Wer griff türkische Läden an?
In Waldkraiburg wird die Soko aufgestockt
Waldkraiburg Nach der möglicherweise extremistisch motivierten Anschlagsserie auf türkische Geschäfte in Waldkraiburg hat die Polizei ihre Sonderkommission auf 50 Mitarbeiter verdoppelt. Bisher gebe es mehr als 120 Spuren, denen mit Hochdruck nachgegangen werde, teilte die Polizei am Freitag mit.
Nach einem Zeugenhinweis sei eine Wohnung in Waldkraiburg durchsucht worden. Dies habe aber keine Erkenntnisse zur Aufklärung der Taten gebracht. Die Soko unter Leitung der Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus (ZET) bei der Generalstaatsanwaltschaft München war Ende April zunächst mit 25 Beamten gestartet.
Seit April gab es vier Anschläge. Steine flogen in Scheiben. Der Laden eines türkischen Gemüsehändlers ging in Flammen auf. Bei dieser schlimmsten Attacke in der Nacht zum 27. April wurden sechs Menschen verletzt. Die Polizei veröffentlichte nun ein Video vom Umfeld des Ladens aus der Tatnacht, das eine Person zeigt – es könnt sich laut Polizei um einen Tatverdächtigen oder um einen Zeugen handeln.
Bei einem Friseursalon, einer Gaststätte und einem Dönerladen jeweils türkischstämmiger Betreiber waren Scheiben eingeworfen und eine stinkende Flüssigkeit ausgeschüttet worden. Dass es sich dabei um Fäkalien gehandelt habe, lasse sich durch die bisherigen chemischen Untersuchungen nicht bestätigen, sagte die Polizei. An den Tatorten seien Farbeimer mit Resten der Substanz zurückgelassen worden. Kriminaltechnische Untersuchungen dazu seien noch im Gange.
„Der oder die Täter haben den Tod von Menschen bewusst in Kauf genommen. Das ist ein feiger Akt, der auf das friedliche Zusammenleben abzielt“, sagte der Sprecher für Strategien gegen Rechtsextremismus der Grünen im Landtag, Cemal Bozoglu. „Die Vorgänge scheinen in die derzeitige strategische Ausrichtung rechtsextremistischer Kreise zu passen: Minderheitengruppen einschüchtern, Angst verbreiten und Chaos stiften.“