Tief drin in der Musik
Zum Tod von Georg Hörtnagel
Wiewohl in München geboren und aufgewachsen in Oberkammlach bei Mindelheim, war Georg Hörtnagel doch mehrfach mit Augsburg verbunden. Als 14-jähriger Bauernbub hatte er 1941 begonnen Kontrabass zu studieren am Augsburger Konservatorium, eine Ausbildung, die ihn nach dem Krieg befähigte, am Bayerischen Staatsorchester in München bei Georg Solti vorzuspielen, der ihn prompt engagierte. Fast zwei Jahrzehnte stand Hörtnagel in Diensten des Opernhauses, die meiste Zeit als Solo-Kontrabassist, bis ihn 1966 eine Handverletzung zwang, einige Jahre mit dem Instrument zu pausieren.
Womit Hörtnagels zweite Karriere begann, die ihn wiederum nach Augsburg führte. Er gründete eine Konzertagentur und wurde mit dieser „Konzertdirektion Hörtnagel“zu einem der maßgeblichen Veranstalter in München. Es gelang ihm, erstklassige Künstler zu verpflichten, und das nicht nur für die Landeshauptstadt, sondern auch für andere Städte, darunter Augsburg. Fast drei Jahrzehnte lang bestand der „Pro Musica Meisterzyklus“, eine Abonnentenreihe, die große internationale Orchester ebenso wie Solisten vom Rang eines Richter oder Rostropowitsch in die Kongresshalle brachte. Im Jahr 2000 musste Hörtnagel die Reihe einstellen, das Augsburger Publikum hatte, unfassbar bei der Qualität des Gebotenen, weitgehend das Interesse verloren.
Neben dem Veranstaltungsgeschäft hatte Hörtnagel aber auch das Spiel auf dem Kontrabass wieder aufgenommen und seither insbesondere und bedächtig-grundgewaltig für das Fundament von Schuberts „Forellenquintett“gesorgt, das er mit namhaften Kammer-Ensembles musizierte. Patrick Süskind hat in seinem Monolog „Der Kontrabass“der Doppelbegabung ein literarisches Denkmal gesetzt, indem er ihn als „Bassisten“, der „seine eigene Konzertagentur hat“, indirekt erwähnte. Am 1. Mai ist Georg Hörtnagel mit 93 Jahren gestorben.