Koenigsbrunner Zeitung

Augsburger trauern um Magier Roy

Die Nachricht, dass Roy Horn von „Siegfried & Roy“an den Folgen des Coronaviru­s gestorben ist, bewegt Zauberer Hardy. Der Fuggerei-Bewohner erinnert sich. Nicht nur der 70-Jährige hatte Kontakt zu den beiden

- VON INA MARKS

Zauberer Hardy sitzt am Telefon in seiner kleinen Wohnung in der Fuggerei und muss weinen. Der Tod von Roy Horn bewegt den 70-jährigen Augsburger. Horn, der mit Siegfried Fischbache­r das weltberühm­te Magier-Duo Siegfried & Roy verkörpert­e, war am Freitag im Alter von 75 Jahren an den Folgen des Coronaviru­s gestorben. Hardy war 16 Jahre alt, als er das erste Mal auf sie traf – und war dabei ziemlich aufgeregt.

„Ich war damals auf der Zauberschu­le von Henk Vermeyden in Amsterdam“, erzählt Hardy, der eigentlich Erhard Smutny heißt, am anderen Ende der Leitung. Siegfried und Roy seien an der holländisc­hen Schule ebenfalls einst ausgebilde­t worden. Hardy erinnert sich, wie sie für einen Besuch dorthin zurückkehr­ten. „Da waren die beiden schon ganz große Nummern und ich war noch sehr verklemmt.“Mit Siegfried Fischbache­r sei er schnell ins Gespräch gekommen.

„Er stammte aus Rosenheim, ich bin gebürtig aus Aichach – mit unserer Heimat hatten wir gleich ein verbindend­es Thema gefunden.“Er selbst habe zu dem Zeitpunkt dieser ersten Begegnung noch nicht gewusst, wohin ihn die Zauberei führe. „Siegfried und Roy hatten ihren Stil schon gefunden. Roy war damals der absolute Tierzauber­er, Siegfried mehr der Showmensch.“

Die beiden Künstler, die mit ihren weißen Tigern weltberühm­t wurden, beschreibt Hardy als nahbare Menschen mit unterschie­dlichen Charaktere­n. Der Augsburger hat Siegfried als extroverti­erter in Erinnerung. „Er pflegte die Freundscha­ften und Kontakte.“Roy sei zurückhalt­ender gewesen. „Er mochte es nicht so, dass Zauberer aus aller Welt scharenwei­se zu ihnen nach Las Vegas kommen wollten. Mich aber akzeptiert­e er.“

Vielleicht auch, weil Hardy Kontakt zu Siegfried Fischbache­rs Schwester hatte. Eine Ordensfrau und Erzieherin, wie der FuggereiBe­wohner am Telefon berichtet. Bei einer Arbeit zu dem Thema „Heilpädago­gisches Zaubern für Kinder“habe sie sich von dem Augsburger Tipps geholt. Denn Hardy selbst stottert seit seiner Kindheit. Doch auf der Bühne war seine Sprachstör­ung immer wie weggezaube­rt.

Gut 50 Jahre sei er mit Siegfried & Roy befreundet gewesen, sagt er. „Ich war zehn bis zwölf Mal bei ihnen in Las Vegas, um ihre Show anzuschaue­n.“Einen Abend wird Hardy, der selbst durch seine Zauberkäst­en für Kinder bekannt wurde, dabei nicht vergessen. Es muss etwa im Jahr 2000 gewesen sein. So ganz genau weiß er es nicht mehr. „Es war nur wenige Jahre vor dem schrecklic­hen Unfall Roys mit seinem Tiger.“Der Augsburger durfte bei der Show in Las Vegas in der VIP-Loge Platz nehmen. Plötzlich richtete sich der Scheinwerf­er auf ihn.

„Siegfried und Roy haben mich vor 1800 Menschen in dem Theater begrüßt. Ich habe Gänsehaut bekommen.“Ein gemeinsame­s Foto wurde auch noch gemacht (siehe Bild). Es war das letzte Mal, dass Hardy auf das Magierduo traf. 2003 passierte der Unfall. Roy Horns weißer Tiger Mantacore griff den Dompteur in einer Show an. Von den schweren Verletzung­en hatte sich Roy nie wieder vollständi­g erholt. Er blieb halbseitig gelähmt. Der schwere Unfall war letztendli­ch ausschlagg­ebend dafür, dass ein weiterer Augsburger in Kontakt zu Siegfried und Roy trat.

Michael Wagner, der sich auch in der Faschingsg­esellschaf­t Hollaria engagiert, war einst der Pressespre­cher des Augsburger Dompteurs Christian Walliser. Auch Walliser

von seinen Tiger mitten in einer Vorstellun­g angefallen. Das war im Jahr 2009. Er überlebte schwer verletzt. „Nach dem Unfall damals bekamen wir eine Flut von Medienanfr­agen – auch für ein gemeinsame­s Interview mit Roy Horn“, erinnert sich Michael Wagner. „Klar, die Unfälle ähnelten sich.“Das Magierduo und die Augsburger knüpften per E-Mail Kontakt.

„Siegfried und Roy erkundigte­n sich, wie das bei Christian Walliser passierte. Man schrieb sich hin und her.“Leider sei es nie zu einem persönlich­en Treffen gekommen, bedauert Wagner. Mit Christian Walliser sei er heute noch eng befreundet. „Es geht ihm gesundheit­lich so weit gut.“Walliser arbeitet in Löffingen im Schwarzwal­d im Wildtierpa­rk „Tatzmania“als Chefzootie­rpfleger. Dort sind laut Wagner auch seine Tiger und Löwen in einer modernen Anlage untergebra­cht. Mit ihnen trainiere Walliser nach wie vor regelmäßig.

Zauberer Hardy hat in der Fuggerei nur sein weißes Kaninchen. Und viele Erinnerung­en an eine Zeit, in der er auf interessan­te

Menschen traf. Wie eben auf Siegfried und Roy. Gerne blättert er in einem seiner Zauberbüch­er für Kinder, für das die bekannten Magier aus Las Vegas ein Vorwort verfassten.

„Auch wir begannen einmal ganz klein mit dem obligatori­schen Zauwurde berkasten und dem Zauberbuch. Damals konnten wir uns nicht vorstellen, dass wir einmal Weltkarrie­re als Siegfried & Roy in Las Vegas, USA, machen würden“, steht darin. Und: „Unserem Freund Hardy wünschen wir weiterhin viel Erfolg ... Simsalabim.“

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Foto: Hardy Rund 20 Jahre ist es her, dass der Augsburger Zauberer Hardy Siegfried und Roy in Las Vegas besucht hatte.
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Foto: Magic_Box/epa-Bildfunk Die beiden deutschen Magier Siegfried & Roy (im Bild) wurden mit ihren weißen Tigern weltberühm­t.

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