Gottesdienste mit Platzkarten
Messen in den Kirchen sind jetzt wieder möglich – allerdings nur mit Einschränkungen. Wie die Pfarreien die neuen Regeln umsetzen und wie sie die Gottesdienste vorbereiten
Der Meterstab ist jetzt das wichtigste Werkzeug für die Verantwortlichen in den Kirchengemeinden. Mindestens zwei Meter Abstand müssen zwischen den Gottesdienstbesuchern auf den Kirchenbänken sein – eine der Bedingungen der Wiedereröffnung der Gottesdienste seit 4. Mai. Jetzt wird vor Ort überlegt, wie die Hygienemaßnahmen, angepasst an die staatlichen Vorgaben, in den Gottesdiensten umgesetzt werden können. Eine große Herausforderung, denn der Gottesdienst soll, so Dekan Markus Mikus, Pfarrer der katholischen Gemeinden von St. Albert und St. Georg in Haunstetten, bei alledem „den Menschen gut tun und eine würdige Feier sein“. „Viele freuen sich darauf“, so Dekan Mikus.
„Wie viele Gläubige können an einem Gottesdienst teilnehmen?“Es wird gemessen und hochgerechnet. In St. Moritz dürfen „maximal 40 Personen“Gottesdienst feiern, sie müssen sich vorher im Pfarrbüro anmelden. Die Plätze werden nummeriert. Thomas Wegner, Pfarrer von St. Anna, geht davon aus, dass 60 bis 70 Leute in einem Gottesdienst
in St. Anna Platz haben. Ein Anmeldeverfahren soll es vorerst nicht geben, man werde nach dem ersten Sonntagsgottesdienst sehen, wie sich die Zahl entwickle. Der Vorteil in St. Anna: „Wir können auf unseren zweiten Gottesdienst am Sonntag verweisen“, so Wegner.
Wichtig sei ihm und dem Kirchenvorstand, dass bei alledem das „Gemeinschaftserleben“gewährleistet bleibt, dass die Gläubigen aus dem Gottesdienst „Kraft und Stärkung“erfahren. Die Freude der Gemeindemitglieder, wieder zusammenzukommen, sei groß. Wegner: „Was
Gemeinde ausmacht,
Christoph Hausladen, Pastoralreferent der katholischen Pfarrei Herz Jesu in Pfersee, erzählt, dass sie schon mal im Pfarrgarten probeweise Stühle gestellt haben, um zu schauen, mit wie vielen Besuchern man eventuell draußen feiern könnte – wo die Einhaltung der Hygienevorschriften leichter sei. Für die Gottesdienste in der Kirche wird es Ordner geben, die am Eingang die Besucher abzählen – maximal 60 – und ihnen ihre Plätze zuweisen. Man hört das innerliche Seufzen von Christoph Hausladen. „Ich hätte mir nicht gedacht, dass ich mich um Dinge wie die Beschaffung von Einweghandschuhen, Absperrseilen und Desinfektionsmittel kümmern muss.“Seile braucht es, weil es nur „Einbahnwege“in den Kirchen geben darf. Rein ins Gotteshaus kommt man nur mit Mundschutz. Gemeinsames Singen, das ein „besonderes Risiko“darstellt, darf man laut Schutzkonzept der bayerischen Diözesen nur „in reduzierter Form“– also nicht laut.
„Chor und Orchester gehen gar nicht. „Das tut mir sehr weh“, räumt Markus Bader, Pfarrer von ist Begegnung.“
St. Pankratius und Unsere Liebe Frau in Lechhausen, ein. Gerne hätte er am 10. Mai mit seiner Gemeinde einen Festgottesdienst mit Chor zum Patrozinium gefeiert. Chor geht nicht – jetzt singt eine Schola. Noch mehr aber schmerzt Pfarrer Bader, dass durch die Hygieneregelungen „alle Zeichen der Nähe Gottes“wegfallen. Den Gewinn der Öffnung der Gottesdienste aber sieht er darin, dass die Gemeinde sich wieder als Gemeinde treffen kann.
Eine Vorschrift aber trifft die Katholiken mitten ins Herz: Das Bistum empfiehlt, die Kommunionspendung vorerst auszusetzen, bis zum 21. Mai. Eucharistie, das ist für Katholiken die Mahlfeier. Es wird also so sein, wie etwa in St. Pankratius und Unsere Liebe Frau, dass nur der Pfarrer die Kommunion zu sich nimmt. In Herz Jesu, wie auch in vielen anderen katholischen Gottesdiensten, wird man ausschließlich einen Wortgottesdienst feiern, ohne Mahl. Oder die Größe der Kirche lässt es zu, etwa in St. Albert und St. Georg, dass die Hostie zu jedem Einzelnen, der das möchte, an die Kirchenbank gebracht wird – mit Abstand und mit Silberzange.