Die Maske als Mode-Accessoire?
Schnell zum Bäcker oder in den Supermarkt – das geht nur noch mit Mundschutz. Während bei Augsburger Unternehmen individuelle Exemplare gefragt sind, will ein Verein vor allem Bedürftige unterstützen
Das Augsburger Start-up Heaters bringt normalerweise Streetwear auf den Markt: Shirts, Shorts und unter anderem auch Sweater. In den vergangenen Wochen haben sie ein ganz anderes Produkt in ihre Angebotspalette mit aufgenommen: Masken. Sie gehören zu den Unternehmen, die in die Produktion eingestiegen sind.
Burak Kücük, einer der Gründer von Heaters, erklärt die Idee dahinter: „Wir wollten beweisen, dass nachhaltige Masken nicht teuer sein müssen.“Mithilfe ihres Produktionsnetzwerks, das sie auch für die Herstellung ihrer Mode nutzen, sei es ihnen nun möglich, große Mengen zu produzieren, erzählt er. „Aktuell arbeiten wir Bestellungen von insgesamt 70000 Masken ab“, so Kücük. Das meiste davon seien Aufträge von Firmen, die dann beispielsweise ihr Logo auf die Maske drucken würden. Kücük ist sich sicher, dass das kreative Potenzial bei den Masken noch nicht ausgeschöpft ist. „Wir haben schon gesagt, das ist jetzt das Mode-Accessoire 2020 und vermutlich auch 2021.“
Ähnlich denkt man bei der Augswir burger Textilfirma Trico. Das Traditionsunternehmen gibt es seit 1919. Eigentlich werden dort in Handarbeit Krawatten, Schleifen, Westen, Langschals und Tücher gefertigt, doch seit einigen Wochen wurden auch hier aufgrund der Versorgungsengpässe durch die Corona-Krise Gesichtsmasken ins Sortiment mit aufgenommen. Zwar mache nach wie vor die medizinische Variante in Weiß einen Großteil der Produktion aus, doch es werden nun verstärkt auch farbige Masken nachgefragt, berichtet Margot Doser, Chefin von Trico. „Zu dem reinen Schutzgedanken ist inzwischen eben auch der Modegedanke hinzugekommen“, sagt sie.
Mittlerweile produziere das Unternehmen auch Masken aus Seide – beispielsweise für Hochzeiten. „Viele wünschen sich zu ihrer normalen Bestellung eine Maske, die dann zur Fliege passt.“Sie hofft, dass die Masken ihrem Unternehmen
als zusätzliches Standbein bleiben.
Während für viele der Maskenkauf zur Modefrage geworden ist, ist er für andere vor allem eins: eine finanzielle Belastung. Darum hat sich Anfang April mit „aux.impact“ein neuer sozialer Verein gegründet. Die Idee sei im Freundeskreis entstanden, erzählt Nico Kanelakis, Vorsitzender von aux.impact. „Wir kamen auf das MaskenThema zu sprechen und da haben
gemerkt, dass einige Gruppen unter den Tisch fallen werden“, sagt er. Wer selbst nicht nähen könne, sei darauf angewiesen, eine Maske zu kaufen. Dies sei eine erhebliche Belastung, beispielsweise für Familien, die von Hartz IV leben, so Kanelakis.
Um zu helfen gründeten sie kurzerhand einen eigenen Verein per Videokonferenz. Dieser sammelt über mehrere Plattformen Spenden ein und gibt die Masken dann bei Änderungsschneidereien in Auftrag. Kanelakis: „Es schien uns einfach sinnvoller, das von Profis machen zu lassen. Ein positiver Nebeneffekt ist zudem, dass wir damit lokale Änderungsschneidereien unterstützen, die ja auch eine Zeit wegen Corona geschlossen waren.“
Die fertigen Masken werden vom Verein eingesammelt und an soziale Einrichtungen, wie dem Katholischen Verband für Soziale Dienste (SKM) oder die Drogenhilfe übergeben. Diese übernehmen die Verteilung an die Bedürftigen. „Die kennen ihre Leute und wissen, wo es brennt“, sagt Kanelakis. Nach Angaben des Vereins wurden bisher 300 Einwegmasken und 170 Stoffmasken verteilt, 5000 Masken sind das selbst ausgegebene Ziel.