Gastronomen bereiten sich auf Öffnung vor
Die Lockerung der Corona-Beschränkungen stellt Wirte, Schulleiter und den Zoo vor Herausforderungen. Teils gibt es schon Konzepte, manches ist noch unklar. Die Spielplätze seien ab sofort wieder zugänglich, so die Stadt
Noch stehen Stühle und Tische etwa am Moritzplatz, in der Maxstraße und auf dem Rathausplatz zusammengekettet herum. Doch in knapp zwei Wochen dürfen Gastronomen Außenbereiche und auch Biergärten unter Auflagen wieder bewirten. Es sind nicht die einzigen Lockerungen, die die bayerische Staatsregierung am Dienstag verkündet hat. Manch einer will sich aber nicht zu früh freuen.
Der Riegele-Biergarten ist einer der größten in der Stadt. Auch hier blieben die Holztische und -bänke aufgrund der Corona-Beschränkungen in den vergangenen Wochen leer. Riegele-Juniorchef Sebastian Priller, den als Brauereichef und Gastronomiebetreiber die CoronaKrise wirtschaftlich hart trifft, bezeichnet es als „guten Schritt“, dass im Freien ab dem 18. Mai wieder Bewirtung erlaubt ist. Eine Woche später folgt der Innenbetrieb. Freilich sind die Wiedereröffnungen mit Auflagen verbunden.
Dazu zählt etwa, dass nur jeder zweite Tisch besetzt werden darf. Die Außengastronomie muss um 20 Uhr schließen, Speiselokale um spätestens 22 Uhr. „Der Schritt macht Hoffnung, aber er löst auf keinerlei Weise wirtschaftliche Probleme“, stellt Priller klar. Es seien die Nebensätze, die ihn bei der Verkündung durch die Staatsregierung hellhörig machen ließen.
Wenn man Plätze in der Gastronomie nur zu 50 Prozent auslasten dürfe, dann sei das nicht unbedingt rentabel. „Zusätzlich hat man die Kosten zur Erfüllung der Auflagen“, so Priller. Er befürchte, dass der Weg zurück noch ein weiter sein werde. „Ich hoffe, dass die Politik nicht glaubt, dass der Weg der Lösungen damit beendet ist.“
Für Lucciano Bellano vom Café Picnic in der Maximilianstraße gibt es keinen Weg mehr zurück. Der Gastronom sieht nach vorne. Deshalb bedeute für ihn die erste Lockerung ein Schritt in die „neue Normalität“, wie er es nennt. Er und sein Team seien gespannt, wie die detaillierten Auflagen aussehen sollen und wie sie umzusetzen sind. warte die genauen Vorgaben noch ab. „Aber es ist positiv, dass wir wieder ein Stück mehr Freiheit bekommen“, meint Bellano. Die vergangenen Wochen habe das Picnic-Team genutzt, um seinen Gastro-Lieferservice auszubauen und das Café zu renovieren.
Oliver Hüttenmüller von der Kulperhütte an der Wertach freut sich, dass er den Biergarten ab dem 18. Mai wieder öffnen darf. Persönlich sei er gespannt, ob die Gäste dann untereinander weiter auf Abstand achten. „Das hatte schließlich am meisten geholfen.“
Lockerungen wird es auch in anderen Lebensbereichen geben. Bereits ab Mittwoch, 6. Mai, dürfen die Spielplätze wieder geöffnet werden. Mitarbeiter des Grünamts werden ab dem Morgen Absperrbänder entfernen, kündigte Umweltreferent Reiner Erben (Grüne) am Dienstag an. Die „Betreten verboten“-Schilder werden durch Hinweise auf das Einhalten des Mindestabstands ersetzt. Noch einige Tage länger wird es dauern, bis die Wasserspielplätze, etwa der Flößerpark, geöffnet werden, weil hier erst Wasseranlagen installiert und getestet werden müssen.
Am massivsten sind wohl die ÄnMan derungen, die im Schulbereich kommen werden. Ab 11. Mai sollen zusätzlich zu den Abschlussklassen, die schon wieder an den Schulen sind, die Viertklässler und die Klassen, die kommendes Jahr den Abschluss machen, wieder einrücken. Einfach wird das alles nicht. Der Betrieb im Schulzentrum der FOS/ BOS am Alten Postweg – der größte Schulkomplex in Augsburg – ist schon jetzt eine Herausforderung. Aufgrund der Hygienevorschriften und Abstandsregeln werden derzeit die Abschlussklassen im Schichtbetrieb unterrichtet. 320 Schüler sind folglich von 8.15 bis 10.30 Uhr an der Reihe, die zweite Schicht, nochmals 320 Schüler, sind von 10.30 bis 13.15 Uhr im Haus. „Es wird für uns eine große Herausforderung werden, wenn ab 11. Mai die 11. Klassen und die Vorklasse dazukommen“, sagt Schulleiter Oliver Laqua. Die Planung stehe bereits: Montags, mittwochs und freitags werden die Abschlussklassen im Schichtbetrieb unterrichtet, dienstags und donnerstags halbklasseweise im Schichtbetrieb die Jahrgangsstufe 11 samt Vorklassen. Daneben werden letztere Klassen auch noch online beschult. Laqua: „Ich gehe davon aus, dass es machbar ist, obwohl es für die eingesetzten Lehrkräfte zu einer besonderen Belastung führen wird, da wir nach wie vor stark mit Aufsichten arbeiten müssen, die die Einhaltung der Abstandsregeln überwachen.“
Öffnen wird am kommenden Montag auch der Augsburger Zoo. Das kündigte Direktorin Barabara Jantschke an. Aktuell wartet sie noch auf die Vorgaben der Stadt, wie der Besucherbetrieb geregelt werden soll. Jantschke geht davon aus, dass es vorerst nur einen Online-Verkauf von Tickets geben wird, um Staus an der Zookasse und das damit verbundene Ansteckungsrisiko zu vermeiden. Die FDP hat bei der Stadt beantragt, den Verkauf von Eintrittskarten über Internet mit einer Steuerung des Besucheraufkommens zu verbinden.
Die Zoodirektorin ist der Meinung, dass zumindest unter der Woche keine Besucherkontingente nötig sein werden. Dringend nötig sei hingegen, dass der Zoo wieder Geld einnimmt. Durch die vorübergehende Schließung sei bislang ein geschätzter Einnahmeausfall von rund einer Million Euro entstanden. Das seien rund ein Viertel der üblichen Jahreseinnahmen aus dem Ticketverkauf. Weitere finanzielle Einbußen erwartet Jantschke, weil besucherstarke Veranstaltungen wie die Dschungelnacht ausfallen müssen. Ebenso wie der Zoo kann der Botanische Garten ab Montag, 11. Mai, wieder öffnen. Wie es dort konkret laufen soll, auch dazu gab es gestern noch keine Angaben von der Stadt.
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