Voller Tatendrang ins neue Amt
Andreas Reiter ist Oberottmarshausens neuer Bürgermeister. Wie er die ersten Tage erlebt hat und welche Ziele sich der 45-Jährige gesetzt hat
Oberottmarshausen Unterlagen erstellen, Ansprechpartner finden, sich in demokratische Prozesse einarbeiten – in den vergangenen Tagen hat sich Andreas Reiter zahlreichen neuen Aufgaben gestellt. Als Bürgermeister von Oberottmarshausen trägt er nun die Verantwortung im Ort. „Ich habe Respekt davor“, sagt der 45-Jährige. „Am Anfang ist es ein ständiges Sich-Zurechtfinden.“
Um ihm den Start im Rathaus zu erleichtern, stand ihm sein Vorgänger Gerhard Mößner mit Rat und Tat zur Seite. „Er war für alle Fragen offen und hat mich aktiv unterstützt“, sagt Reiter. Er könne auch in Zukunft auf dessen Hilfestellung zählen. Mößner hat Erfahrung im Amt, immerhin leitete er 18 Jahre die Geschicke der Gemeinde.
Reiter selbst ist politisch ebenfalls nicht unerfahren. Zwölf Jahre, von 2002 bis 2014, saß er für die CSU/ Unabhängige Wähler im Gemeinderat. Bei der Kommunalwahl vor sechs Jahren kandidierte er nicht mehr, weil unklar war, ob sein Lebensmittelpunkt weiterhin in Oberottmarshausen
liegt. Doch er entschied sich für den Ort und stellte sich im März dieses Jahres als Bürgermeisterkandidat zur Wahl. Mit 56,8 Prozent der Stimmen setzte er sich gegen Mitstreiter Markus Reiter von den Freien Wählern durch.
Auf eine offizielle Amtseinführung
zum 1. Mai musste Reiter aufgrund der Corona-Pandemie allerdings verzichten. „Es war eher eine schleichende Übergabe“, sagt Reiter. Er empfand es als schade, nicht direkt mit den Menschen vor Ort in Kontakt treten zu können. „Es ist spürbar, dass den Leuten etwas fehlt“, sagt der 45-Jährige.
Um während der Corona-Krise zumindest virtuell erreichbar zu sein, bestellte er als erste offizielle Amtshandlung einen Computer fürs neue Büro. Und eine erste, eher unschöne Aufgabe, wartete auch schon auf Reiter. Denn Unbekannte hatten Graffitis in Oberottmarshausen hinterlassen. „Ich muss mich jetzt darum kümmern, dass die Schmierereien zur Anzeige gebracht und wieder entfernt werden“, sagt Reiter, der sich selbst als zielstrebig und lösungsorientiert beschreibt.
Am kommenden Montag leitet der neue, ehrenamtliche Bürgermeister dann die erste Gemeinderatssitzung, in der auch seine Stellvertreter gewählt werden. Um mehr Zeit für das Amt zu haben, hat Reiter seinen Job beim mittelständischen Unternehmen Seal Concept in
Bobingen gekündigt. Schon in den vergangenen Jahren war er nebenbei als Anwalt für Verkehrs- und Arbeitsrecht tätig. Dies bildet künftig seine Grundlage, wie er sagt. Die Aufgaben als Bürgermeister seien der flexible Gegensatz zur eher starren Anwaltstätigkeit.
Der 45-Jährige war bislang auch in der Kirchenverwaltung tätig und Elternbeiratsmitglied im Kindergarten St. Vitus. Er lebt mit seiner Partnerin und den beiden Kindern in Oberottmarshausen. Als Bürgermeister will er sich laufenden Projekten wie dem Bau von gefördertem Wohnraum oder der Erschließung des neuen Baugebiets widmen, bevor er eigene Themen vorantreibt. Langfristig will der gebürtige Oberottmarshauser das Thema Verkehrslärm angehen und altersgerechte Wohn- und Lebensformen schaffen. Außerdem plant er eine Tagung mit dem künftigen Gemeinderat – allerdings erst, wenn die Corona-Krise überwunden ist. Ob er den Rekord seines Vorgängers Mößner auf die schnellste Gemeinderatssitzung in nur 23 Minuten knacken kann, bleibt abzuwarten.