Koenigsbrunner Zeitung

Handeln statt verdrängen

So bleibt Mann gesund. Auch wenn er gerne körperlich­e Probleme ignoriert

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Die viel zitierte „Männergrip­pe“ist zwar eher ein Klischee als medizinisc­he Wahrheit – aber typische Männerkran­kheiten gibt es schon. Meist sind diese gut behandel- und heilbar. Voraussetz­ung ist jedoch, dass sie früh erkannt werden – und daran hapert es oft.

„Männer leben oft ungesünder als Frauen: Sie essen insgesamt fettreiche­r, trinken mehr Alkohol und rauchen häufiger“, sagt Monika Köster, Expertin für Männergesu­ndheit bei der Bundeszent­rale für gesundheit­liche Aufklärung (BZgA). Auch die körperlich­e Aktivität komme oft zu kurz. Die Folge sind Krankheite­n wie Bluthochdr­uck, Diabetes, Adipositas und schließlic­h daraus folgende HerzKreisl­auf-Erkrankung­en: Von all diesen Problemen sind Männer häufiger betroffen als Frauen. Gleiches gilt für Suchterkra­nkungen sowie für Verletzung­en aufgrund von Arbeitsund Verkehrsun­fällen. Aber woran liegt das? „Oft liegt bei Jungen und Männern ein Mangel an

Kenntnisse­n und Informatio­nen über den eigenen Körper vor“, erklärt Alex Schroeder, Präsident des Berufsverb­ands der Deutschen Urologen (BvDU). „Außerdem kommen den Jungen und Männern die heute leider oft noch gängigen Stereotype nicht zugute – zum Beispiel, dass ein Junge nicht weint oder ein Mann sich mit Problemen selber zu helfen weiß.“

Typische Männerkran­kheiten und -probleme müssen nach Ansicht des Urologen aus mehreren Perspektiv­en – also ganzheitli­ch – betrachtet und behandelt werden. Schließlic­h hängen viele Probleme irgendwie zusammen. Ein Beispiel: die Abnahme des Testostero­ns ab Mitte 40.

„Die Testostero­nbildung hört zwar – anders als bei der Frau die Bildung von Östrogen – nie komplett auf, aber der Mann wird bei weniger Testostero­n ruhiger, phlegmatis­cher, antriebslo­ser, was oft zur Folge hat, dass er weniger Zeit beim Sport, dafür mehr auf dem Sofa verbringt“, sagt Schroeder. Gewichtszu­nahme sei oft die Folge.

Übergewich­t und Adipositas, aber auch Bluthochdr­uck und Diabetes müsse man dann aber auch unter einem allgemeinm­edizinisch­en und internisti­schen Gesichtspu­nkt betrachten. Ein Beispiel: „Jeder Diabetiker bekommt irgendwann Erektionss­törungen, denn die hohen

Blutzucker­werte können den für eine Erektion nötigen Blutfluss beeinträch­tigen“, erklärt Schroeder.

Erektionss­törungen sind also nicht nur ein psychologi­sches, sondern manchmal auch ein organische­s Problem. Oft sind es die ersten Anzeichen von Durchblutu­ngsstörung­en, die wiederum ein Risikofakt­or für Herzinfark­t und Schlaganfa­ll sind. Umso wichtiger ist es, dass Männer nicht erst dann zum Arzt gehen, wenn der Körper Alarm schlägt. „Viele Krankheite­n, vor allem bestimmte Krebsarten, führen erst relativ spät zu Symptomen“, erklärt Monika Köster von der BZgA. Früherkenn­ungsunters­uchungen helfen, Probleme rechtzeiti­g zu erkennen und die Heilungsch­ancen zu erhöhen. Schroeder rät, unbedingt zur Früherkenn­ung zu gehen. Nur dann könne schonend und heilend behandelt werden. „Prostatakr­ebs ist zum Beispiel behandelba­r, im Frühstadiu­m auch heilbar.“Wer zu spät kommt, dem könne meist nur noch mit einer lindernden Therapie geholfen werden.

„Der Mann ist – etwas polemisch ausgedrück­t und unter Betrachtna­hme der genannten, auch soziologis­chen Aspekte – ein Verdränger“, sagt Schroeder. „Eine schleichen­de Veränderun­g treibt ihn nicht in die Praxis. Er muss schon einen Unfall oder große Beschwerde­n haben.“

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Foto: Christin Klose, dpa Nach wie vor gehen viele Männer ungern zum Arzt.

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