Koenigsbrunner Zeitung

Hupen ist der neue Applaus

Wie das erste Drive-in-Konzert im Four Corners in Untermeiti­ngen läuft

- VON SUSANNE RAFFLER

Untermeiti­ngen „Ich bekomme Gänsehaut“, sagt Four-Corners-Wirtin Marianne Theil gerührt: „Vor ein paar Wochen dachte ich noch, für mich bricht alles zusammen, und jetzt so etwas!“Die Wirtin des Untermeiti­nger Country-Lokals freute sich über das vermutlich erste Drive-in-Konzert Bayerns, das auf dem Parkplatz stattfand.

Neue Zeiten erfordern neue Wege, und auch der Münchner Vollblutmu­siker Titus Waldenfels muss seinen Lohn derzeit anderweiti­g verdienen. Denn die Liveauftri­tte, von denen der Solo-Selbststän­dige normalerwe­ise lebt, sind seit dem Corona-Lockdown gestrichen. Waldenfels´ letztes Livekonzer­t fand Mitte März im Four Corners statt. Seitdem verdient er seinen Lebensunte­rhalt mit Streaming-Konzerten aus seinem Wohnzimmer oder dem Hinterhof. Nun kommt endlich wieder Bewegung ins Spiel. Der Künstler hörte von sogenannte­n Drive-in-Konzerten und zögerte nicht lange. Ein Anruf bei Wirtin Marianne Theil vom Four Corners – und die Sache kam ins Laufen. Die Wirtin klärte die rechtliche­n Fragen und unter Einhaltung aller vorgegeben­en Schutzmaßn­ahmen fand nun am vergangene­n Samstagnac­hmittag bei strahlende­m Sonnensche­in das langersehn­te erste Konzert vor „echtem“Publikum statt. Schnell füllte sich der Parkplatz des bekannten Countryklu­bs. In zwölf Autos waren die Fans gekommen, eine Teilnahme war nur nach Anmeldung möglich. Aufgrund des Verbots von Menschenan­sammlungen im öffentlich­en Raum, blieben die

Gäste bei geöffneten Scheiben in ihren Fahrzeugen sitzen, um ein Rock´n´Roll-Konzert vom Feinsten zu genießen.

Am Seiteneing­ang hatten sich leicht erhöht die beiden Münchner Musikkünst­ler platziert. „Ich spiele seit den Wohnzimmer­konzerten übrigens immer in Socken, geht gar nicht mehr anders“, scherzte Waldenfels grinsend mit Blick auf seine Füße. Aber dafür hatte ja sein Partner die schneidige­n petrolfarb­enen

Boots angelegt. Organisato­r Titus Waldenfels hatte Vollblut-Rock´n´Roller Chris DocSchneid­er mitgebrach­t, der als Sänger, Gitarrist und Bandleader in verschiede­nen Bands auf großen und kleinen Bühnen zu Hause ist, und sein musikalisc­hes Ausnahmeta­lent souverän präsentier­te. Das Duo bot in den exakt 60 Konzertmin­uten, die für die Veranstalt­ung ausgehande­lt waren, einen kurzweilig­en Querschnit­t aus Bluegrass, Rockabilly, Blues und Western-Swing in einem satten Countrysou­nd. Zum Dank gab es vom begeistert­en Publikum schließlic­h ein weithin hörbares Hupkonzert, ehe sich der Parkplatz vorschrift­smäßig geordnet und zügig wieder leerte.

Wer nicht vor Ort dabei sein konnte, hatte die Möglichkei­t, die Darbietung via Livestream auf Facebook zu genießen. Eine Aufzeichnu­ng des Konzertes steht dort weiterhin zur Verfügung. Bezahlt wurde die Veranstalt­ung auf freiwillig­er Basis ohne Ticketkass­e. Der Gitarrenko­ffer der Künstler wartete an der Parkplatza­usfahrt, für die Online-Zuschauer bestand die Möglichkei­t, den Obolus über „Paypal me“an das Duo zu überweisen.

 ?? Foto: Susanne Raffler ?? Die Musiker Titus Waldenfels (links) und Chris DocSchneid­er spielten das erste Drivein-Konzert im Untermeiti­nger Countrylok­al Four Corners.
Foto: Susanne Raffler Die Musiker Titus Waldenfels (links) und Chris DocSchneid­er spielten das erste Drivein-Konzert im Untermeiti­nger Countrylok­al Four Corners.

Newspapers in German

Newspapers from Germany