Koenigsbrunner Zeitung

Die Maske als Mode-Accessoire?

Schnell zum Bäcker oder in den Supermarkt – das geht nur noch mit Mundschutz. Während bei Augsburger Unternehme­n individuel­le Exemplare gefragt sind, will ein Verein vor allem Bedürftige unterstütz­en

- VON LEONHARD PITZ

Das Augsburger Start-up Heaters bringt normalerwe­ise Streetwear auf den Markt: Shirts, Shorts und unter anderem auch Sweater. In den vergangene­n Wochen haben sie ein ganz anderes Produkt in ihre Angebotspa­lette mit aufgenomme­n: Masken. Sie gehören zu den Unternehme­n, die in die Produktion eingestieg­en sind.

Burak Kücük, einer der Gründer von Heaters, erklärt die Idee dahinter: „Wir wollten beweisen, dass nachhaltig­e Masken nicht teuer sein müssen.“Mithilfe ihres Produktion­snetzwerks, das sie auch für die Herstellun­g ihrer Mode nutzen, sei es ihnen nun möglich, große Mengen zu produziere­n, erzählt er. „Aktuell arbeiten wir Bestellung­en von insgesamt 70000 Masken ab“, so Kücük. Das meiste davon seien Aufträge von Firmen, die dann beispielsw­eise ihr Logo auf die Maske drucken würden. Kücük ist sich sicher, dass das kreative Potenzial bei den Masken noch nicht ausgeschöp­ft ist. „Wir haben schon gesagt, das ist jetzt das Mode-Accessoire 2020 und vermutlich auch 2021.“

Ähnlich denkt man bei der Augswir burger Textilfirm­a Trico. Das Traditions­unternehme­n gibt es seit 1919. Eigentlich werden dort in Handarbeit Krawatten, Schleifen, Westen, Langschals und Tücher gefertigt, doch seit einigen Wochen wurden auch hier aufgrund der Versorgung­sengpässe durch die Corona-Krise Gesichtsma­sken ins Sortiment mit aufgenomme­n. Zwar mache nach wie vor die medizinisc­he Variante in Weiß einen Großteil der Produktion aus, doch es werden nun verstärkt auch farbige Masken nachgefrag­t, berichtet Margot Doser, Chefin von Trico. „Zu dem reinen Schutzgeda­nken ist inzwischen eben auch der Modegedank­e hinzugekom­men“, sagt sie.

Mittlerwei­le produziere das Unternehme­n auch Masken aus Seide – beispielsw­eise für Hochzeiten. „Viele wünschen sich zu ihrer normalen Bestellung eine Maske, die dann zur Fliege passt.“Sie hofft, dass die Masken ihrem Unternehme­n

als zusätzlich­es Standbein bleiben.

Während für viele der Maskenkauf zur Modefrage geworden ist, ist er für andere vor allem eins: eine finanziell­e Belastung. Darum hat sich Anfang April mit „aux.impact“ein neuer sozialer Verein gegründet. Die Idee sei im Freundeskr­eis entstanden, erzählt Nico Kanelakis, Vorsitzend­er von aux.impact. „Wir kamen auf das MaskenThem­a zu sprechen und da haben

gemerkt, dass einige Gruppen unter den Tisch fallen werden“, sagt er. Wer selbst nicht nähen könne, sei darauf angewiesen, eine Maske zu kaufen. Dies sei eine erhebliche Belastung, beispielsw­eise für Familien, die von Hartz IV leben, so Kanelakis.

Um zu helfen gründeten sie kurzerhand einen eigenen Verein per Videokonfe­renz. Dieser sammelt über mehrere Plattforme­n Spenden ein und gibt die Masken dann bei Änderungss­chneiderei­en in Auftrag. Kanelakis: „Es schien uns einfach sinnvoller, das von Profis machen zu lassen. Ein positiver Nebeneffek­t ist zudem, dass wir damit lokale Änderungss­chneiderei­en unterstütz­en, die ja auch eine Zeit wegen Corona geschlosse­n waren.“

Die fertigen Masken werden vom Verein eingesamme­lt und an soziale Einrichtun­gen, wie dem Katholisch­en Verband für Soziale Dienste (SKM) oder die Drogenhilf­e übergeben. Diese übernehmen die Verteilung an die Bedürftige­n. „Die kennen ihre Leute und wissen, wo es brennt“, sagt Kanelakis. Nach Angaben des Vereins wurden bisher 300 Einwegmask­en und 170 Stoffmaske­n verteilt, 5000 Masken sind das selbst ausgegeben­e Ziel.

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Foto: privat Niko Kanelakis vom Verein aux.impact überreicht Masken an Pia Haertinger vom SKM.
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Foto: Trico Das Unternehme­n Trico steigt in die Maskenprod­uktion ein.

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