Wir sind für Sie da…
J etzt, da ich eine Pandemie erlebe, weiß ich, warum zu Zeiten der Pest so viele Leute gemalt wurden, die gelangweilt auf der Couch rumlagen. In solch verzweifelten Momenten geht man auch schon mal zum Äußersten und schaut Werbung. Der größte Fehler seit Langem. Die Werbung im Fernsehen ist noch unerträglicher als sonst. Die Firmen tun in Zeiten von Corona nämlich so, als würden sie sich dafür interessieren, wie es mir geht. Statt mir den Slogan „Kaufen Sie einen Toyota“entgegen zu rufen, spielt der Fernseher beruhigende Musik und versucht Empathie zu zeigen: „Das sind beunruhigende und schwierige Zeiten für uns alle.“
Ein ähnliches Genre ist die „Wir sagen Danke“- Werbung, die gerade ebenfalls etwas zu gerne benutzt wird. Darin bedanken sich Firmen bei ihren systemrelevanten Arbeitern wie Kassierern, Lieferboten und Krankenpflegern. Warum sie diese Angestellten nicht besser bezahlen, wenn sie ihnen so wichtig sind, bleibt natürlich geheim. Auch mein Email-Postfach ist vor Firmen, die mir ihre Liebe gestehen, nicht gefeit. Jede Firma, mit der ich je Geschäfte gemacht habe, schießt mich mit Emails zu. Betreff: „Wir sind für dich da...“Nachricht: „... wenn du uns dein Geld gibst.“
Hört bitte auf, so zu tun, als wärt ihr systemrelevant. Ihr verkauft Star-Wars-Tassen. Ich glaube, ich werde die Seuche auch ohne eine „Shit happens“-Teesocke überleben. Natürlich sind es gerade ökonomisch schwere Zeiten für viele Werbetreibende, aber wenn man eines nie vergisst, wird man sie überleben: Kaufen Sie einen Toyota.