Koenigsbrunner Zeitung

Fußballsta­rt: Dafür gibt’s Lob und Kritik

Was Sportler und Funktionär­e aus dem südlichen Landkreis davon halten, dass in einer Woche wieder der Ball in der Bundesliga rollt

- VON CHRISTIAN KRUPPE

Landkreis Augsburg In einer Woche soll der Ball in den ersten beiden Fußball-Bundeslige­n wieder rollen. Hartgesott­ene Fußballfan­s freuen sich. Doch die Sportler aus der Region sehen den Auftakt der Ballsportk­önige mit gemischten Gefühlen. Zur durchaus vorhandene­n Freude mischt sich auch eine gehörige Portion Kritik. Guido Blätz, Leiter der Kampfsport­schule Chon Ji in Schwabmünc­hen sieht sich an die Römerzeit erinnert. „Das hat schon was von Brot und Spiele“, stellt er fest. „Ich kann es durchaus nachvollzi­ehen, dass die wieder kicken dürfen, um die Volksseele zu besänftige­n“, sagte er. Nicht ganz so streng sieht es Handballer Holger Hübenthal. „Für eine gewisse Normalität ist es notwendig, damit die Menschen auch wieder ein anderes Thema als Corona haben“, meint

Hübenthal, der sich auch das ein oder andere Spiel ansehen wird. Stefanie Kraus, selbst als Turner- und Volleyball­erin aktiv, wird ebenfalls zuschauen, wenn der Ball wieder rollt. „Fußball hat die Macht und das Ansehen. Grundsätzl­ich finde ich es gut, dass es weitergeht“, so die junge Sportlerin, die sich auch wünscht, dass dies auch für andere Sportarten auf Topniveau möglich wäre. Werner Muth, Teammanage­r der Fußballer des TSV Schwabmünc­hen, ist durchaus erfreut, dass es weitergeht.

„Für die Ligen ist es wichtig“, stellt er fest. Zumal „die Welt darauf schaut, wie es bei uns funktionie­rt. Das Modell könnte Vorbildcha­rakter haben“. Doch auch Muth ist nicht nur voll des Lobes. „Die 3. Liga wie auch die Regionalli­ga wird momentan vergessen, auch die Amateurlig­en brauchen Lösungen“, fordert er. Fußball-Abteilungs­leiter

Germar Thiele hält nur wenig von der Wiederaufn­ahme des Spielbetri­ebs, der in seinen Augen nur aufgrund wirtschaft­licher Zwänge stattfinde­t. „Die Vereine sind durch die Spielergeh­älter gegeißelt. Aber gerade die Spieler sind in der Pflicht“, so Thiele. Deren Verhalten ist in seinen Augen ein Schlag ins Gesicht eines jeden normalen Arbeitnehm­ers. „Mit mehr Verzicht könnten sie ihren Vereinen helfen.

Ein Großteil der Spieler kann das schaffen“, so Thiele.

Kein Verständni­s für die Fußballer hat Marcus Kruppe. Der Skaterhock­ey-Schiedsric­hter, in seinem Sport in den Bundeslige­n und internatio­nal unterwegs, findet die Fortsetzun­g der Fußball-Bundesliga „gesellscha­ftspolitis­ch bodenlos“. Für ihn ist es „lachhaft“, dass die Profis kicken dürfen, aber man nicht in der Lage ist, Kindergärt­en vollständi­g zu öffnen. „Es ist eine Sauerei, dass die Bundesliga-Teams mit ihren Millionenu­msätzen so schnell in Not geraten. In meinen Augen ist es eine Frechheit, dass die Topverdien­er im Fußball jetzt nicht bereit sind, ein paar Monate zu verzichten“, ergänzt er. Diese Form der Solidaritä­t vermisst auch Holger Hübenthal: „Wenn die Spieler mitziehen und mehr verzichten würden, wäre die Wiederaufn­ahme, die ja einen großen finanziell­en Hintergrun­d hat, nicht nötig.“

In einem Punkt sind sich alle Sportler einig: Für den Amateurspo­rt braucht es schnell tragbare Lösungen, damit zumindest der Trainingsb­etrieb wieder in einem sinnvollen Umfang wieder aufgenomme­n werden kann. „Momentan kann ich nur dankbar sein, dass alle meine Schüler noch dabei sind und das minimale Angebot mittragen“, so Kampfsport­ler Blätz.

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Symbolfoto: Jan Woitas, dpa Ab Samstag, 16. Mai, soll der Ball wieder im Netz zappeln. Dann wird die FußballBun­desliga-Saison fortgeführ­t.

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