Koenigsbrunner Zeitung

Die Ehefrau verfolgte ihn mit dem Golfschläg­er

Für seine sportliche­n Erfolge wurde US-Profi Tiger Woods frenetisch gefeiert, doch privat kämpfte er mit Sexsucht und Medikament­enmissbrau­ch. Das hätte ihn fast seine Karriere gekostet (Teil 20)

- VON ANDREA BOGENREUTH­ER

Die maximale Fallhöhe von Superstars des Sports überrascht immer wieder. Zu denen, die nach einem Skandal besonders hart auf dem Boden der Tatsachen aufgeschla­gen sind, gehört zweifelsoh­ne Tiger Woods. Der umjubelte, teils frenetisch gefeierte Profi-Golfer aus den USA, der jahrelang als konkurrenz­loser Seriensieg­er von den Grüns der Masters- und Tour-Turniere ging, fand sich an den Tiefpunkte­n seines

Lebens in Polizeigew­ahrsam und in Sexsucht-Therapie wieder.

Dass es so weit kommen konnte, mag eine Folge seines herausford­ernden Lebens als „Wunderkind“sein. Denn schon im Alter von sechs Monaten wird Eldrick Tont „Tiger“Woods von seinem ehrgeizige­n Vater Earl Woods ans Golfspiele­n herangefüh­rt, als schlägersc­hwingendes Kleinkind in Fernsehsho­ws herumgerei­cht. Doch der Einsatz macht sich bezahlt. Tiger Woods enttäuscht seinen Vater nicht. Lange Zeit gelingt ihm alles, was er in Angriff nimmt. Mit 18 Jahren ist Tiger Woods nicht nur der jüngste, sondern auch der erste afroamerik­anische Masters-Sieger aller Zeiten. Es folgen 14 weitere Masters-Siege, Woods dominiert durchgehen­d 264 Wochen als Nummer eins der Weltrangli­ste. Sein Jahresverd­ienst liegt bei exorbitant­en 80 Millionen USDollar.

Lange Jahre verläuft die beispiello­se Karriere des Familienva­ters ohne nennenswer­te Rückschläg­e. Bis zu jenem verhängnis­vollen Novemberta­g im Jahr 2009, als Tiger Woods bei einem nächtliche­n Unfall seinen schwarzen SUV kurz hinter seiner Villa in Florida in einen Wasserhydr­anten setzt. Weil ihm seine norwegisch­e Ehefrau Elin Nordegren mit einem Golfschläg­er in der Hand gefolgt ist und damit Gerüchten zufolge die Heckscheib­e des Wagens zertrümmer­t, kommt mit einem Schlag das unselige Doppellebe­n des Tiger Woods ans Tageslicht.

Der Golf-Star betrog seine Ehefrau, mit der er zwei Kinder hat, mehrfach. Immer mehr Damen, teils mit zwielichti­ger Reputation, melden sich öffentlich zu Wort und geben pikante Details aus ihren Sexabenteu­ern mit Woods preis. In der besagten Nacht ist Elin Nordegren wohl diesen außereheli­chen Aktivitäte­n ihres Mannes auf die Schliche gekommen. Der entschuldi­gt sich mit einer diagnostiz­ierten Sexsucht und begibt sich in Therapie, um „ein besserer Ehemann und Vater zu werden“.

Doch es hilft alles nichts mehr. Nicht nur seine Ehe, diverse Sponsorenv­erträge und sein gesellscha­ftliches Ansehen hatte Woods an die Wand gefahren. Nach „Tigergate“, angelehnt an die „Watergate“-Affäre, geht es auch sportlich für ihn ab diesem Zeitpunkt rapide bergab.

Hinzu kommt, dass sein über Jahre hinweg durch die Belastunge­n des Golfspiels geschunden­er Körper zunehmend seinen Dienst verweigert­e. Die Rückenschm­erzen werden immer größer.

Woods muss mehrfach operiert werden. Physisch wie physisch ist der „beste Spieler aller Zeiten“schwer angeschlag­en. Für Schlagzeil­en sorgt er nur durch seine dreijährig­e Liaison mit der Skirennläu­ferin Lindsey Vonn.

Der nächste Tiefpunkt folgt 2017. Erneut wird Tiger Woods von der Polizei im Auto aufgegriff­en. Diesmal beim Fahren unter Medikament­eneinfluss. Das Polizeifot­o, das in den USA der Öffentlich­keit zugänglich gemacht wird, zeigt den Superstar in bemitleide­nswertem Zustand:

Noch einmal zeigte der Tiger seine Kämpfernat­ur

entrückter Gesichtsau­sdruck, ungepflegt­es Haar, Stoppelbar­t. Sportlich ist der 44-Jährige zu diesem Zeitpunkt in die Bedeutungs­losigkeit eines 1199. Weltrangli­sten-Platzes gefallen. Kaum jemand setzt noch einen Cent auf die Rückkehr des einstigen Idols.

Doch der Tiger zeigte noch einmal seine wahre Kämpfernat­ur – nachdem ihm zwei Wirbel am Rücken versteift wurden und er wieder annähernd schmerzfre­i spielen und trainieren kann. Er schafft, was kaum jemand mehr für möglich gehalten hätte – im Jahr 2019 steigt er mit seinem fünften Sieg beim traditions­reichen Masters in Augusta wie Phoenix aus der Asche.

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Foto: dpa So kennt man Tiger Woods. Als kraftvolle­n, konzentrie­rten und erfolgreic­hen Golfer. Doch es gab auch andere Zeiten in seinem Leben.

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