Die virtuelle Ausstellungshalle
Wenn es nicht im Abraxas geht, dann präsentieren sich die Neuen im BBK eben im Netz
Auf Homepages von Künstlern ist das virtuelle Werkverzeichnis längst ein gewohntes Bild. Doch taugt diese Darstellungsform auch für eine Gruppenausstellung? Der CoronaNot gehorchend unternimmt der Berufsverband Bildender Künstler (BBK) Augsburg gerade diesen Versuch auf kunst-aus-schwaben.de, um seine „Neuen“zu präsentieren. Eine echte Ausstellung ist es nimmermehr, dazu fehlt der lebendige Austausch vor den Bildern und auch der Reiz, durch die Hängung Querverbindungen zu entdecken. Doch man kann sich nach Betrachten der Online-Ausstellung ja individuell mit den Künstlern verständigen.
„Die Vorstellung von neuen Mitgliedern in unserem Verband ist ja eigentlich ein sehr positives, sehr hoffnungsvolles und erfreuliches, in die Zukunft gerichtetes Ereignis. Darum wollten wir in jedem Fall ein Zeichen setzen und an der geplanten Vorstellung der Neuen festhalten“, schreibt der BBK-Vorsitzende Norbert Kiening im Geleitwort. Immerhin stellt Wolfgang Mennel als Kurator für die Besichtigung eine sehr brauchbare reibungslose Bedienungstechnik zur Verfügung. Wenn es überhaupt etwas zu meckern gibt, dann die bescheidene Möglichkeit, Details aus den Bildern zu zoomen.
Mit je fünf Arbeiten von 14 Kreativen ist die virtuelle Galerie zum Auftakt bestückt (im Netz bis 24. Mai). Zwei Fortsetzungen werden folgen. Die Stile könnten nicht unterschiedlicher sein: von den märchenhaft-magischen Fantasygemälden von Lilian Berthel über den überbordenden Farbenrausch bei Annunciata Foresti bis zu den verträumten „glücklichen Tulpen“von Irene Rung. Fotografisch spannt sich der Bogen von den herben Assoziationen
des Stadtflaneurs Jochen Eger über die verblüffenden Interieurs von Christine Grasmann-Feix und die malerischen Unschärfen von Wolfgang Bauer bis zur fluiden Schwarz-Weiß-Metaphorik von Horst Gatscher.
Mit filigranen Reliefs – mal ein Bergmassiv aus Stahlnadeln, mal eine Explosion aus fein zentrierten Hölzchen – weiß Karl Heinz Kappl zu fesseln, indes befasst sich Katinka Schneweis mit bildhauerischem Akzent skulptural wie malerisch mit organischen Körpern. Eva Mähl lotet die Räumlichkeit von Lithografie in einer faszinierenden Bienen-Serie aus. Jenseits des Bestimmbaren erkundet Ting Tan-Mayershofer die Räume nach Wesenheiten und Präsenzen. Pit Kinzer durchwandert in seinen Großformaten die Kunstgeschichte und Fotografie, um daraus Bildmaterial für gegenwärtige Probleme wie die Mittelmeerflüchtlinge (das grausige Medusenfloß von Géricault oder Michelangelos grimmiger Charon aus der Sixtina) zu gewinnen. Zur Entspannung empfiehlt sich ein Blick auf die stimmungsvollen Jazzmusik-Porträts von Hanna Petermann-Kammerer und die bei allem Minimalismus poetischen Akte von Lilli Wilde.