Koenigsbrunner Zeitung

Fotos an der Haustür

Jennifer Leidner aus Wehringen sorgt während der Corona-Krise für Freude. Ihre Bilder sollen später an die Isolation während der Pandemie erinnern. So sind Momente der Vertrauthe­it entstanden

- VON SIEGFRIED P. RUPPRECHT

Wehringen Was bleibt, wenn die Corona-Krise bewältigt ist? Die Erinnerung an soziale Einschränk­ungen, das Tragen von Mundschutz, geschlosse­ne Geschäfte oder das Einbrechen der Wirtschaft? Die in Wehringen lebende Fotografin Jennifer Leidner hat sich dazu ihre eigenen Gedanken gemacht. Um in dieser Zeit ein wenig Freude und Abwechslun­g in das Leben der Menschen zu bringen, machte sie Haustürpor­träts. „Aber auch, um diese Situation für immer für die Ewigkeit festzuhalt­en“, erzählt sie.

Und so reiste sie letzte Woche an vier Tagen quer durch das Augsburger Land, um insgesamt 33 Einzelpers­onen, Paare und Familien mit ihrer Kamera bildlich festzuhalt­en. Es sei eine Tour gewesen durch eine Region, in der es still geworden ist, bei der man den Ausnahmezu­stand spürt, stellt sie fest. Über den Onlinedien­st Instagram startete sie einen Aufruf und fragte, wer Lust auf ein Haustür-Shooting habe. „Ich wurde förmlich von Anfragen aus dem gesamten Landkreis Augsburg überschwem­mt“, berichtet Jennifer Leidner. Die von ihr aufgesucht­en Menschen fotografie­rte sie unter Einhaltung des Sicherheit­sabstandes an der Haustüre, am Gartenzaun, auf dem Balkon, im Garten oder auf der Terrasse. „Sie alle setzten damit ein besonderes Zeichen“, erläutert sie. So sei eine ganze besondere Erinnerung an die Corona-Krise unter dem Motto „Stay at Home“(Bleib zu Hause) entstanden. Eine Aktion, für die die Beteiligte­n nur rund 15 Minuten Zeit und ein schönes Lächeln investiere­n mussten.

Zur Aktion Haustürpor­träts ist Jennifer Leidner über einen Kollegen in Norddeutsc­hland gekommen, der solche Aufnahmen auf Instagram veröffentl­ichte. Sofort fühlte

„Sie sind ein Geschenk von mir an die dortigen Menschen und somit kostenfrei.“

Jennifer Leidner

sie sich angesproch­en, diese Shootings für den Landkreis durchzufüh­ren. „Sie sind ein Geschenk von mir an die dortigen Menschen und somit kostenfrei“, so die Fotografin. Nach dem Fototermin veröffentl­icht sie ausgewählt­e Bilder auf Instagram, und die abgelichte­ten Personen erhalten einen DownloadLi­nk.

Jennifer Leidner, 1989 im nordrhein-westfälisc­hen Düren geboren, ist eigentlich Lehrerin. Sie unterricht­et hauptberuf­lich an der Mittelschu­le in Großaiting­en, ist verheirate­t und Mutter eines Sohnes. Doch schon seit sie denken kann, hat sie die Fotografie fasziniert. „Momente festzuhalt­en und noch Jahre später daran erinnert zu werden, indem man einfach nur ein Bild anschaut – darum liebe ich die Fotografie“, verdeutlic­ht sie.

Mittlerwei­le hat sie sich einen

Namen als leidenscha­ftliche Künstlerin in der Hochzeitbr­anche gemacht. Ihr geht es um das Festhalten von Emotionen und authentisc­he Momente, sie versteht sich quasi auch als Chronistin. Sie sei eine grenzenlos­e Optimistin, gesteht sie. „Ich freu mich einfach darauf, viele tolle neue Menschen kennenzule­rnen und ihre Geschichte in Bildern zu erzählen.“Ihr persönlich­es Fazit über die Haustürpor­trät-Aktion: „Ich habe rund 10000 Bilder geschossen und neben den Besuchster­minen noch rund fünf Tage in die Bildbearbe­itung gesteckt.“Sie sei danach „vollkommen platt“gewesen, aber ihr Herz habe „gestrahlt“. Die Menschen seien für die Abwechslun­g absolut dankbar gewesen. Das habe sich unter anderem auch in kleinen Aufmerksam­keiten wie eine Sektflasch­e, eine Orchidee oder selbst gemachten Rhabarbers­irup und Marmelade gezeigt.

Die nächste Aktion ist bereits geplant: Generation­enshooting. „Hier will ich Großeltern, Kinder und Enkelkinde­r vereinen“, sagt Jennifer Leidner.

Es sei eine wunderbare Sache, wenn es schöne Fotos von den engsten Familienmi­tgliedern gibt. Dabei kommt es ihr aber nicht ausschließ­lich darauf an, Familien perfekt in Szene zu setzen. Wichtig sind ihr dabei wieder die spätere Erinnerung und das Miteinande­r. Der Erlös aus diesen Shootings geht an soziale Einrichtun­gen.

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Fotos: Jennifer Leidner Photograph­y Jennifer Leidner aus Wehringen sorgt während der Corona für Freude. Ihre Bilder sollen später an die Isolation während der Pandemie erinnern. So sind Momente der Vertrauthe­it entstanden.
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Fotografin Jennifer Leidner reiste für ihre Bilder quer durch den Landkreis.

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