinter sich zu lassen und einfach in den Tag zu leben. Es kann das größte Glück bedeuten, irgendwo im Nirgendwo in einer Hängematte zu liegen, mit einem Buch in der Hand, das Zirpen der Grillen als Hintergrun­dmusik. Ohne WLAN. Ohne fließendes Wasser. Notfalls auch ohne Bett und Toilette. Immer wieder wird uns auf Reisen vor Augen geführt, worauf es wirklich ankommt, und immer wieder ändern sich unsere Lebenseins­tellung und unsere Sichtweise­n auf alle möglichen Dinge. Auch dank der vielen Kulturen und Menschen, die wir kennenlern­en durften und die unsere Denkweisen in alle möglichen Richtungen anstupsten. Und egal wie schön Abenteuer sind; es gibt auch immer wieder mal welche, die einen vor neue Herausford­erungen stellen. Seien es mangelnde Sprachkenn­tnisse. Seien es wütende Einheimisc­he, deren Regeln man unwissend gebrochen hat. Seien es Krankheite­n, bei denen man sich das Schlimmste vom Schlimmste­n ausmalt. Und das Schlimmste vom Schlimmste­n haben wir zwei Angsthasen uns nicht nur einmal ausgemalt. Auch wenn all die Momente zunächst meist Angst oder zumindest Unsicherhe­it auslösten, sind das die Momente, an denen wir gewachsen sind. Eva aus Ehekirchen und Alisia aus Bensheim

Diese Mischung aus Neugier und Abenteuer Warum wir immer wieder verreisen? Die Frage ist ganz einfach zu beantworte­n: Es ist eine Mischung aus Neugier und Abenteuer und in den letzten Jahren aufgrund unseres Alters eine Wiederholu­ng von Erlebnisse­n, die für uns prägend waren. Nicht dass jemand denkt, im wunderschö­nen Bayern gefällt es uns nicht. Ganz im Gegenteil, wir lieben unsere Natur, unsere Berge, unsere Kultur und kehren immer wieder zurück. Doch dann siegt die Neugier, die Lust auf etwas anderes, auf andere Menschen, andere Kultur, anderes Klima und auf eine exotische Flora und Fauna. Und doch ist man hier in Deutschlan­d, in Bayern, erst so richtig zu Hause. Helmut aus Stadtberge­n

Freiheit auf fernen Pfaden Ich reise gerne mit unserem Wohnmobil, weil wir da frei sind und dem Zufall überlassen können, wo wir bleiben, um die Natur und die Zweisamkei­t genießen zu können. Wir gehen wandern, beobachten Tiere, lassen es uns gut gehen, treffen hier und da Gleichgesi­nnte und kommen völlig relaxed wieder nach Hause zurück. Besonders mögen wir Skandinavi­en. Aber auch unser wunderschö­nes Heimatland – fernab vom Massentour­ismus. Karla aus Donauwörth

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Foto: privat Eva und Alisia haben sich nach ihren Studium vor zwei Jahren auf große durch den amerikanis­chen Kontinent begeben. Das Foto zeigt sie in Nicaragua in der Nähe der Stadt León, nach einer Sonnenunte­rgangs-Wanderung auf den Vulkan Telica.
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Helmut ist von der Landschaft Floridas fasziniert.
 ??  ?? Manuela sucht das Abenteuer in Papua Neuguinea.
Manuela sucht das Abenteuer in Papua Neuguinea.
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Verena liebt die Wüste und ganz besonders Afrika
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Karla zieht es mit dem Wohnmobil in den Norden.

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