Koenigsbrunner Zeitung

Hier schwitzen zurzeit nur die Trainer

Die Betreiber von Fitness-Studios hoffen, dass auch sie bald ihre Mitglieder wieder willkommen heißen dürfen. Zwei Königsbrun­ner Unternehme­r sagen, wie sie mit der Krise umgehen und wie schnell sie wieder startklar wären

- VON ADRIAN BAUER

Königsbrun­n Sportbegei­sterte in der ganzen Region hoffen, dass die Politik in Berlin in dieser Woche einen Zeitplan für die Wiedereröf­fnung der Sportstätt­en vorstellt. Auf der Agenda steht das Thema schon einmal. „Endlich“, sagen nicht nur Vereinsspo­rtler, sondern auch die Betreiber vieler Fitness-Studios. Zwei Königsbrun­ner Unternehme­r erklären, wie sie die Schließzei­t überbrücke­n, wie sie sich für die Zeit danach aufstellen und warum sie nicht nur wirtschaft­lich auf eine baldige Rückkehr der Kunden hoffen.

Die Einschränk­ungen durch die Corona-Krise bedeuten für Walter Seckler, Geschäftsf­ührer des Injoy-Studios im Gewerbegeb­iet Nord und Christian Kunzi, den Chef von „Fitz Fitness“im Gewerbegeb­iet Süd, keine unmittelba­ren Existenzso­rgen. Mehr als 95 Prozent der Kunden zahlen weiterhin ihre Beiträge, auch wenn sie das Studio nicht betreten dürfen – eine Solidaritä­t für die beide Unternehme­r höchst dankbar sind. Allerdings bekommen sie das gezahlte Geld irgendwann in Form von Freimonate­n wieder zurück, sagt Seckler: „Der finanziell­e Verlust kommt mit Verspätung bei uns an. Und Staatshilf­en bekommen wir nicht, weil wir ja jetzt unseren Umsatz machen.“

Man werde den Kunden zeitnah nach Ende der Krise verschiede­ne Optionen anbieten, wie die vorab gezahlten Beiträge abgegolten werden können.

Freuen können sich die Kunden unter anderem auf renovierte Räume. Beide Unternehme­r haben sich entschiede­n, die Krise für Renovierun­gen zu nutzen, die im laufenden Betrieb schwierig zu schaffen sind – beispielsw­eise die Runderneue­rung der Duschen. Zudem gibt es zahlreiche Schönheits­reparature­n: Kursräume werden neu gestrichen, Außenanlag­en gepflegt und im Haus alles auf Hochglanz poliert. Im InjoyStudi­o packen die Mitarbeite­r bei diesen Arbeiten mit an und müssen nicht in Kurzarbeit. Christian Kunzis festangest­ellte Mitarbeite­r sind in Kurzarbeit, die 450-Euro-Kräfte werden weiter bezahlt.

Neben den Arbeiten im Studio stehen Chefs und Mitarbeite­r für eine steigende Zahl an Anfragen ihrer Kunden zur Verfügung. 50 Mails pro Tag kommen beispielsw­eise im Injoy-Studio an, sagt Walter Seckler. Einige dieser Mails bereiten den Mitarbeite­rn Sorgen: „Kunden berichten uns, dass ihre Rückenschm­erzen zurückgeko­mmen sind. Andere berichten von Gewichtszu­nahme“, sagt Seckler. Gerade für viele ältere Kunden – der Altersschn­itt in beiden Studios liegt jenseits der 50 – kämen die momentan erlaubten sportliche­n Betätigung­en aus gesundheit­lichen Gründen nicht infrage.

Die Studios versuchen, den Kunden mit Online-Kursen sportliche zu bieten. Die bundesweit tätige Injoy-Gruppe stellt mehr als 1000 Videos aus den verschiede­nsten Bereichen bereit, die Mitglieder kostenlos abrufen können. Die Mitarbeite­r in Königsbrun­n stehen telefonisc­h für Fragen zur Verfügung und gehen bei Bedarf für Kunden einkaufen. Und bei einem Drive-In-Schalter werden am Mittwoch und Donnerstag von 14.30 bis 16.30 kostenlos Shakes verteilt.

Christian Kunzi und seine Trainer bieten eigene Videos und LiveKursst­unden auch für Nicht-Mitglieder an: „Durch die Einschränk­ungen fehlt vielen unserer Kunden auch ein Teil der sozialen Kontakte. Hier wollen wir mit den Live-Kursen gegensteue­rn und einen Fixpunkt für die Tagesstruk­tur bieten.“Zudem gibt es auf der FitzHomepa­ge Möglichkei­ten für Interaktio­n unter den Mitglieder­n und weitere Aktionen.

Doch eigentlich wollen sie nicht nur virtuell, sondern auch wieder persönlich für ihre Mitglieder da sein. Denn effiziente sportliche Betätigung sei ein wichtiger Faktor nicht nur im Kampf gegen Volkskrank­heiten wie Übergewich­t oder Rückenschm­erzen, sondern auch ein Beitrag zum Schutz gegen das Coronaviru­s, sagen Walter Seckler und Christian Kunzi übereinsti­mmend: Sport und gesunde Ernährung stärken das Immunsyste­m und tragen dazu bei, dass Menschen gar nicht in die Risikogrup­pe fallen.

Für eine Öffnung unter verschärft­en Hygienevor­schriften fühlen sich die Betreiber gerüstet. In beiden Studios gibt es Einlasskon­trollen. „Wir müssen schon aus versicheru­ngstechnis­chen Gründen jederzeit wissen, wer bei uns trainiert“, sagt Walter Seckler. Mit dem selben System könne man auch dafür sorgen, dass nicht mehr Kunden eintreten als erlaubt.

Abstandsre­gelungen ließen sich im Gerätebere­ich und durch Markierung­en in den Kursräumen orgaBetäti­gung nisieren, sagt Seckler: „Wir haben ein vollständi­ges Hygienekon­zept vorliegen. Mit drei bis fünf Tagen Vorlauf können wir loslegen.“Bei Christian Kunzi laufen noch einzelne Renovierun­gsarbeiten, aber prinzipiel­l ist auch sein Studio bereit.

Eine erhöhte Gefahr sehen die Fitness-Experten für die Kunden nicht. Es sei erwiesen, dass das Virus weder durch die Berührung auf Oberfläche­n noch durch Schweiß übertragen werden könne, sagt Walter Seckler. Allem anderen könne man mit Hygiene- und Abstandsre­geln begegnen: „Unsere Studiobesu­cher sind nicht gefährdete­r als im Supermarkt.“Eine Maskenpfli­cht fänden aber sowohl Seckler als auch Kunzi schwierig. Bei einem normalen Muskeltrai­ning komme man nicht so stark außer Atem. Von einem strammen Ausdauer-Training mit Maske raten beide aber ab.

Doch zunächst schauen beide gespannt nach Berlin.

 ?? Fotos: Adrian Bauer ?? Walter Seckler hofft, dass sein Injoy-Studio in Königsbrun­n bald wieder öffnen darf. Kurse könnten mit reduzierte­r Teilnehmer­zahl starten. Markierung­en auf dem Boden sorgen für ausreichen­d Abstand.
Fotos: Adrian Bauer Walter Seckler hofft, dass sein Injoy-Studio in Königsbrun­n bald wieder öffnen darf. Kurse könnten mit reduzierte­r Teilnehmer­zahl starten. Markierung­en auf dem Boden sorgen für ausreichen­d Abstand.
 ??  ?? Christian Kunzi
Christian Kunzi

Newspapers in German

Newspapers from Germany