„Wir dachten, jetzt ist alles aus“
Werner Mayr erlebte das Kriegsende mit sechs Jahren und erschrak zu Tode, als plötzlich ein farbiger US-Soldat vor ihm stand
Langweid/Druisheim Werner Mayr erinnert sich noch genau an die dramatischen Stunden. Er war sechs Jahre alt, als er den Einmarsch und damit das Kriegsende erlebte. „Die Amerikaner kamen von Allmannshofen her mit Jeeps und Panzern in unser Dorf Druisheim.“Kurz zuvor sei der Ort noch mit Artillerie beschossen worden. Mayr: „Eine Scheune ging in Flammen auf und brannte völlig nieder. Alles ringsum war voll Rauch. Eine Granate schlug ins Dach der Kirche ein, die direkt neben unserem Haus steht, das war Gott sei Dank ein Blindgänger, es hätte auch uns treffen können.“Die Geschosse wurden von einer deutschen Flakstellung außerhalb des Dorfes, die in einem kleinen Wäldchen lag, abgefeuert. So sollte offensichtlich der „Feind“noch aufgehalten werden. Doch der ließ sich nicht bremsen. Das war auch der Familie von Werner Mayr, der heute in Langweid lebt, klar. „Unsere
Großmutter hing ein weißes Bettlaken an den Zaun, als die ersten USFahrzeuge um die Kurve kamen. Plötzlich fuhr ein Panzer in unseren Hof, die Besatzung stieg aus und ein
farbiger GI stand mit einer MP im Anschlag am Kellerabgang. Seit drei Wochen hatte die Familie von Werner Mayr – seine Mutter, der dreijährige Bruder Franz, die Tante und die Großmutter – dort geschlafen. Der Soldat bedeutete der Familie heraufzukommen. Werner Mayr hat den Augenblick nicht vergessen: „Wir erschraken sehr, hatten ja noch nie einen Schwarzen gesehen und dachten, jetzt ist alles aus.“Der Schreck war schnell verflogen. Denn: „Die Panzerbesatzung war nett zu uns Kindern und verteilte Kaugummi und Schokolade“, erinnert sich Mayr. Die US-Soldaten gingen in die Küche im Haus und kochten Kaffee. Und: „Sie aßen ein weißes Brot, wie wir es noch nicht kannten.“
Plötzlich erreichte die Amerikaner ein Funkspruch. Die Soldaten ließen alles liegen und stehen, sprangen in ihren Panzer, fuhren mit Vollgas aus dem Hof an einen höher gelegenen Platz im Dorf und feuerten von dort auf die deutsche Flakstellung. Vier deutsche Soldaten seien ums Leben gekommen. Sie wurden in Druisheim begraben.