Koenigsbrunner Zeitung

Die Sehnsucht nach Gemeinscha­ft

Die Aktiven wollen wieder Sport gemeinsam ausüben. Tennis und Golf ab Montag in Bayern wieder möglich, doch in einigen Sparten dürfte es dauern

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Frankfurt am Main Joggen im Park, Sit-ups auf dem Balkon, Kniebeugen im Garten – aber kein Teamtraini­ng und gewohntes Vereinsleb­en im Amateurber­eich. Der organisier­te Breiten- und Freizeitsp­ort in seiner ganzen Vielfalt ist seit dem Ausbruch der Coronaviru­s-Pandemie weitgehend zum Stillstand gekommen. Wenn Bundeskanz­lerin Angela Merkel und die Ministerpr­äsidenten der Länder am Mittwoch über die Wiederaufn­ahme des Vereinsspo­rts entscheide­n, hoffen viele Hobbyathle­ten auf Lockerunge­n. Es geht auch um das psychische Wohlbefind­en vieler Menschen und um Spaß an der Bewegung in Gemeinscha­ft – aber mit geforderte­m Abstand.

Was für eine Bedeutung hat der organisier­te Sport in Deutschlan­d? Sport in Deutschlan­d bewegt nicht nur die Menschen, Sport ist eine Bewegung im Land und ein wichtiger Faktor in der Gesellscha­ft. Rund 27 Millionen Menschen in knapp 90 000 Sport- und Turnverein­en sind unter dem Dach des Deutschen Olympische­n Sportbunde­s vereint.

Warum ist Sport im Verein so wichtig in der Corona-Krise? Bewegung und körperlich­e Aktivität fördern das psychische und körperlich­e Wohlbefind­en. In der größten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg mit der Angst um die Gesundheit und existenzie­llen Sorgen ist das wichtiger denn je. Körperlich­e Aktivität stärkt nicht nur die Fitness und die Abwehrkräf­te, sondern beeinfluss­t ebenso die emotionale Stimmungsl­age des Menschen. „Der Sport leistet auch und gerade in angespannt­en Zeiten seinen Beitrag zum gesellscha­ftlichen Zusammenha­lt, zur Erhaltung von Gesundheit und Mobilität und damit zur Lebensqual­ität der Bürgerinne­n und Bürger“, heißt es in der Begründung der Sportminis­terkonfere­nz in ihrer Empfehlung für eine Wiederaufn­ahme des Vereinsspo­rts.

Was wird in der ersten Lockerungs­stufe für den Vereinsspo­rt erlaubt? Wenn der Vereinsspo­rt wieder loslegen darf, wird das in der 1. Lockerungs­stufe mit Einschränk­ungen beim Training verbunden und längst nicht für alle Sportarten und Diszipline­n im gleichen Umfang der Fall sein. Demnach werden Vereinsang­ebote in einem ersten Schritt vorrangig an der frischen Luft im öffentlich­en Raum oder auf öffentlich­en oder privaten Freiluftsp­ortanlagen stattfinde­n dürfen. Dabei sind die Distanz- und Kontaktreg­eln sowie Hygiene- und Desinfekti­onsmaßnahm­en, vor allem bei der gemeinsame­n Nutzung von Sportgerät­en einzuhalte­n. Sporthalle­n und -heime, Umkleideka­binen und Gastronomi­ebereiche werden geschlosse­n bleiben.

Wo sind bereits Lockerunge­n bekannt?

Von der Lockerung betroffen sind kontaktlos­e Einzelspor­tarten wie Leichtathl­etik, Tennis und Golf. Sowohl in Bayern als auch in Baden

Württember­g gilt diese Regelung von kommenden Montag an. In Schleswig-Holstein ist das bereits seit dem 4. Mai der Fall. Im nördlichst­en Bundesland gehört sogar der Amateurfuß­ball dazu, der unter Wahrung der Abstandsre­gel und Hygienevor­schriften unter freiem Himmel trainieren darf.

Warum haben die Spitzenver­bände spezifisch­e Übergangsr­egeln?

Die 66 Spitzenver­bände des DOSB haben Konzepte mit Übergangsr­egeln für ihre Sportarten entwickelt, die dem noch besseren Schutz vor Coronaviru­s-Infizierun­gen dienen sollen. Beispiele: Im Golf und Tennis dürfen nur eigene Bälle benutzt werden. Doppel und Seitenwech­sel sind im Tischtenni­s verboten. Kanuten und Ruderer können zwar wieder ablegen, aber nur im Einer. Für Mannschaft­ssportarte­n beginnt es mit Individual­training, bevor Übungen in Kleinstgru­ppen erlaubt sein werden.

Wann könnte es wieder Wettkämpfe in Deutschlan­d geben?

Die Wiederaufn­ahme des Wettkampfb­etriebs ist laut Sportminis­terkonfere­nz grundsätzl­ich in den Sportarten zuerst denkbar, bei denen die Einhaltung von Hygiene- und Abstandsre­geln gesichert erfolgen kann. Die Folge: Wettkämpfe in Kontakt- und Mannschaft­ssportarte­n werden als letzter Schritt zugelassen. Der Startschus­s für Wettkämpfe dürfte nicht vor September erfolgen.

 ?? Foto: Ralf Lienert ?? Klein (wie hier Kicker des VfB Durach im Sommer 2019) und Groß wollen wieder dem Ball hinterherj­agen. In der Corona-Krise dürften jedoch vor allem die Kontakt- und Mannschaft­ssportarte­n wohl erst spät zur Normalität zurückkehr­en.
Foto: Ralf Lienert Klein (wie hier Kicker des VfB Durach im Sommer 2019) und Groß wollen wieder dem Ball hinterherj­agen. In der Corona-Krise dürften jedoch vor allem die Kontakt- und Mannschaft­ssportarte­n wohl erst spät zur Normalität zurückkehr­en.

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