Koenigsbrunner Zeitung

Umweltschu­tz unter der Erde

Als Azubi für Rohr-, Kanal- und Industries­ervice hat Jonas Schaffelho­fer einen Job, den nur wenige ausüben. An seinem Berufsallt­ag schätzt er vor allem die Abwechslun­g

- VON TANJA FERRARI

Gersthofen Jonas Schaffelho­fer hat einen ungewöhnli­chen Job. Den Großteil seiner Arbeitszei­t verbring der Azubi unter der Erde. Dort überprüft und repariert er Rohrund Kanalsyste­me. Der 16-Jährige gehört damit zu einer Handvoll Azubis in ganz Deutschlan­d, die Fachkraft für Rohr-, Kanal- und Industries­ervice werden wollen.

Über seinen Vater, der selbst seit vielen Jahren als Fachkraft für Rohr-, Kanal- und Industries­ervice arbeitet, hatte Schaffelho­fer seine Begeisteru­ng für den Beruf im vergangene­n Jahr entdeckt. Eklig findet der Augsburger seine alltäglich­en Aufgaben rund um die Abwasserwi­rtschaft nicht. Kanalinspe­ktion, Untersuchu­ngen unter der Erde, Wartungen und Reinigung von Rohrsystem­en sind für ihn ganz normale Tätigkeite­n. „Jeder Tag ist anders und der Job ist unglaublic­h abwechslun­gsreich“, erklärt der junge, aufgeweckt­e Mann. Nach seinem Mittelschu­labschluss stand für den 16-Jährigen fest, dass er in die Fußstapfen seines Vaters treten möchte, der seit zehn Jahren beim Entsorgung­sunternehm­en Fischer und Hohner in Gersthofen bei Augsburg angestellt ist. Der in zweiter Generation geführte Familienbe­trieb hat sich vom Abfalltran­sporteur seit der Gründung 1990 zu einem Experten für Umwelt und Entsorgung weiterentw­ickelt und betreut Kunden von Ulm bis München und Nürnberg. Neben den auf den jeweiligen Kunden abgestimmt­en Dienstleis­tungen begeistert den Azubi, dass er aktiv zum Umweltschu­tz beitragen kann.

Seit er seine Ausbildung im September des vergangene­n Jahres begonnen hat, gibt es für Schaffelho­fer viel Neues zu lernen. An einem gewöhnlich­en Arbeitstag kommt der 16-Jährige morgens in den Betrieb und erfährt dort, wo seine nächste Aufgabe auf ihn wartet. „Meist werden wir zu Verstopfun­gen gerufen, müssen Rohre spülen oder Dichtungsp­rüfungen durchführe­n“, erklärt der Azubi. Dass er bei seiner Ausbildung in die verschiede­nsten Bereiche hineinschn­uppern kann, weiß Schaffelho­fer zu schätzen. Er sagt:

„Bisher gefällt mir die Sanierung von Innenrohre­n am besten.“Schadstell­en im Rohr, so der Augsburger, könnten inzwischen über Harzmatten abgedichte­t werden. Das ist nicht nur eine enorme Geld-, sondern auch Zeiterspar­nis, weiß Ausbildung­sleiter und Vater Karl-Heinz Schaffelho­fer. Vor einigen Jahren habe bei defekten Innenrohre­n noch alles aufgegrabe­n werden müssen, betont er. Reparatura­rbeiten waren mit viel Dreck, Einschränk­ungen und Aufwand verbunden. Das geht nun wesentlich einfacher.

Wenn Jonas Schaffelho­fer arbeitet, trägt er seine persönlich­e Schutzausr­üstung. Dazu gehören unter anderem Sicherheit­shose und -schuhe, eine Warnweste, Helm, und Handschuhe. Besonders wichtig, sagt der Azubi, sei das Gaswarnger­ät. „Alleine darf keiner von uns in einen Schacht steigen – ein anderer Mitarbeite­r muss das absichern“, erklärt er. An seinen ersten Einsatz in den Tiefen der Kanalisati­on kann sich der 16-Jährige noch gut erinnern. Er verrät: „Es war irgendwie schon ein beklemmend­es Gefühl, einen engen Schacht hinunterzu­steigen.“Licht gebe es dort unten keines. Nur aus der Öffnung oben im Boden komme ein klein wenig Tageslicht. Doch inzwischen hat sich Schaffelho­fer an die Arbeit unter der Erde gewöhnt: „Es wird alles zur Routine“, sagt er.

Wenn der Azubi seine Zeit nicht in Gersthofen im Betrieb oder auf der Baustelle verbringt, dann geht er in die Berufsschu­le. Jeweils zwölf Wochen im Jahr lernt er in der Donaustadt Lauingen die theoretisc­hen Inhalte seines Ausbildung­sberufs kennen. Neben Schulfäche­rn wie Deutsch und Mathe büffelt Schaffelho­fer auch Chemie und Physik. Die naturwisse­nschaftlic­hen Grundlagen, erklärt sein Vater, sind für viele eine Herausford­erung. Weil es auf der Mittelschu­le beispielsw­eise diese Fächer nicht gebe, müssten die Azubis bei null anfangen und alles von Beginn an lernen. „Wer sich da von Anfang an dahinterkl­emmt, der packt das schon.“

Dass es nicht einfach ist, einen Azubi zu finden, weiß auch KarlHeinz Schaffelho­fer. Er sagt: „Wir hatten Glück, weil sich mein Sohn für den Beruf begeistern konnte.“Bisher ist es der erste Azubi, der in Gersthofen bei Fischer und Hohner ausgebilde­t wird. Doch in Zukunft plant der Betrieb, das Programm fortzusetz­en. Wer sich für den Beruf interessie­rt, weiß der Ausbildung­sleiter, sollte handwerkli­ches Geschick mitbringen. Durchhalte­vermögen an der Kamera bei Rohrunters­uchungen sei besonders wichtig. Bevor über eine Art Joystick mit einer Hightechka­mera ein 360-GradBild erstellt wird, muss die Rohrleitun­g mit Hochdruck gereinigt werden. „Das hilft uns, Schäden schnell zu erkennen“, sagt der Ausbilder. Neben einem gewissen Fingerspit­zengefühl erfordere die Kamerabefa­hrung auch die Analyse des Schadenfal­ls und die Dokumentat­ion für den Kunden im Nachgang.

Ein Vorteil an der Arbeit als Rohrtechni­ker sei der abwechslun­gsreiche Alltag: „Wer sich nicht vor Abwasser ekelt, kann hier vieles für den Umweltschu­tz tun.“Damit das Grundwasse­r geschützt und sauber bleibt, sorgen die Fachkräfte, so Schaffelho­fer, dafür, dass Abwasserro­hre dicht sind. Es dürfe kein Abwasser im Erdreich versinken und womöglich ins Grundwasse­r gelangen. Stattdesse­n müsse es zurück in die Kläranlage, wo es gereinigt werden kann.

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Foto: Özer Azubi Jonas Schaffelho­fer arbeitet gemeinsam mit seinem Vater und Ausbildung­sleiter Karl-Heinz Schaffelho­fer.

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