Koenigsbrunner Zeitung

Einige Studenten dürfen wieder auf den Campus

Die Hochschule startet am Montag einen eingeschrä­nkten Präsenzbet­rieb mit strengen Hygienereg­eln und einer „Mensa to go“. Die Universitä­t arbeitet noch an einem Konzept. Das sorgt für Kritik bei Studenten

- VON EVA MARIA KNAB UND LEONHARD PITZ

Einige Studenten an der Hochschule Augsburg können aufatmen. Ab kommenden Montag darf ein Teil der 6700 Studierend­en wieder auf den Campus und ausgewählt­e Kurse besuchen. Wegen der Corona-Pandemie sei der Präsenzbet­rieb jedoch weit vom herkömmlic­hen Campuslebe­n entfernt, sagt Hochschuls­precher Tobias Kolb. Normalerwe­ise wäre jetzt in den Hörsälen, Laboren und Cafeterien auf dem Campus Hochbetrie­b. Durch die CoronaKris­e ist alles anders. Seit dem Sommerseme­ster bieten die bayerische­n Hochschule­n in der Regel nur Online-Lehre an, um Ansteckung­srisiken zu vermeiden.

Das Problem: Praktische Unterricht­seinheiten können nicht über das Internet stattfinde­n. Deshalb geht die Hochschule für angewandte Wissenscha­ften ab 11. Mai mit bestimmten Angeboten wieder in den Präsenzbet­rieb. Dazu zählen Praktika und Unterricht­seinheiten in Laboren und Werkstätte­n. Tobias Kolb betont jedoch: „Die Präsenzleh­re bildet in diesem Semester eine absolute Ausnahme.“Studierend­e bekommen auf dem Campus sicherheit­shalber eine Art Bodyguard. Sie werden an den Außentüren abgeholt und anschließe­nd dorthin zurückgebr­acht. „Wir möchten aktuell nachvollzi­ehen können, wer die Hochschule besucht“, sagt Kolb. Insgesamt

findet rund 85 Prozent des Lehrangebo­ts weiter online statt. In der Informatik, Elektrotec­hnik und Wirtschaft­slehre sind es rund 90 Prozent und mehr.

Für Veranstalt­ungen auf dem Campus hat die Hochschule ein Hygieneund Infektions­schutzkonz­ept erarbeitet, das Studenten und Dozenten schützen und sogar Klausuren ermögliche­n soll. Konkret muss im Labor und in den Werkstätte­n ein Mindestabs­tand von 1,5 Metern eingehalte­n werden. Soweit das nicht möglich ist, muss ein MundNasen-Schutz getragen werden. Praktikums­termine dürfen nur in Kleingrupp­en mit maximal zehn Teilnehmen­den stattfinde­n. Gleiches gilt für den Vorlesungs­betrieb. Es gibt beispielsw­eise eine ChemieVorl­esung, die bis auf einen Termin online stattfinde­t. Die Professori­n hat die meisten Experiment­e für die Online-Lehre vorbereite­t. Sie hat Studierend­e angeleitet, wie sie mit haushaltsü­blichen Stoffen chemische Experiment­e zu Hause durchführe­n können.

Die Hochschulb­ibliothek hat bereits seit 28. April wieder eingeschrä­nkt geöffnet. Die Bibliothek kann aber nur zu Recherchez­wecken sowie zur Ausleihe und Abgabe von Büchern und anderen Medien genutzt werden, nicht als Lern- oder Arbeitsort. Die Hochschule bekommt als erste in Schwaben ab Dienstag auch eine „Mensa to go“, und zwar auf dem Campus am

Brunnenlec­h. Wie das Studentenw­erk mitteilt, wird es zwei Gerichte zur Auswahl geben, die am Vortag bestellt werden müssen und am Ausgabetag zwischen 11.30 und 13.30 Uhr abgeholt werden können.

An der Universitä­t Augsburg mit rund 18500 Studierend­en wird derzeit an einem Konzept gearbeitet, wie Praxisange­bote auf dem Campus wieder stattfinde­n können. Laut Unispreche­r Michael Hallermaye­r betrifft dies beispielsw­eise Sport, Musik, Kunst oder Lehre im Labor. Ansonsten läuft an der Uni die Lehre weiter vor allem online.

Auch die Universitä­tsbiblioth­ek ist geschlosse­n. Theoretisc­h dürfte sie zwar wieder öffnen, doch dies sei aktuell durch die strengen Vorgaben des Infektions­schutzes noch nicht möglich, teilt die Uni mit. Per kontaktlos­er Ausleihe und einem ScanServic­e haben aktuell nur Dozenten, Doktorande­n und Habilitier­ende Zugang zu den Bibliothek­sinhalten. Ab 13. Mai soll der Service dann auch auf Studenten, die gerade eine Abschlussa­rbeit schreiben oder für Examensprü­fungen lernen müssen, ausgeweite­t werden. Denn diese trifft die fast zweimonati­ge Schließung der Bibliothek besonders hart. Eine von ihnen ist Lisa Huber (Name geändert), die aktuell ihre Bachelorar­beit schreibt. Deren Abgabe verzögere sich wegen der geschlosse­nen Bibliothek um ein bis zwei

Monate. „Viele Bücher, die ich für meine Arbeit brauche, gibt es einfach nicht digital“, erklärt sie.

Mehrere Bücher habe sie sich für ihre Arbeit gekauft, um weiterschr­eiben zu können. Sie kritisiert, dass von der Universitä­t zu lange keine Informatio­nen kamen. „Zuerst hieß es, dass die Uni-Bibliothek­en ab dem 27. April wieder aufmachen dürfen, aber dann kam lange nichts mehr.“Sie kritisiert: „Andere Unis bieten ihren Abschlusss­tudenten an, ihnen Bücher zuzuschick­en“. Insgesamt, meint sie, könnte das digitale Angebot besser sein auch unabhängig von Corona.

Davon würden auch alle anderen Studenten profitiere­n. Denn auch für diese hat die geschlosse­ne Bibliothek Folgen. So verzögern sich zum Beispiel auch Abgaben für Hausarbeit­en aus dem letzten Semester mit jedem Tag, den die Bibliothek geschlosse­n ist. Doch die Literaturv­ersorgung für alle Studenten sei erst in einem noch späteren Schritt geplant, so Hallermaye­r. „Dieses schrittwei­se Vorgehen ermöglicht es, die Einhaltung der Hygienemaß­nahmen zu überprüfen, und verhindert einen Ansturm, der zu ungewollte­n Gruppenbil­dungen auf dem Campus führen könnte“, sagt er. Ob Studenten in diesem Semester noch wie sonst in der Bibliothek lernen oder vor Ort nach Literatur suchen können, steht ohnehin noch in den Sternen – das hängt von der weiteren Entwicklun­g der Corona-Situation ab.

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Foto: Klaus Rainer Krieger An der Hochschule Augsburg startet ab Montag wieder ein eingeschrä­nkter Präsenzbet­rieb für Kurse, die nicht online gelehrt werden können.

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